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Die Oxford-Studie hat verschiedene Verkehrsformen miteinander verglichen.
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Oxford-Studie

Radverkehr ist zentrale Stellschraube gegen Klimakrise

Elektroautos nehmen oft einen großen Teil des Diskurses ein, wenn über Klimaschutzmaßnahmen diskutiert wird. Eine Studie der renommierten Uni Oxford stellt diese Position infrage.

Ziel der in der Fachzeitschrift ‚Transportation Research‘ veröffentlichten Studie war es, den Einfluss des alltäglichen aktiven Verkehrs (Laufen, Radfahren etc.) zur Mitigation der Klimakrise zu beurteilen. Unter Mitigation werden Maßnahmen verstanden, die das Ausmaß der Krise beeinflussen können. Dem Begriff stehen Adaptions-Handlungen gegenüber, die lediglich eine Anpassung an das veränderte Klima ermöglichen. Christian Brand, Professor für Transport, Energie und Umwelt an der britischen Universität Oxford, hatte die Studie zusammen mit 22 weiteren Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen durchgeführt. In sieben verschiedenen Städten nahmen 4000 Menschen über einen Zeitraum von zwei Jahren an der Studie teil. Tagebucheinträge täglicher Verkehrsteilnahme bildeten die Datengrundlage für die Auswertung.

Die Zeit drängt

Innerhalb der nächsten fünf Jahre müssen umfassende Maßnahmen (in Großbritannien) umgesetzt werden, um CO2-Neutralität in absehbarer Zeit erreichen zu können, so die grundlegende Annahme der Studie. Problematisch in Bezug auf den Faktor Zeit ist die laut Brand 15-20 Jahre lange Zeitspanne, die benötigt wird, um Autos mit Verbrennungsmotor zu ersetzen. Und diese Berechnung setze voraus, dass ab sofort nur noch Elektroautos zugelassen werden. Die Folgerung des Wissenschaftlers: „Die Klima- und Luftverschmutzungskrise in Angriff zu nehmen erfordert, allen motorisierten Transport, insbesondere Privatautos, so schnell wie möglich einzudämmen. Den Fokus nur auf elektrische Fahrzeuge zu legen, verlangsamt den Wettlauf zu null Emissionen.“ Die Gründe sieht das Team unter anderem im doch sehr realen Energieverbrauch bei der Herstellung und Ressourcengewinnung von Elektrofahrzeugen und der arbeits- und energieintensiven Infrastruktur, die motorisierter Individualverkehr benötige.

Heilsbringer aktive Mobilität

Günstiger, gesünder, besser für die Umwelt und im Stadtverkehr oft nicht einmal langsamer – so vielfältige Vorteile bringt aktive Mobilität, die ganz oder teilweise auf Muskelkraft zum Vortrieb aufbaut. Die Auswertung der gesammelten Tagebucheinträge lieferte eindeutige Ergebnisse. Menschen, die täglich Rad fuhren, verursachten im Schnitt 84 % weniger Emissionen durch Mobilität. Einen Tag in der Woche das Auto durch Radverkehr zu ersetzen, spare im Durchschnitt 3,2 kg CO2 ein.
Eine Analyse der Studie nahm den Einfluss des Produktlebenszyklus auf die Emissionen der verschiedenen Verkehrsmodi in die Berechnungen auf. Der Auswertung zufolge fallen die Gesamtemissionen für einzelne Wege für Radfahrer und Radfahrerinnen 30 Mal geringer aus als bei Autos mit Verbrennungsmotor. Im Vergleich zu Elektroautos sind die Fahrrademissionen zehn Mal geringer.

Verkehr in der Pandemie

Rund die Hälfte der CO2-Emissionen, die während der Lockdowns eingespart wurden, seien laut Brand und seinem Team auf Einsparungen in Verkehr und Transport zurückzuführen. Im Vereinigten Königreich sieht die Studie Zugewinne bei der aktiven Mobilität. 20 % mehr Menschen legten regelmäßig Wege zu Fuß zurück und Fahrradverkehr stieg in der Woche um 9 % und an Wochenenden sogar um 58 % an. Der Einfluss, den solche Verhaltensänderungen auf die Klimakrise haben können, ist groß. Wird eine regelmäßige Autofahrt komplett durch Radfahren ersetzt, wird etwa eine halbe Tonne CO2 pro Jahr eingespart, was einem Langstreckenflug von London nach New York entspräche.

16. Juni 2021 von Sebastian Gengenbach
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