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Uvex-Zentrale in Fürth
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80 Jahre Uvex:

Mit Sicherheit erfolgreich

Modische Helm- und Brillenmarken mögen über die Jahrzehnte kommen und gehen, aber Uvex bleibt bestehen: Der Pionier schützender Sportausrüstung hat es seit der Gründung vor über 80 Jahren verstanden, sich weiter zu entwickeln und dabei sein Wissen geschickt zu verwalten. Nicht zuletzt deshalb spielt auch die Produktion in Deutschland nach wie vor eine zentrale Rolle im breit aufgestellten Familienunternehmen.

Uvex-Zentrale in FürthHelm-ProduktionHelm-Produktion

Wer den Uvex-Hauptsitz in Fürth besucht, erlebt die unaufgeregte Geschäftigkeit einer erfolgreichen Firma, die ihre Stärken kennt. Die Gebäude des Schutzartikel-Konzerns strahlen moderne Sachlichkeit aus und wirken gepflegt. Dass Uvex auf gesunden Beinen steht, hat viel mit der Firmenstruktur zu tun, erklärt Martin Godetz, der den Export von Uvex Sports leitet: „Alle Geschäftsbereiche sind in einer Holding zusammengefasst, die immer noch im Besitz der Gründerfamilie Winter ist. Uvex muss nicht die Rendite für anonyme Investoren maximieren. Die erwirtschafteten Gewinne können wir langfristig in die eigene Produktion investieren.“

Arbeit und Freizeit unter einem Dach

Welchen Stellenwert diese hat, zeigt der Rundgang durch das Hauptquartier: Neben Entwicklung, Vertrieb und Schulungsräumen für Geschäftspartner und Mitarbeiter belegt die Fertigung immer noch einen bedeutenden Teil des Geländes. Das wichtigste Produkt aus Fürth sind Arbeitsschutzbrillen. Damit hat vor 86 Jahren alles angefangen, und es trägt immer noch viel zum Erfolg bei. Godetz nennt Zahlen: „Im letzten Geschäftsjahr haben die weltweit rund 2100 Angestellten der Uvex Holding und aller Tochterunternehmen zusammen rund 330 Millionen Euro Umsatz erzielt. Unsere Sportdivision erwirtschaftet rund ein Drittel davon. Der Rest entfällt auf die Uvex Safety Group.“ Diese produziert unter anderem Sicherheitsschuhe und –kleider, Gehör- und Atemschütze und eben: Brillen. „Alle Produktgruppen, die im Laufe der Zeit das Programm ergänzten, haben das bestehende Geschäft entweder erweitert oder das vorhandene Wissen für neue Einsatzzwecke erschlossen.“ Bereits fünf Jahre nach der ersten Arbeitsschutzbrille kam mit der ersten Skibrille das Sportsegment hinzu. Eine Pionierleistung war Anfang der Sechziger Jahre die Entwicklung der allerersten Scheiben mit UV-Schutz. „UltraViolet excluded“ war für den Brillenspezialisten so wichtig, dass er die Technik in seiner Marke Uvex verankerte. Arbeitsschutz und Sportabteilung befruchten sich auch heute noch gegenseitig: Die Festigkeit der Scheiben entspricht den hohen Sicherheitsansprüchen der Industrieabteilung, während die Arbeitsschutzbrillen unterdessen vom modischen Design der Freizeitprodukte profitieren.

Neben den Arbeitsschutzbrillen stellt Uvex auch die meisten Scheiben für Sportbrillen in Fürth her. Während die Brillen für den gewerblichen Gebrauch aber praktisch vollständig automatisch hergestellt werden, müssen die Augenschützer für die Freizeit wegen ihres komplexeren Aufbaus von Hand montiert werden. Dies erfolgt im Ausland, wo die Arbeitskosten tiefer sind. Eine vollständige Auslagerung der Produktion steht für Uvex aber nicht zur Diskussion, hält Godetz fest: „In unseren Schutzscheiben steckt enorm viel Knowhow, und das wollen wir nicht aus dem Haus geben.“ Aus diesem Grund sind auch Fotoapparate nicht gerne gesehen, wo aus geschmolzenem Kunststoffgranulat die Scheiben in Formen gespritzt werden.

Parallelen zur Cola-Mixtur

Noch geheimer geht’s bei der Beschichtungsanlage zu. Uvex kann als einziger Brillenhersteller auf der Aussenseite der Scheiben einen Kratzschutz auftragen und innen eine Beschichtung, die das Beschlagen vermeidet, hält der Exportleiter nicht ohne Stolz fest. „Mit einem Tauchbad, wie es andere Hersteller nutzen, ist das nicht möglich. Wir tragen die Schutzschichten zwar auch flüssig auf, aber mit einem anderen Verfahren.“ Dieses wird von Uvex so geheim gehalten, dass weder die Technik noch die verwendeten Flüssigkeiten patentiert sind. Damit wird verhindert, dass andere Hersteller nach Ablauf des Patentschutzes die Entwicklungen von Uvex nachahmen können. „Unsere Beschichtungstechnik ist quasi das Coca-Cola-Rezept der Brillenproduktion“, lacht Godetz.

Der richtige Mix aus Wissen über Produkte, Material und Fertigung ist nicht nur das Erfolgsrezept in der Brillenfertigung von Uvex, sondern auch bei der Helmproduktion. Seit den ersten Modellen Anfang der Neunziger Jahre stammen diese mit wenigen Ausnahmen von BSA, einem Tochterunternehmen in Obernzell bei Passau. Diese Firma wurde damals eigens für die Helmproduktion der Uvex-Holding gegründet. Aus flach angelieferten, aber bereits bedruckten Polycarbonat-Platten werden hier mit Wärme und Druck die äußeren Helmschalen geformt und danach mit dem schützenden EPS verbunden. Dieser auch als Stryopor bekannte Kunststoff wird zuerst zu losen Kügelchen vorgeschäumt und danach erst in dem Moment zur stoßabsorbierenden Schale aufgebaut, wenn die Verbindung mit der vorbereiteten Aussenhaut stattfindet. Dieses Inmold-Verfahren hat Uvex den Aufschwung im Helmsegment gebracht, sagt Peter Bub, der die Firma mit gegründet hat und sie immer noch leitet: „BSA baut heute rund 700.000 Helme für Uvex und die zum Konzern gehörende Schwestermarke Alpina.“ Rund eine halbe Million davon entfällt auf Radsporthelme, den Rest teilen sich Kopfschützer für Skifahrer und Reiter. Angefangen hat BSA mit zwei Schäummaschinen für Helmschalen, heute wummern 16 solche Automaten in der Fabrik.

Die richtige Zeit für Sicherheit

Gleich wie bei den Sportbrillen lässt sich bei den Helmen in der Montage nicht auf Handarbeit verzichten. Tragesysteme werden teilweise in Heimarbeit vormontiert und danach von einigen der insgesamt 140 BSA-Mitarbeitern an der schützenden Schale befestigt. Ansonsten läuft der Produktionsprozess mehrheitlich maschinell ab. Der hohe Automatisierungsgrad erlaubt die kostendeckende Produktion in Deutschland, aber er hat auch noch andere Gründe, erklärt Helmspezialist Bub: „Wir sichern damit die konstante Qualität der Produkte.Vom ersten bis zum letzten Helm können wir garantieren, dass sie alle Sicherheitsanforderungen erfüllen und zuverlässig schützen.“ So selbstverständlich, wie sich das anhört, ist es nicht: „Das Geheimnis eines guten Helms liegt darin, dass die verwendeten Materialien mit den geringsten Toleranzen zum richtigen Zeitpunkt verarbeitet werden“, verrät der BSA-Chef. Wird das vorgeschäumte Styropor beispielsweise einige Tage zu spät weiterverarbeitet, verliert es bereits einen Teil seiner Festigkeit. Ein Helm, der daraus gebaut wird, erfüllt meistens seine Schutzfunktion noch ganz gut, räumt Bub ein. Es besteht aber auch ein gewisses Risiko, dass er nicht bietet, was er sollte. Kein Thema, dass sich eine Firma, die sich so dem Schutz des Körpers verschrieben hat wie Uvex, solche Unabwägbarkeiten gar nicht erst aufkommen lässt.

2. November 2012 von Urs Rosenbaum

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