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Jetzt bestellt, Spätsommer 2008 geliefert:

Lieferzeiten bei Shimano bereiten der Industrie Kopfzerbrechen

Wer heute als Fahrradhersteller bei Shimano eine Order für OE-Komponenten platziert, kann mit einer Lieferung der Teile frühestens im kommenden Sommer rechnen – bei manchen Teilen eher im Spätsommer. Wobei Lieferung hier den Zeitpunkt beschreibt, zu dem die Ware am Herstellungsort – also meist Japan, Singapur oder Malaysia - losgeschickt wird. Auslöser ist ein enormer Anstieg des Ordervolumens der Fahrradhersteller, der die Kapazitäten des Komponentenherstellers weit übersteige.

Die Probleme gehen fast durch das gesamte Sortiment von Shimano. Egal ob TX-30-Schaltungen, XT-Gruppen oder Nexus-Naben: Wer heute als Fahrradhersteller bei Shimano eine Bestellung platziert, braucht entweder viel Geduld oder gute Alternativen. Kaum ein Produkt ist bei dem japanischen Komponentenhersteller jedenfalls vor dem Ende der nächsten Saison zu bekommen.

Das hört sich dramatisch an und ist es in einem gewissen Maß auch. Gleichzeitig darf dabei aber nicht übersehen werden, dass die Lieferzeiten für neue Bestellungen gelten und die meisten Fahrradhersteller ihre Planung für 2008 bei Shimano schon längst eingereicht haben. Wie etwa Pit Kinzel von BBF, der dort u.a. als Produktmanager die Marke Checker Pig steuert: „Da wir klug disponieren, sind wir von der katastrophal schlechten Liefersituation bei Shimano nur wenig betroffen. Aber es kostet viel Nerven und ausgesprochen hochentwickelte, antizipatorische Fähigkeiten, um dies hinzubekommen“, sagt der Berliner.

Gespräche mit anderen Fahrradherstellern und –importeuren haben meist einen ähnlichen Tenor: Die meisten Bestellungen von 2008er Erstausrüstungsteilen von Shimano wurden schon im vergangenen Frühjahr getätigt. Die damals bestätigten Liefertermine gelten in der Branche allgemein als sicher. Dennoch herrscht in der Industrie eine spürbare Nervosität, dass mit der inzwischen mehr als angespannten Liefersituation bei Shimano eine flexible Reaktion auf den Saisonverlauf nicht mehr möglich ist.

Offenbar waren aber viele Fahrradhersteller, so stellt es sich zumindest aus Sicht von Shimano dar, für 2008 zu nervös. Wie Frank Peiffer, Vertriebs-Chef von Shimano Europa schon vor ein paar Wochen im Gespräch mit velobiz.de erklärte, läge das Ordervolumen für 2008 um über 20 % über dem Volumen dieses Jahres (das ebenfalls deutliche Steigerungen zum Vorjahr hervor gebracht hatte). Inzwischen heißt es bei Shimano aus inoffiziellen Kreisen, dass der Auftragsbestand für 2008 ohne die späten Liefertermine noch deutlich höher ausgefallen wäre. Bereits in diesem Jahr habe sich Shimano mit seinen Kapazitäten am Anschlag befunden, mit dem Auftragseingang für 2008 sind die Grenzen des Machbaren für die Japaner nun wohl überschritten worden.

Allerdings glaubt auch bei Shimano niemand ernsthaft, dass der Fahrradmarkt selbst bei optimistischer Betrachtung im kommenden Jahr weltweit um über 20 % zulegt. Die Wahrscheinlichkeit, dass manche Hersteller ihre Ordern bei Shimano im Lauf der Saison noch nach unten korrigieren, dürfte demnach auch bei dem Komponentenhersteller als hoch angesehen werden.

Die Suche nach Alternativen

Während man bei Shimano noch über die Ursachen für den starken Orderzuwachs grübelt, liegt ein Grund aus Sicht der Abnehmer in der Fahrradindustrie auf der Hand: „An der XT-Gruppe sowie den Nexus- und Alfine-Getriebenaben kommt man als Hersteller momentan in bestimmten Preislagen und Produktsegmenten nicht vorbei. Beim Design, bei der Technik und beim Marketing ist Shimano so dominant wie schon lange nicht mehr“, sagt ein Produktmanager im Gespräch mit velobiz.de, der seinen Namen in diesem Zusammenhang nicht genannt wissen möchte. Ähnlich, aber etwas differenzierter, sieht dies Checker-Pig-Macher Kinzel: „Sram ist bis X9, eventuell noch bis X7, eine gute Alternative.“ Die Gruppen darunter hätten auf dem deutschen Markt hingegen „kaum Akzeptanz“. „Wir hoffen, dass Sram die unteren Gruppen hauptsächlich optisch überarbeitet, so dass diese wertiger aussehen und darüber eine bessere Akzeptanz im Markt zu erreichen ist“, so Kinzel weiter. Darüber hinaus prüfe der Großhändler und Fahrradanbieter BBF gegenwärtig die Akzeptanz des taiwanischen Schaltungsanbieters Sunrace im Handel, dessen noch junge Linie höherwertigerer Komponenten im amerikanischen Markt bereits „problemlos eingesetzt“ werde.

Keine Probleme habe übrigens der Handel bei der Versorgung mit Aftermarket-Produkten von Shimano zu erwarten, wie es beim deutschen Vertreiber Paul Lange heißt. Bei fast allen Gruppen sollen hohe Bestände vorrätig sein.

4. Dezember 2007 von Markus Fritsch

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