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v.l.: Siegfried Neuberger, Frank Peiffer, Susanne Puello, Frank Larschow, Ralf Kindermann, Stefan Reisinger
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Wirtschaftsgespräch auf der Eurobike

Trotz Absatzrückgang besteht kein Grund zur Nervosität

Das erste Halbjahr 2016 gab nicht unbedingt Anlass zum Jubeln: Stückzahlenmäßig liegt der deutsche Fahrradmarkt beim Absatz von Fahrrädern und E-Bikes mit 5 bis 8 % im Minus. Steigende Durchschnittspreise aufgrund eines weiterhin starken E-Bike-Markt hielten die Umsatzerlöse zumindest in der Waage. Dies waren die Eckdaten, die ZIV-Geschäftsführer Siegfried Neuberger mit aufs Podium des traditionellen Wirtschaftsgespräch am Vortag der Eurobike gebracht hatte. Weiteres zentrales Thema: die wachsende Bedeutung der Digitalisierung im Fahrradmarkt.

Der ZIV geht von 1,6 Mio. produzierten E-Bikes und Fahrrädern im ersten Halbjahr 2016 aus. Damit liege man nur knapp unter dem hohen Vorjahresniveau. Der Fahrradabsatz in den verschiedenen Vertriebskanälen schwächelte allerdings, was Neuberger insbesondere auf das wechselhafte Wetter zurückführte. Spontankäufe hätten darunter besonders gelitten, während Käufen von höherpreisigen Rädern, insbesondere E-Bikes, eine längere Planungsphase vorausgehe, die dementsprechend wenig unter den ungünstigen Rahmenbedingungen gelitten hätten. Eine Einschätzung, die Susanne Puello, Geschäftsführerin der Winora Group, bestätigte: „2016 hat auch seine Schwächen gezeigt. Davon betroffen war insbesondere der Bereich der analogen Fahrräder.“ Diese Schwankungen seien den Marktteilnehmern über die Jahre hinweg bekannt und machen den Markt nicht nervös, betonte Neuberger, der noch weitere Zahlen in petto hatte: Für E-Bikes rechnet der ZIV in 2016 mit leicht ansteigenden Stückzahlen. Die Prognose liegt bei 560.000 Stück, was einem Wachstum von ca. 5 % entsprechen würde.

Stationärer Handel versus Online-Handel

Die wachsende Bedeutung des Online-Handels war ein weiteres zentrales Thema des Branchengesprächs, was nicht nur daran lag, dass mit Ralf Kindermann der Geschäftsführer von fahrrad.de-Betreiber Internetstores auf dem Podium saß. 170.000 Fahrräder setzte das Unternehmen jährlich im Internet ab, berichtete Kindermann. Dabei seien insbesondere sportive Radfahrer überproportional stark als Käufer vertreten im Gegensatz zu der Zielgruppe der Alltagsradler.

Dass der Erfolg von Online-Händlern wie fahrrad.de dem stationären Fachhandel das Wasser abgraben könnte, das macht zumindest Fahrradhändler Thorsten Larschow aus Cuxhafen, der ebenfalls auf dem Podium saß, keine Angst. Der umtriebige Händler aus Norddeutschland setzt auf gut geschultes Verkaufspersonal und ein Standbein im Fahrradtourismus, bei dem erst ein kleiner Teil der sich bietenden Möglichkeiten genutzt würden.

Wichtige Herausforderung für den Fachhandel in der Zukunft wird die Verbindung von Online- und Offline-Kanälen sein, das war ein Tenor der Industrievertretern, darunter Shimano-Manager Frank Peiffer. "Für den Fachhandel bietet das Internet die Möglichkeit, neue Zielgruppen zu erreichen", sagte Peiffer. Jetzt gilt es, den Online-Kanal und das stationäre Geschäft miteinander zu verknüpfen. „Es ist die Aufgabe der Industrie, dies zu ermöglichen und zwar unter Einbindung der Fachhandelspartner“, erklärt hierzu Susanne Puello.

Insgesamt blickte die Fahrradbranche durchaus positiv in Zukunft. Die politische Wahrnehmung für das Fahrrad steigt. Radschnellwege sollen beispielsweise zukünftig im Rahmen der verfassungsrechtlichen Möglichkeiten vom Bund stärker gefördert werden. Die Interessenverbände aus Industrie, Handel und die Vertreter der Radfahrer sehen ihre jahrelange, intensive Werbung für bessere Radverkehrsinfrastruktur damit endlich bestätigt.

30. August 2016 von Jürgen Wetzstein

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