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Fahrräder unter dem Brandenburger Tor am Stand von BBF auf der VELO Berlin
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VELO Berlin und Berliner Fahrradschau

In der Bundeshauptstadt steppte der Bär auf dem Fahrrad

Zwei Fahrradmessen, ein Termin, eine Stadt: Mit Spannung erwartete die Fahrradbranche den Auftakt der Fahrradsaison in Berlin am vergangenen Wochenende. Aus Branchensicht war insbesondere die Frage interessant, welche Auswirkungen die neue terminliche Konstellation der beiden Messen auf den Erfolg der Veranstaltung haben würden. Geschadet hat es offenbar weder VELO Berlin noch Berliner Fahrrad Schau: Beide Fahrradmessen melden Wachstum auf allen Ebenen.

Fahrräder unter dem Brandenburger Tor am Stand von BBF auf der VELO BerlinStart frei zum Lastenradrennen auf der VELO BerlinDie Gänge der Station schaffen ein besonderes Flair bei der BFS

Diese Aussagen bestätigt auch der subjektive Eindruck beim Besuch beider Messen. Die Zahl der Aussteller ist gesteigen. Weit über 300 Marken wurden auf der VELO Berlin präsentiert, auf der Berliner Fahrrad Schau waren es um die 250.

Die Ausrichtung der beiden Messen ist grundsätzlich verschieden: VELO Berlin präsentiert sich als echte Fahrradmesse, die dem interessierten Fachbesucher Entscheidungshilfen für den nächsten Fahrradkauf gibt und über Neuheiten in den Fahrradläden informiert. Etablierte Unternehmen, aber auch einige ambitionierte Newcomer, dazu bekannte Namen aus dem Berliner Fahrradhandel (oftmals in Kooperation mit ihren Lieferanten) zeigten, was sie in der neuen Fahrradsaison zu bieten haben. Hinzu kam ein vielfältiges Rahmenprogramm, das beispielsweise eine neutrale Beratung zur Fahrradergonomie genauso einbezog wie den Austausch auf politischer Ebene. Erstmalig dabei waren 2015 das Bundesverkehrsministerium (BMVI) mit dem Nationalen Radverkehrsplan (NRVP). Auf verkehrspolitischer und wirtschaftlicher Ebene trafen sich vor allem viele Entscheider und Multiplikatoren auf der Fahrradmesse – allen voran das Partnerland Niederlande und beim Meeting der National Cycling Officers anlässlich der VELOBerlin sowie der Senat mit der erstmaligen Präsentation des Berliner Vorzeigeprojektes „E-BIKE Pendeln“. Internationale Strahlkraft bekam die VELOBerlin insbesondere durch die Eröffnung mit I.E. Botschafterin der Niederlande Monique van Daalen, Peter Litjens, dem Amsterdamer Verkehrsdezernenten, DI Robert Thaler (PEP) und Brigitta Worringen (BMVI).
Das Konzept geht auf: Mit insgesamt 14.500 Besuchern konnte ein neuer Besucherrekord für die VELO Berlin verzeichnet und das Vorjahresergebnis um 20 % nochmals übertroffen werden.

Partystimmung in der STATION

Auf der Berliner Fahrrad Schau in den historischen Hallen der STATION am Gleisdreieck wurde eine riesige Fahrradparty gefeiert. Als Fahrradkultur Messe titulieren die Messenveranstalter deshalb auch ihre Fahrradschau. Emotionen und Leidenschaft für das Fahrrad - dies wurde hier in vielen Facetten deutlich (siehe eigener Bericht bei velobiz.de). Wie beispielsweise in der Handmade-Area, in der detailverliebte Rahmenausbauer aus aller Welt ihre Schätzchen zeigten, oder aber am Italien Pavilion, wo das traditionelle Handwerk mit klassischen Modellen bis hin zu Cargobike-Varianten zelebrierte wurden.
Ein richtiger Renner war die Event-Area, in der zum Teil hochkarätiger Radsport in Aktion geboten wurde. Laut Veranstalter haben über 1000 Athleten an verschiedenen Wettbewerben wie BMX Flatland, 4X oder Bike Polo teilgenommen. Und nicht zuletzt gab es den 24-Stunden Weltrekordversuch von Christop Strasser auf dem Tempelhofer Feld, der nach 996,1 Kilometer und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 37 km/h von Erfolg gekrönt wurde.
Auch die Berliner Fahrrad Schau meldet einen Besucherzuwachs. Im Schlussbericht wird eine Zahl von 20.000 Besuchern genannt, die in die STATION geströmt seien. Die Veranstaltung startete in diesem Jahr bereits am Freitagabend mit einer gutbesuchten Late-Night-Party.

Quo Vadis Berliner Fahrradmessen?

Ein Großteil der Aussteller auf beiden Messen zeigten sich im Gespräch mit velobiz.de sichtlich zufrieden mit der Resonanz am Messestand. Sie hatten offenbar die richtige Entscheidung für ihren Messeauftritt getroffen. Allerdings fiel auch auf, dass bei traditionellen Herstellern wie Canyon, Giant oder Specialized auf der Berliner Fahrrad Schau – trotz durchaus ansprechendem Standdesign mit zahlreichen Highend-Modellen – es auf diesen Ständen vergleichsweise ruhig zuging. Insofern werden Aussteller auch bei kommenden Ausgaben beider Messen – und davon ist aktuell auszugehen, dass beide Veranstaltungen eine Fortsetzung finden – genau überlegen, wo sie ihre Kunden und Interessenten erreichen können. Einige Unternehmen waren sogar auf beiden Messen präsent, wie z.B. Importeur Messingschlager, der auf der VELO Berlin größer ausstellte und auf der BFS ausschließlich die Kettenmarke KMC zeigte. Auch das ist eine Strategie. Wünschenswert wäre auch, dass der eine oder andere große Markenhersteller, der sich in diesem Jahr gegen einen Auftritt in Berlin entschieden hatte, wieder in der Bundeshauptstadt beim Saisonauftakt der Branche Flagge zeigen würde.

Beide Messen, die VELOBerlin als Publikumsleitmesse und die Berliner Fahrrad Schau als Fahrradkulturmesse, haben am vergangenen Wochenende für eine hohe Aufmerksamkeit für das Thema Fahrrad in Berlin und darüber hinaus gesorgt. Sicher ließe sich diese Aufmerksamkeit sogar noch steigern, wenn beide Messeveranstalter an Stellen, wo es sinnvoll und möglich ist, stärker als bisher kooperieren würden. So könnten beispielsweise auch die Berlin Bicycle Week, in deren Rahmen die Berliner Fahrrad Schau durchgeführt wurde, durchaus noch aufgewertet werden. In Berlin würde dies mit Sicherheit auf fruchtbaren Boden fallen.

25. März 2015 von Jürgen Wetzstein
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