Trekkingräder bei Warentest: Stellungnahme ADFC
Wesentliches Problem liegt in der technischen Betriebssicherheit
„Wir bedauern, dass unsere Pressemitteilung ‚Zu viele Billigkomponenten an teuren Rädern’ vom 24. April 2009 zum Trekkingradtest der Stiftung Warentest für Irritationen gesorgt hat. Ob teuer oder billig - der Verbraucher muss erkennen und beurteilen können, was er kauft. Das setzt vor allem zwei Dinge voraus: Erstens informierte Verbraucher und zweitens entsprechende Produktinformationen.
Aus Sicht des ADFC ist die Situation in beiden Fällen in der Breite des Fahrradmarktes noch nicht befriedigend. Mit seiner Arbeit im Bereich Qualität und Technik will der ADFC verstärkt einen Beitrag dazu leisten, die Position der Verbraucher zu stärken. Der von uns bevorzugte Weg ist dabei die konstruktive Zusammenarbeit mit den Repräsentanten der verschiedensten Interessengruppen am Fahrradmarkt. Dass es im Rahmen dieser Arbeit zu Kontroversen kommen kann, liegt in der Natur der Sache: Unterschiedliche fachliche Sichtweisen und unterschiedliche Interessen sollten deutlich gemacht und nicht „verkleistert“ werden.
Ob teuer oder billig, ein wesentliches Problem besteht in der Gewährleistung der technischen Betriebssicherheit von Fahrrädern. Diesbezüglich besteht Handlungsbedarf vor allem auf zwei Feldern. Zum einen betrifft dies das Bündel von Normen, die von unterschiedlicher – und nicht nur von unserer Seite - unter Kritik stehen. Aber bei allen Vorbehalten, die man gegenüber den Einzelnormen bzw. am Normengefüge haben kann: Zunächst gilt die Minimalforderung, dass die Verbraucher sicher sein können, dass den Anforderungen, die aus diesem Normen resultieren, auch entsprochen wird - und dies durchgängig über die gesamte Wertschöpfungskette. Zum anderen betrifft dies eine systemische Prüfung der Betriebsfestigkeit des gesamten Fahrrads. Der ADFC sieht eine derartige Prüfung als notwendig an.
Einige Organisationen und Institute nehmen Produktprüfungen, die diesen Anspruch haben, bereits heute vor. Allerdings sind diese vorgenommenen Prüfungen unter fachlichen Gesichtspunkten in Wissenschaft und Praxis nicht unumstritten. Der ADFC ist der Auffassung, dass an eine derartige Prüfung – neben der vorauszusetzenden fachlichen Belastbarkeit – Anforderungen zu erfüllen hat wie: Praktikabilität in der Breite, allgemeine Anerkennung, Transparenz, Unabhängigkeit der Prüfung und Öffentlichkeit der Prüfungsergebnisse. Das alles läuft auf eine Normung einer derartigen systemischen Produktprüfung hinaus. Dies ist auch der Grund für die Mitarbeit des ADFC in einer Arbeitsgruppe, die die fachlichen Voraussetzungen für eine derartige Norm erarbeiten möchte. Dieser Arbeitsgruppe gehören neben unserem Verband der Deutsche Verband für Materialforschung und -prüfung, das Fraunhofer Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit, das Steinbeis Transferzentrum für Entwicklung, Mess- und Prüftechnik, der Zweirad-Industrie-Verband, die Stiftung Warentest, die TU Hamburg-Harburg sowie verschiedene Prüfinstitute und Hersteller an.“
Prof. Dr. Bernd Lemser
Mitglied des ADFC-Bundesvorstands
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