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Die ernsten Gesichter täuschen über die wahre Stimmung in der Fahrradbranche hinweg: v.l. Klaus Wellmann, Mathias Seidler, Christoph Goebel und  Andreas Lübeck
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Branchengespräch zur Eröffnung der Eurobike:

Fahrradfachhandel ist der Gewinner des Radfahr-Booms

Das Fahrrad ist das Produkt der Stunde: Darin waren sich alle Beteiligten beim traditionellen Wirtschaftsgespräch am Tag vor der Eröffnung der Eurobike einig. Inflation durch steigende Benzinpreise, Umweltbewusstsein und Gesundheitstrend spielen der Fahrradbranche viele Trümpfe in die Hand. Jedoch: Bei den Verkaufszahlen für das erste Halbjahr 2008 hat dieser Trend noch nicht voll durchgeschlagen, geht aus den vorgelegten Halbjahreszahlen vor. Der Fachhandel konnte trotzdem vom Fahrrad-Boom doppelt profitieren: durch einen weiter gestiegenen Anteil am Gesamtumsatz der Fahrradbranche und sich positiv entwickelnden Werkstattumsätzen.

Die nüchternen Zahlen, die Christoph Goebel, Vorsitzender des Zweirad Groß- und Außenhandelsverband (ZGA) für die ersten sieben Monaten des Jahres 2008 vorlegte, stimmen zunächst nicht unbedingt euphorisch: So seien bis Ende Juli 2008 an den Handel insgesamt 2,842 Mio. Fahrräder geliefert werden, was den Vorjahreswert gerade mal um 1 % übertrifft. Dennoch: „Nachdem der Konsum insgesamt in Deutschland keine Belebung zeigt, ist der Fahrradabsatz im ersten halben Jahr durchaus als erfolgreich einzustufen“, so Goebel. Für das gesamte Jahr 2008 erwarten Branchenexperten eine „ausgesprochen gute Entwicklung“. Von 3 bis 5 % Wachstum spricht beispielsweise Derby-Cycle-Geschäftsführer Matthias Seidler. Zudem erwartet er, dass der Anteil des Fachhandels am Gesamtumsatz am Ende des Jahres 2008 bei 78 % liegen wird. „Ein Wert der in der deutschen Einzelhandelsbranche seines gleichen sucht“. Seidler begründet diese Entwicklung damit, dass der Kunde auf der Suche nach Service- und Beratungsqualität sei und eine Klarheit in der Auswahl wünsche. Dem stimmte auch Fachhandelsexperte Andreas Lübeck zu, der im Fahrradfachhandel zwei Strömungen ausgemacht hat: die Entwicklung zu großen Flächen und im Gegensatz dazu jedoch auch eine steigende Tendenz zu kleineren Läden, die sich die Standortnähe zu Nutze machen können. Insgesamt sieht Lübeck die Zahl der Händler momentan auf einem recht stabilen Niveau.

Mehr Produktion in Deutschland

Die inländische Produktion konnte in diesem Jahr gesteigert werden. 1,658 Mio. Fahrräder im ersten Halbjahr bedeuten ein Plus von 150.000 Rädern, die komplett in den Export wanderten. Der Import konnte im selben Zeitraum von 1,638 Mio. Fahrräder im Jahr 2007 auf 1,774 Mio. Fahrräder im Jahr 2008 gesteigert werden.

Das Marktvolumen der Fahrradbranche in Deutschland beziffert der ZGA mit rund drei Mrd. EUR, davon werden 1,7 Mrd. mit Fahrrädern und 1,45 Mrd. EUR mit Reparaturen, Zubehör und Ersatzteilen erwirtschaftet. Gerade im Zubehör- und Werkstattgeschäft mache sich, so Goebel die stärkere Fahrradnutzung in den ersten sechs Monaten bemerkbar. Es gibt zwar keine konkreten Zahlen, doch wird hier mit einem Zuwachs von 7 bis 8 % gerechnet.

Shooting-Star E-Bike

Zwar führen Trekking-Räder weiterhin mit einem Anteil an Stückzahlen von 32 % die Verkaufsliste vor City- und Mountainbikes an. Die stärksten Zuwachsraten wurden jedoch mit E-Bikes und Pedelecs erzielt. Der ZGA rechnet mit rund 100.000 verkauften E-Bikes und Pedelecs im Jahr 2008. Damit hat dieses Produktsegment eine „interessante Zahl erreicht“, wie Seidler sagt, die nur Auftakt einer weitere stark steigenden Entwicklung ist. E-Bikes und Pedelecs werden immer stärker im Straßenverkehr wahrgenommen. Diese Sichtbarkeit werde zu weiteren Steigerungen in der Nachfrage führen.

Glänzender Ausblick

Ohnehin sorgt das Thema derzeit in den Medien nicht nur für viele positive Schlagzeilen. „Der richtige Run hat noch gar nicht eingesetzt“, ist sich Andreas Lübeck sicher. Der Drang zur stärkeren Fahrradnutzung werde sich jedoch kurz- und mittelfristig auch in einer steigenden Zahl von verkauften Fahrrädern niederschlagen, so Lübeck.

3. September 2008 von Jürgen Wetzstein

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