
Mobilität in Städten 2023 (SrV):
Positive Zeichen für den Radverkehr
Fast 900.000 Alltagswege konnten die Macher der Studie „Mobilität in Städten 2023 (SrV)“ in ihrer Gesamtstichprobe abbilden. Die 134 Untersuchungsräume umfassen etwa 500 Städte und Gemeinden sowie 12 Regionen.
Die Ergebnisse zeigen mit Blick auf die Mobilität insgesamt ein vielschichtiges Bild. Verglichen mit den Zahlen der Studien aus 2013 und 2018 schließen die Studienmacher etwa, dass der Anteil mobiler Personen in höheren Altersgruppen zunehmend ist, in jungen und mittleren Altersgruppen hingegen abnimmt. Mit Blick auf die Zahl der Wege pro Person und Tag zeigt sich, dass Frauen mittleren Alters vor allem durch die Organisation komplexerer Tagesabläufe hochmobil sind. Bei Männern ist die Wegehäufigkeit mit Anfang 40 und Ende 60 am höchsten.
Positive Fahrrad-Signale
Sowohl in den Gruppen der ostdeutschen und westdeutschen Großstädten als auch in der Gruppe der großen Vergleichsstädte fällt auf, dass die Verkehrsleistung pro Person insgesamt abgenommen hat. Wer die Ergebnisse auf die einzelnen Verkehrsmittel aufteilt, kann die Anteile als positives Zeichen für den Radverkehr werten. Die Verkehrsleistung des Radverkehrs konnte sich in den drei genannten Gruppen um 200-400 Metern pro Tag verbessern und liegt jeweils im Bereich zwischen 2,1 und 2,5 Kilometern pro Person und Tag. Mit Werten zwischen 9,5 und 11,2 km pro Tag stellt der motorisierten Individualverkehr (MIV) den größten Anteil an der Verkehrsleistung, ist jedoch im Vergleich zu den Vorerhebungen stark gesunken. Der Fußverkehr hat in den drei Städtegruppen mehr Verkehrsleistung erbringen können. Für den Öffentlichen Verkehr zeigt sich ein Bild der Stagnation beziehungsweise der abnehmenden Verkehrsleistung.
Mit Blick auf den Modal Split zeigt sich über alle Raumtypen von der Metropole bis zum städtischen Raum, dass die Menschen weniger MIV nutzen. Lediglich im kleinstädtischen und dörflichen Raum konnte der MIV sich sogar um 1 Prozent auf 62 Prozent steigern. Der Anteil von 26 Prozent am Modal Split der untersuchten Metropolen zeigt, wie unterschiedlich die ländliche und urbane Mobilität ist. Im Modal Split konnte der Radverkehr laut der Studie in jedem Raumtyp seinen Anteil steigern. Er liegt im jüngsten Untersuchungszeitraum zwischen 10 Prozent (kleinstädtischer und dörflicher Raum, 2018: 7 Prozent) und 19 Prozent (Metropole, zuvor: 18 Prozent). Eine starke Entwicklung beobachteten die Studienmacher zudem beim Fußverkehr, allerdings mit gegenläufigem Schwerpunkt. Zu-Fuß-Gehen ist in Metropolen für 5 Prozent mehr am Modal Split (33 Prozent) und im kleinstädtischen und dörflichen Raum für gleichbleibend 21 Prozent verantwortlich. Eine abnehmende Bedeutung lässt sich laut der Studie dem Öffentlichen Verkehr zuordnen. Dessen Anteile am Modal Split sind in allen fünf Raumtypen gesunken.
Fokus auf Erwerbstätige
Aufschlussreiche Ergebnisse liefert die Studie zum Einfluss des Homeoffice auf die Mobilität. Wie die Befragungen zeigen, gehen Menschen, die im Homeoffice arbeiten, häufiger gar nicht aus dem Haus. Wer es doch tut, setzt in Metropolen, Regiopolen und Großstädten, wo der Homeoffice-Anteil am höchsten ist, zu 46 Prozent auf das Zu-Fuß-Gehen. Dieser Wert liegt 20 Prozent höher als der Vergleichswert jener Menschen, die im gleichen Raumtyp kein Homeoffice nutzen. Homeoffice scheint im Gegensatz dazu nur im städtischen, kleinstädtischen und dörflichen Raum dafür zu sorgen, dass die Homeoffice-Nutzenden das Fahrrad leicht bevorzugen. In den anderen Raumtypen ist die Verkehrsmittelwahl Fahrrad mit oder ohne Homeoffice gleichrangig. Insgesamt legen die Befragten weniger Wege mit dem Auto zurück, je mehr Tage sie im Homeoffice arbeiten.
Elektrofahrräder sind Gamechanger auf dem Land
Als weiteren Fokus haben die Studienmacher neben Lieferdiensten betreffendem Verhalten Mobilitätsoptionen abgefragt. Im Ergebnis ist mit Blick auf Elektrofahrräder ersichtlich, dass diese den Befragten häufiger zur Verfügung stehen, je ländlicher sie leben. Die Anteile jener Menschen, die immer ein Elektrofahrrad zur Verfügung haben, liegen bei flacher Topographie bei bis zu 24 Prozent bei hügeliger Topographie bei bis zu 28 Prozent. Die Befragten legen mit ihren Elektrofahrrädern im Vergleich zu 2018 und auch im Vergleich zu Nutzerinnen und Nutzern konventioneller Fahrräder (deutlich) längere Wege zurück. Die durchschnittliche Wege der Elektrofahrräder sind in Metropolen, Regiopolen und Großstädten 5,5 Kilometer (konventionelles Fahrrad: 3,4 Kilometer), in den Raumtypen zentrale Stadt und Mittelstadt 7,4 Kilometer (konventionelles Fahrrad: 2,8 Kilometer) und im städtischen, kleinstädtischen und dörflichen Raum gar 11,5 Kilometer lang (konventionelles Fahrrad: 3,1 Kilometer). Vor allem ältere Erwachsene haben Zugriff auf Elektrofahrräder.
Insgesamt schlussfolgern die Studienmacher für den Radverkehr: „Das Fahrradfahren hat weiterhin eine große Bedeutung. Die wegen des guten Wetters im Jahr 2018 erreichten Werte konnten vielerorts bestätigt, teilweise sogar noch übertroffen werden.“
Die Studie „Mobilität in Städten - SrV" geht mit fünfjährigem Turnus bereits bis ins Jahr 1972 zurück. SrV steht für System repräsentativer Verkehrsbefragungen, wie die Studie bis 2003 hieß. Die Stichtage werden seit 2008 über zwölf Monate verteilt, sodass der mittlere Jahresverkehr abgebildet werden kann. Der Fokus liegt dabei auf Werktagen außerhalb von Ferien und Feiertagen. Die Stichtage für die 2023er Ausgabe der Studie lagen zwischen Februar 2023 und März 2024.
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