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Das Berliner Abgeordnetenhaus hat das erste Fahrradgesetz verabschiedet und damit Verkehrsgeschichte geschrieben.
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Nach drei Jahren Engagement

Berliner Abgeordnetenhaus verabschiedet Mobilitäts- und Radgesetz

Die Berliner Initiative Volksentscheid Fahrrad hat Grund zum Feiern: Am gestrigen Donnerstag wurde in der 29. Plenumssitzung des Berliner Abgeordnetenhauses das „Gesetz zur Neuregelung gesetzlicher Vorschriften zur Mobilitätsgewährleistung“ mit nur kleinen Änderungen verabschiedet.

Dem Gesetzesentscheid vorausgegangen war eine dreijährige Initiative von engagierten Radfahrern und Radfahrerinnen. Begonnen hatte die Initiative im November 2015 mit einem ersten Vernetzungstreffen und einer anschließenden Klausurtagung, bei der unter der Leitung von Heinrich Strößenreuther von der Agentur für Clevere Städte und Frank Masurat vom ADFC Berlin die zehn Ziele des Volksentscheids Fahrrad Berlin beschlossen wurden.

„Wir haben in Berlin Verkehrsgeschichte geschrieben: Dank des Engagements hunderter Menschen in unserer Initiative bekommen wir das erste Radgesetz Deutschlands, mit dem nun endlich verbindliche Vorgaben geschaffen werden. Unser Ziel war von Anfang an: einfach nur sicher und bequem Rad fahren zu können, und zwar gleich, ob Kinder, Senior(inn)en, Routinierte oder Radanfänger(innen). Diesem Ziel sind wir nun nähergekommen“, freut sich Kerstin Stark, die dem Team seit dem ersten Tag angehört und an den Verhandlungen des Radverkehrsteils des Gesetzes beteiligt war. Das Land Berlin verpflichtet sich mit diesem Gesetz zur Gestaltung einer fahrradgerechteren Stadt mit geschützten Fahrradwegen. Die Vision Zero – also das Ziel von null Verkehrstoten – ist nun fester Bestandteil des Gesetzes und maßgeblich für die weitere Verkehrsplanung in Berlin.

Nach zweieinhalb Jahren und dank der Mithilfe von hunderten Bürgerinnen und Bürgern und über 40.000 Stunden ehrenamtlichen Engagements ist der Volksentscheid Fahrrad an seinem Ziel angekommen. Im Dezember 2015 wurde ein goldenes Fahrrad mit zehn Zielen am Roten Rathaus aufgestellt. Heute sind fast 100 Mio. Euro für den Radverkehr in der Bundeshauptstadt eingeplant – zumindest auf dem Papier. Denn auf den Berliner Straßen hat sich immer noch kaum etwas geändert. „Fast zwei Jahre Rot-Rot-Grün und bislang ist kein einziger Radweg gebaut“, kritisiert Sophie Lattke, Initiatorin des Netzwerks Fahrradfreundliches Treptow-Köpenick.

„In den drei Jahren haben viele ihre Position verändert: Das Radverkehrs- und Mobilitätsgesetz ist Deutschland bestes Anti-Stau-Programm – eine Position, der sich auch Teile von CDU, und FDP, ADAC und der Industrie- und Handelskammer nicht mehr verschließen“, bemerkt Heinrich Strößenreuther, Initiator des Volksentscheids Fahrrad.

„Das Mobilitätsgesetz ist ein Meilenstein, aber eben auch nur ein Zwischenschritt“, betont Ragnhild Sørensen von Changing Cities. „Jetzt geht es um die bundesweite Verkehrswende. Berlin hat gezeigt, was möglich ist, wenn die Zivilgesellschaft richtig Druck macht. Mit Kampagnen wie #radfreude und #StopptDenStrassentod macht der Verein bereits seit zwei Jahren von sich reden. Auch bundesweit hat die Volksinitiative durch den Trägerverein Changing Cities e.V. das Thema auf die Agenda gesetzt und mittlerweile Radentscheide in mehr als zehn Großstädten und zwei Ländern angestoßen.

29. Juni 2018 von Nadine Elbert
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