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Twoo 2008
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Gelungener Start der neuen Fahrradmesse

Schweizer Twoo positioniert sich mit eigenem Profil

Der Einstand ist der neuen Schweizer Fahrradausstellung Twoo geglückt.Hohe Besucherzahlen und gute Kontakte zu Endverbrauchern sorgten bei Messeleitung und Aussteller für zufriedene Gesichter. Hinter den Kulissen der Basler Hallenmesse sorgten lediglich Diskussionen über die geografische Tragweite, prominente Abwesende und die noch etwas lieblose Einrichtung für Misstöne.

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Am Ende des letzten Messetags standen knapp 25.000 Besuchereintritte in der Statistik der Twoo-Premiere. Während vier Tagen erlebte die Fahrradmesse einen Besucheransturm, mit dem im Vorfeld einige Schweizer Marktteilnehmer kaum gerechnet hätten. Befürchtungen der Aussteller, dass das warme Frühlingswetter eher zu Ausflügen an die Sonne als in die Messe locken würde, erwiesen sich als unbegründet. „Uns hat die Twoo positiv überrascht. Wir haben im Vorfeld nicht mit so vielen und so guten Publikumskontakten gerechnet“, zieht etwa René Brino, Fahrradhändler aus Basel, Bilanz. Und die Masse habe auch Klasse gehabt, sagt Brino, der zusammen mit seinem Lieferanten Trek einen Stand gemietet hatte: „Obwohl viele Besucher der Twoo auch die gleichzeitig nebenan stattfindende Muba besuchten, gab es nur wenige der typischen Kugelschreiber-Jäger von Gewerbemessen. Wir hatten hauptsächlich ehrlich interessierte Besucher am Stand.“ Sein Echo steht beispielhaft für das Fazit der meisten Aussteller. Sowohl lokale Fahrradhändler als auch Importeure und Hersteller sprachen von einer erfolgreichen Premiere in den Basler Messehallen. Insgesamt 50 Standplätze konnte die Messegesellschaft bei der Premiere vermieten – ein Erfolg, auch vor dem Hintergund, dass der neuen Messe im Vorfeld viel Skepsis entgegen gebracht wurde.

Skeptische Branche reagierte zögerlich

Als die Messe Schweiz AG im letzten Sommer ankündigte, der Schweizer Fahrradwelt wieder um eine Hallenmesse zu bereichern, überschlug sich die Branche zunächst nicht gerade in Euphorie. Vielen Marktteilnehmer hatten die Positionierungsschwierigkeiten der Bikedays, den offiziellen Nachfolge-Event zur früheren 2-Rad im Zürcher Züspa-Gebäude zu stark in Erinnerung, als dass sie sich vorbehaltlos für die neue alte Idee einer Hallenmesse begeistern konnten. Die Schweizer Vorzeigemarke BMC beispielsweise nahm deshalb nicht an der Twoo teil. Man verzichte auf die Teilnahme an der Messe, ließ BMC im Vorfeld der Messe verlauten, weil man skeptisch sei, ob die Messe das sportliche Zielpublikum von BMC auch ansprechen könne.

Nationale Ausstrahlung

Sichtbar wurde die zögerliche Haltung der Branche nicht nur durch die Abwesenden, sondern auch bei den Teilnehmern der Twoo. Einige Anbieter zweifelten an der nationalen Ausstrahlung der Messe und suchten deshalb die Kooperation mit dem lokalen Handel. Auch Intercycle-Chef Peter Hostettler, der sich schon früh für eine Teilnahme entschieden hatte und im gewohnt großen Stil auftrat, rechnete damit, dass die Twoo vor allem im Raum Basel Wirkung zeigen würde: „Wir schätzten die Twoo als regionalen Anlass ein. Für uns war es deshalb nur logisch und konsequent, dass wir unsere lokalen Händler mit an den Stand holten, die den direkten Kontakt zu ihren Kunden pflegen“. Eine ähnliche Strategie verfolgten mit Trek-Villiger, GPR AG, Komenda, Flyer und Koga Miyata auch weitere Anbieter, die ihren Messeauftritt mehr oder weniger eng zusammen mit dem lokalen Handel gestalteten.

Im Laufe der Messe stellten sich die Zweifel an der Reichweite der Twoo aber als unbegründet heraus. „Wir haben mit interessierten Velofahrern aus der ganzen Deutschschweiz gesprochen“, sagt Trek-Händler Brino. Seine Aussage bestätigt Philip Douglas vom Direktversender Simpel.ch: „An unserem Stand fanden sich sowohl Interessenten aus der Romandie wie auch aus Zürich ein. Natürlich waren die Einheimischen dominierend, aber der Anteil auswärtiger Besucher war erfreulich hoch.“ Für Douglas stellt die Enge Bindung an die Rheinstadt jedenfalls kein Problem dar: „Basel ist eine Velostadt, und die durchschnittliche Bevölkerung ist am Fahrrad viel interessierter als andernorts“.

Emanzipation der Alltagsräder

Dass das Fahrrad im Alltag der Basler ein großes Thema ist, zeigte sich nicht nur bei den Besuchern, sondern auch an den Ständen. Sogar der stark im MTB-Sport verwurzelte Wheeler-Importeur Intercycle nutzte die Twoo hauptsächlich, um dem Publikum die neu vertriebenen Elektroräder von BionX vorzustellen. Daneben stahlen zahlreiche innovative Blickfänger aus dem Alltags- und Tourensortiment, wie beispielsweise der Prototyp eines Carbon-Trekkingbikes von Cresta oder Cannondales Citybike-Studie On den sportlichen Rädern auf der Messe die Schau. Entsprechend gut aufgenommen wurde beim Publikum die Teststrecke für Fahrräder mit Elektro-Hilfsmotor. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, die große Marktauswahl an Pedelecs und E-Bikes direkt auf der Messe auszuprobieren. Abwechslung zur Citybike-Dominianz auf der Twoo boten die viel beachteten, spektakulären Sprünge im Dirtpark in der Hallenmitte sowie die Trial- und Akrobatik-Shows.

Keine Konkurrenz für die Bikedays

Dadurch, dass das Alltags- und Freizeiträder auf der Basler Twoo den Ton angaben, entstand auch die im Voraus viel betonte Abgrenzung zu den Bikedays, der zweiten Schweizer Publikumsveranstaltung der Fahrradbranche. „Die Twoo ist unsere Plattform für Trekking- und Citybikes von Cresta und Ibex; die Zielgruppe für Giant können wir an den Bikedays ansprechen“, sagt Dirk Kurek von Komenda. Er will im nächsten Jahr erneut in Kooperation mit den lokalen Händlern auf der Twoo vertreten sein und auch an den Bikedays 2009 wieder Präsenz markieren: „Die beiden Anlässe ergänzen sich sehr gut.“

Umstrittene Rolle von Velosuisse

Twoo-Macher Frank Malter bedauerte, dass der Schweizer Herstellerverband Velosuisse bislang lediglich die Bikedays als Event unterstützt: „Hätten wir die Unterstützung von Velosuisse gehabt, wären auch mehr prominente Aussteller bei der Twoo dabei gewesen“, ist Malter überzeugt. Dem widerspricht Verbandspräsident Gallus Komenda: „Wir haben es unseren Mitgliedern freigestellt, an der Twoo teilzunehmen. Und wie die Ausstellerliste zeigt, haben sich ja auch zahlreiche Velosuisse-Mitglieder bei der Twoo engagiert. Wenn jemand nicht an die Twoo ging, waren dafür andere Gründe als die Verbandsmeinung ausschlaggebend.“

Verbandsmitglied Chris Bättig von Chris Sports Systems, Importeur u.a. von Rocky Mountain und Pearl Izumi, bekräftigt denn auch, dass für ihn wirtschaftliche Gründe gegen einen Stand auf der Twoo sprachen: „Wenn wir alle unsere Marken angemessen hätten präsentieren wollen, wäre ein Stand unbezahlbar geworden“. Auch Thierry Bolle, Verkaufsleiter Schweiz bei Scott Sports nennt andere Gründe als die Verbandsstrategie für die Abwesenheit seiner Firma: „Ein Bike-Event passt besser zu unseren Produkten und ihren Fahrern als eine nüchterne Hallenmesse im Zentrum einer Stadt. Neben dem Auftritt an der international beachteten Eurobike wollen wir uns keinen zweiten Messeauftritt in einer regional bis maximal national besuchten Messe leisten.“ Wie viele andere Hersteller beobachtet Scott aber mit Interesse, wie sich die Twoo entwickelt und schließt nicht aus, im nächsten Jahr an der Twoo teilzunehmen. „Wir haben die Twoo besucht und wir werden aufgrund der Eindrücke und des Programms, das uns die Messeleitung für das kommende Jahr in Aussicht stellt, entscheiden, ob wir 2009 an der Twoo mit dabei sein werden.“

Verbesserungsbedarf bei der Infrastruktur

Auf den Lorbeeren ausruhen darf sich die Messeleitung der Twoo allerdings noch nicht. Obwohl die meisten Schweizer Branchenvertreter die neue Messe in Augenschein genommen hatten, werden die Veranstalter weiter Überzeugungsarbeit in eigener Sache leisten müssen. Auch bei den Rahmenbedingungen erwartet die Branche eine Steigerung. „Die Halle war düster und die Gänge ohne Teppiche wirkten lieblos. Rein von der Infrastruktur her fiel die Twoo im Vergleich zur Muba in den benachbarten Hallen unangenehm ab“, fasst Intercycle-Chef Hostettler seine Kritik an der Hallenausstattung zusammen. Zudem müssten auch die Testmöglichkeiten für E-Bikes und gewöhnliche Räder noch aufgewertet werden. Sie standen flächenmäßig jedenfalls in einem ungünstigen Verhältnis zum Dirtpark, der alleine den geübten Bikern vorbehalten war.

27. Februar 2008 von Markus Fritsch

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