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Zum letzten Mal wehten die IFMA-Fahnen vor dem Kölner Messegelände.
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Die letzte IFMA schließt ihre Tore

Adieu IFMA – Wohin rollt nun der (Fahrrad-)Messezug?

Als gestern Abend auf der Kölner Messe die letzten Besucher die definitiv letzte Auflage der IFMA verließen, werden wohl nicht wenige Marktteilnehmer zumindest in Gedanken die eine oder andere Träne weggedrückt haben. Schließlich hat die IFMA die Fahrradbranche seit über 40 Jahren als wichtiger Partner begleitet. Doch der Erfolg früherer IFMA-Zeiten wollte sich in den letzten Jahren nicht mehr einstellen, wie auch die letzte Auflage der Messe noch einmal deutlich zeigte: Die laut Messe rund 9000 Fachbesucher sind weniger als die Hälfte dessen, was noch im Schlussbericht der letztjährigen IFMA gemeldet werden konnte. Ganz aufgeben will man die Fahrradbranche in Köln jedoch nicht, vielmehr wird ihr mit der Intermot ab 2010 eine neue Plattform angeboten. In einem Punkt knüpfte die letzte IFMA somit quasi nahtlos an eine inzwischen auch schon langjährige Tradition an: Eines der zentralen Gesprächsthemen auf der Messe war wieder einmal die Frage, wie es mit der Fahrradmesse-Landschaft in Deutschland weitergeht. Manch einer will dabei schon klare Antworten gefunden haben.

Es war, als wollten viele Marktteilnehmer noch mal der IFMA Respekt zollen. Oft in leere Gänge blickend lobten Aussteller fast unisono die hohe Qualität der Fachbesucher und die rege Ordertätigkeit. Und das waren wieder einmal nicht etwa nur hohle Phrasen: Für manche Marktteilnehmer, in der Industrie wie im Handel, war die IFMA bis zuletzt eine wichtige Messe. Zumal der Wettbewerber Eurobike eigentlich erst in diesem Jahr erstmals in der Lage war, praktisch alle am Markt relevanten Unternehmen zu beherbergen.

Doch das die IFMA von Jahr zu Jahr für weniger Aussteller eine relevante Messe wurde, ließ sich zuletzt auf dem Kölner Messegelände kaum noch verbergen. So war es dann wohl auch die Kölnmesse selbst, die jetzt für die IFMA die Reißleine zog. Eine Ende mit Ankündigung: Der neue Messechef Gerald Böse gab im Juni unmissverständlich die Order aus, unrentable Messen im Programm nicht mehr zu Lasten der Gesamtwirtschaftlichkeit durchzufüttern. Und als dann auch noch die Computerspiele-Industrie mit mehreren hunderttausend Besuchern im Schlepptau mit dem Terminwunsch Mitte September an die Messetore klopfte, war es kein großes Geheimnis mehr, dass die IFMA in ihrer bisherigen Form wohl keine Zukunft hat.

Dem zuvor gegangen waren zwar noch intensive Gespräche zwischen Kölnmesse und der Fahrradindustrie, die laut diversen Quellen eine deutlichere Unterstützung der IFMA ernsthaft erwogen haben soll. Doch den Worten folgten offenbar keine Taten.

Die IFMA wurde aber wohl auch ein Opfer des Sparzwangs bei der Kölnmesse. Denn eine Neuausrichtung der traditionsreichen Messe als reichweitenstarke Publikumsmesse im Frühjahr scheiterte angeblich daran, dass der Messegesellschaft die dafür notwendigen Investitionen vor allem in Marketing und Werbung zu hoch gewesen seien.

Als IFMA-Alternative wird der Fahrradbranche nun die Motorradmesse Intermot angeboten, die ab 2010 um die Fahrrad-Aussteller erweitert werden soll. Allerdings fanden sich auf der IFMA kaum Aussteller, die sich zumindest gegenwärtig vorstellen können, diese Lösung mitzutragen. Das mag auch daran liegen, dass bislang nur die geplante Zusammenlegung von Motorrad und Fahrrad bekannt gegeben wurde, aber noch keine Details darüber, wie das geschehen soll. Dazu kommt, dass sich der Einkaufsverband Bico und angeblich auch die ZEG bereits kategorisch gegen eine Beteiligung an der Intermot ausgesprochen haben. Nicht wenige Marktteilnehmer hatten deshalb auf der IFMA das Gefühl, nicht nur die letzte IFMA miterlebt zu haben, sondern überhaupt die letzte Fahrradmesse in Köln.

Das Ende der IFMA wird jedoch nicht erst in 2010, sondern schon ein Jahr früher für einige Umwälzungen sorgen. Die ZEG hat jedenfalls schon bekräftigt, dass die Eurobike von ihr nicht als neue Hauptmesse genutzt werde. Vielmehr wolle der Verband, so ZEG-nahe Kreise, künftig eine Konkurrenzveranstaltung zur Eurobike auch über die eigenen Verbandsgrenzen hinweg organisieren. Das Wann, Wo und Wie liegt für Außenstehende gleichwohl noch im Dunkeln.

Die Bico hat hingegen bereits im Frühjahr das Fundament für eine langjährige Zusammenarbeit mit der Eurobike gelegt und dies der Fahrradbranche vor einigen Wochen mitgeteilt. Nach der Eurobike wird die Bico zudem künftig noch eine eigene Verbandsmesse durchführen, als deren Veranstaltungsort sich wohl immer deutlicher das neue Messezentrum von Verbandspartner ANWR im hessischen Mainhausen herauskristallisiert.

Darüber hinaus rechnen einige Marktteilnehmer nun mit einer Zunahme an Hausmessen und Nischenmessen bzw., dass bereits existierende Veranstaltungen in der Branche mehr Gewicht bekommen. Und auch die Möglichkeit, wieder einen Fachkongress für die gesamte Fahrradbranche zu veranstalten, wird im Markt durchaus positiv diskutiert.

Denkbar ist auch, dass im IFMA-freien Jahr 2009 in der Branche ein gewisser Leidensdruck entsteht, der eine stärkere Unterstützung einer Intermot im Jahr darauf nach sich zieht.

Unterm Strich lässt sich gegenwärtig wohl nur sagen, dass die Eurobike aus dem langjährigen Messe-Poker als klarer Gewinner hervor gegangen ist. Jetzt werden jedoch die Karten neu gemischt und eine neue Partie beginnt. Wer dabei in den nächsten Jahren mit am Tisch sitzt und wer am Ende die besten Karten hat, das ist noch weitgehend unbekannt.

Der Schlussbericht der IFMA mit detaillierten Zahlen zu Fachbesuchern, Publikum und Ausstellern wird hier als PDF-Dokument zum Download angeboten:
kmeigen_km_pr08_1222003296.pdf

22. September 2008 von Markus Fritsch

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