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Die "Spezi" lockte auch 2008 große Mengen Fahrradbegeisterter nach Germersheim.
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13. Germersheimer Spezi:

Professionalität und Kreativität bringen Spezialradbranche voran

Mobilität mit Dach über dem Kopf und verstärktes Liebäugeln mit elektronischer Schubunterstützung – nur zwei von mehreren Trends, die auf der 13. Spezialradmesse in Germersheim den Stand der Entwicklungen dokumentierten. Zufriedene Aussteller und ein begeistertes Publikum bescheinigten: Die Branche ist auf dem richtigen Weg.

Die "Spezi" lockte auch 2008 große Mengen Fahrradbegeisterter nach Germersheim.Ein schöner Aufbau für das Trice "Q"-Modell von BorealisAuch der Brennstoffzellen-Antrieb (hier bei Van Raam) war ein Thema auf der "Spezi"Edler Neuzugang aus Spanien von Metabikes.

Veranstalter Hardy Siebecke konnte am Sonntagabend gelassen von einer erfolgreichen 13. Spezialradmesse sprechen. Etwa 8200 Besucher sahen am 26. und 27. April 2008 wieder 95 Aussteller – 25 kamen in diesem Jahr aus dem Ausland. Und alle hatten Spaß. Optimales Wetter – tatsächlich ist sogar das auf der „Spezi“ obligatorisch – sorgte dafür, dass Rad-Fans beide Tage begeistert über die Test-Tracks hinter der Ausstellungshalle herfielen und auf den Ständen davor eine fast Kirmes-mäßige Atmosphäre schafften.
Dabei wird der Frühjahrs-Termin nicht mehr nur von Falt-, Liege-, Dreirad- und Reha-Herstellern genutzt. Auch immer mehr klassische Trekking-Hersteller kommen in die Südpfalz: Utopia, Velotraum, Riese und Müller sind schon seit Jahren Spezi-Aussteller, im Zubehör-Sektor sind unter anderem Messingschlager und diesmal auch Busch & Müller vertreten. Das gut vorinformierte und begeisterungsfähige Publikum ist ihr Hauptargument. „Schon der Samstag war für mich definitiv erfolgreicher als der Sonntag der Eurobike,“ meint Stefan Stiener, Geschäftsführer von Velotraum. Und auch Guido Müller findet das Publikum bei seiner Messepremiere „sehr interessiert“.

Drei Räder mit und ohne Deckel

Der Trike-Trend innerhalb der Szene hält an – nach den Neuentwicklungen der letzten Jahre wird jetzt hauptsächlich feingetunt. Auffällig war die starke Präsenz von Velomobilen. Auch wenn sich nur sehr wenige den Traum vom Zero-Emission-Car erfüllen, wie die Verkaufszahlen zeigen: Die Kunststoff-Zigarren unter den Bikes sind ein Publikumsmagnet, und die Konzepte werden immer ausgefeilter.Steven Schleicher geht einen eigenen Weg und zeigt mit dem Prototyp Borealis einen sehr schönen separaten Aufbau speziell für das Trice Q-Modell der englischen Firma ICE. So lässt sich ein vollwertiges Velomobil im Sommer als Frischluft-Trike fahren. Umbauzeit: Knapp eine halbe Stunde. Kirk Seifert, mit seiner neuen Firma Icletta Importeur von Trice, will auch den Borealis in seine Vertriebsstruktur integrieren, wenn er denn in Serie geht. Ansonsten vertreibt Icletta nun auch Terracycle-Produkte, hochwertiges Zubehör fürs Spezialrad – von der Kleinteile-Box für den Flaschenhalter bis hin zum Allround-Adapter für Anbauteile.

Pedelecs in allen Variationen

Ein weiterer Trend, der parallel auch im Normalrad-Bereich auftritt: Die Bestückung mit Zusatzantrieb. HP Velotechnik bietet bei allen Modellen die Aufrüstung mit dem Bionix 250 PL als offizielle Option an. Der Käufer erhält für 1990 Euro ein Liege-Pedelec seiner Wahl. „Das Produkt ist aber erklärungsbedürftig, und wir werden vorerst nicht viel Werbung dafür machen“, erklärt Geschäftsführer Paul Hollants und verweist darauf, dass die Kraftbeisteuerung fürs Liegerad anders als beim Normalrad eingestellt werden muss.Im Reha-Bereich ist der Zusatzmotor heute schon fast nicht mehr wegzudenken. Van Raam zeigt seinen Fun2Go, ein Nebeneinander-Tandem für eine Person mit Handicap und eine Begleitperson, das nun mit einer Methanol-Brennstoffzelle bestückt werden kann. Sie liefert wesentlich mehr Amperestunden als ein herkömmlicher Lithium-Ionen-Akku. Das Rad für rund 4000 Euro wird damit allerdings nochmals um etwa 6000 Euro teurer –Großserienfertigung des Moduls auch für andere Bereiche könnte aber bald den Preis drücken.
Bei aller Hochspezialisierung kümmert man sich im Liegeradbereich nun endlich auch um die Einsteiger: Schürmann Mechanik bringt ein einfaches, aber vernünftig ausgestattetes Liegerad für knapp 1500 Euro auf den Markt. Das SoonW KL2 mit Vierkant-Stahlrahmen rollt auf 20-Zoll-Rädern und schaltet mit Srams Dualdrive. Ähnlich der Kinder-Lieger Estrellita: Für knapp 600 Euro will Altena den Kindern von etwa 8 bis 13 Jahren damit das Liegendradeln angewöhnen. Allerdings kommen die Komponenten zu diesem ebenfalls ungefedertem Rad aus einem etwas tiefer gelegenem Schubfach.

Piekfein fahren und falten

Edler geht es beim Liegerad-Neuzugang aus Spanien zu: Metabikes bietet mit dem Metaphysic einen Alu/Carbonrahmen mit Carbonsitzschale zur Komplettierung mit Rennrad-Komponenten an. Das kleine Schwarze für 28 Zoll-Räder soll je nach Komponenten ab neun Kilogramm wiegen. Rahmenpreis: ca. 1400 Euro.
Nobles zeigen auch die Faltradmacher: Bernds bestückt seinen bekanten Zwanzigzöller mit Tune-Teilen, Schmolke-Lenker und Maguras Marta mit Carbonhebeln und erhält so ein Rad von etwa neun Kilogramm – für 4500 Euro. Zu seinem 25-Jährigen Jubiläum bietet Falt-Riese Dahon die ganz in Weiß strahlende und ebenfalls fein bestückte Variante des Mju mit Dura-Ace-Schaltwerk für etwa 2500 Euro an.
Bei aller seriösen Professionalität: Der Unterhaltungsfaktor war auch dieses Jahr groß, dafür sorgten schon Veranstaltungen wie das obligatorische Trike-Rennen am Samstagnachmittag und unzählige skurrile Gefährte von Besuchern. Und wer hört, dass Liege-Tandem-Spezialist Zox als nächstes ein Back-to-Back-Tandem bauen will, bei dem die Fahrer also Rücken an Rücken sitzen, perfektes Panorama genießen und dank Zox-Vorderradantrieb auch unabhängig voneinander für Schub sorgen können, weiß: Verrückt wird es im Spezialrad-Sektor sowieso immer zugehen.

30. April 2008 von Georg Bleicher

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