
Noch eine Laufradgröße mehr?
32-Zoll-Laufräder rollen an
Es ist sowas wie ein Deja-Vu: Wie schon einmal vor vielen Jahren versprechen größere Laufräder, müheloser über Hindernisse wie Felsen oder Wurzeln zu Rollen, dank der zusätzlichen Kontaktfläche mehr Traktion zu bieten und zudem mit Effizienz bei hohen Tempi zu glänzen. Mit einem Felgendurchmesser von 686 mm stellen die 32-Zoll-Räder im Vergleich zu den 622 mm der 29-Zoll-Räder einen großen Schritt dar.
Diese großen Laufräder dürften zunächst vor allem im Ausdauer-Segment zum Einsatz kommen. An Gravelbikes und Mountain Bikes mit wenig Federweg können die XL-Laufräder ihre Vorteile am besten ausspielen. Das spiegelt sich auch bei den ersten Reifen, die für das 32-Zoll-Maß von VeeTire und Maxxis lanciert wurden. Die Reifenwahl wird schon bald größer werden, und denkbar sind auch «Monster Mullet»-Aufbauten mit mehr Federweg, bei denen ein 32-Zoll-Rad vorne mit einem 29-Zoll-Hinterrad kombiniert wird.
Großes Thema in Taichung
Beim Besuch der Taichung Bike Week im September zeigt sich, dass das neue 32-Zoll-Laufradmass ein großes Thema ist, aber noch mit einigen Engpässen der Lieferkette zu kämpfen hat. Fast jeder Laufrad-Hersteller am Branchen-Event hatte 32-Zoll-Felgen am Start. Meist sind dies gesteckte Alufelgen mit 30 mm Maulweite - ein relativ kostengünstiger Weg, um erste, robuste Räder zu fertigen. Bei Komplett-Laufrädern und besonders den Naben wird es schon etwas komplizierter.
Denn hier herrscht noch Uneinigkeit, welche Einbaubreite und welcher Achsdurchmesser angesichts der größeren Laufräder technisch sinnvoll ist. Am Hinterrad stehen je nach Einsatzbereich der Boost- und der Super Boost-Standard mit 148 mm Einbaubreite für einen geringeren Q-Faktor oder 157 mm für mehr Steifigkeit hoch im Kurs. Weiter gehen die Meinungen bei der Einbaubreite der Vorderradachse auseinander: Je nach Einsatzbereich war an der Taichung Bike Week von 110 mm bis 135 mm alles zu hören.
Diese Uneinigkeit und die daraus resultierende Unsicherheit hält die großen Anbieter von Federgabeln im Moment noch davon ab, in neue Werkzeuge für Tauchrohr-Einheiten zu investieren. Prompt rollen viele Prototypen mit Upside-Down-Federgabeln ins Gelände, da hier die Anpassung an die größeren Laufräder weniger Aufwand erfordert. Die Hersteller von Naben sehen sich in einer ähnlichen Lage - und wären froh um einen Konsens in Sachen Einbaumassen.
Für Rahmenbauer sind die größeren Laufräder eine Herausforderung: Ausgesprochen kurze Steuerrohre sind eine Lösung, die aber auf Kosten der Steifigkeit im Lenkkopf-Bereich gehen kann. Auch steil nach unten gerichtete Vorbauten oder noch kreativere Lösungen wie diejenige von BMC beim "Project Fahrenheit" bringen den Lenker tiefer. Wegen der erwünschten Sattelüberhöhung an sportlichen Velos stellt sich aber die Frage, ob sich kleinere Rahmengrößen um die 32-Zoll-Laufräder herum konstruieren lassen.
Sinnvolle Erweiterung?
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