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2019 war ein weiteres Rekordjahr fuer den in dieser Statistik abgebildeten Fahrradhandel. Besonders profitiert haben in diesem Jahr die Haendler mit Umsaetzen zwischen 500.000 bis 5 Mio. Euro.
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Markt - Branchenstatistik

Beeindruckende Branchenzahlen

Die jüngsten Zahlen der Umsatzsteuerstatisik für 2019 haben den jahrelangen Trend zu mehr Branchenumsatz bei weniger Fahrradhändlern einmal mehr bestätigt. Doch daneben es gibt noch viele weitere Datenschätze, die die Statistiker bereitstellen.

Die Zahl der Insolvenzen im Fahrradhandel ist ausgesprochen gering. Das Jahr 2020 stellt den bisherigen Rekord mit gerade einmal acht Insolvenzen.2019 war ein weiteres Rekordjahr fuer den in dieser Statistik abgebildeten Fahrradhandel. Besonders profitiert haben in diesem Jahr die Haendler mit Umsaetzen zwischen 500.000 bis 5 Mio. Euro.Der Loewenanteil der betrieblichen Aufwendungen von Fahrradhaendlern geht in den Wareneinkauf.

Die verschiedenen Zahlenreihen zusammenzutragen, bereitet eine gewisse Mühe, aber auch manche Einsicht. Insbesondere der »Einzelhandel mit Fahrrädern und Teilen«, also der Fahrradfachhandel, wird recht detailliert aufgeschlüsselt. Mit ein bisschen Graben im Statistiksumpf findet sich manche Datenperle.
Zu den Fragen, die über die Zahlen der Finanzbehörden beantwortet werden können, gehört etwa, was die größten Ausgabeposten für den Fahrradfachhandel sind. Die jüngsten Zahlen dazu stammen aus dem Jahr 2018. Dort zeigt sich wenig überraschend, dass die größte Position der Wareneinkauf darstellt. Fast drei Milliarden Euro wendete der Fahrradhandel für Fahrräder, Komponenten, Zubehör und alle weiteren benötigten Teile auf und belegt damit, wie kapitalintensiv das Geschäft mit Fahrrädern ist. Auf etwas mehr als vier Milliarden Euro belaufen sich die Aufwendungen insgesamt. Fast drei Viertel aller Aufwendungen entfallen also auf den Einkauf.


Der Löwenanteil der betrieblichen Aufwendungen von Fahrradhändlern geht in den Wareneinkauf.

Weniger Insolvenzen von Fahrradhändlern

Wer sich schon mal gefragt hat, wie viele Fahrradhändler jedes Jahr in die Insolvenz rutschen, vermutet wahrscheinlich, dass das nicht allzu viele sein dürften. Tatsächlich müssen nur wenige Fahrradfachhändler pro Jahr Insolvenz anmelden, und es werden immer weniger. In den vergangenen
13 Jahren mussten im Schnitt etwas mehr als 16 Händler pro Jahr ihr Geschäft zwangsweise einstellen. Der Schnitt wurde gesenkt durch immer weniger Insolvenzfälle in den letzten Jahren. Den Positivrekord stellt das vermeintliche Krisenjahr 2020 dar, als nur acht Fahrradhändler in die Insolvenz rutschten. Gleichzeitig muss man dabei berücksichtigen, dass vergangenes Jahr nach anderen Insolvenz-Spielregeln gespielt wurde. Es ist zumindest denkbar, dass die Zahl im Jahr 2021 auch durch aufgeschobene Insolvenz-anmeldungen wieder höher ausfällt. Wenn ein Fahrradhändler zur Geschäftsaufgabe gezwungen war, wurde in den letzten Jahren nur in den seltensten Fällen ein beantragtes Verfahren mangels Masse abgewiesen. Zum Vergleich: Insgesamt wurden in Deutschland in 2020 knapp über 11.000 Insolvenzverfahren von Unternehmen eröffnet, was deutlich weniger ist als im Jahr zuvor (13.600). Dabei wurden 4778 Verfahren mangels Masse abgewiesen.


Die Zahl der Insolvenzen im Fahrradhandel ist ausgesprochen gering. Das Jahr 2020 stellt den bisherigen Rekord mit gerade einmal acht Insolvenzen.

Beschäftigtenstrukturen bestätigen Klischees

Insgesamt 30.599 Beschäftigte zählt die Statistik des Jahres 2018 im Fahrradeinzelhandel. Etwas mehr als drei Viertel davon sind männlich, was deutlich belegt, wie stark der Fahrradfachhandel von Männern dominiert wird. Im Großhandel für Fahrräder und Sport, der in den Jahresstatistiken des Handels ebenfalls ausgewiesen wird, sieht das Verhältnis etwas besser aus: Dort sind von den insgesamt 19.123 Beschäftigten »nur« 65 Prozent männlich.
Für die Folgejahre weist die Statistik ein Wachstum der Beschäftigtenzahlen von 6,8 Prozent in 2019 und sogar 10,4 % im Coronajahr 2020 aus. Hochgerechnet stünden aktuell damit sogar 36.078 Menschen im Fahrradhandel in Lohn und Brot. Der viel diskutierte Fachkräftemangel scheint ein Thema zu sein, das zumindest im Handel zuletzt sehr intensiv angepackt wurde.
Auffällig ist im Fahrradhandel aber noch ein anderer Wert: Unter den 30.000 Beschäftigten von 2018 zählt die Statistik noch 5944 »tätige Inhaber«. Fast 20 Prozent der im Fahrradhandel arbeitenden Menschen tun dies also mit unternehmerischer Verantwortung. Es mag ein Konzentrationsprozess stattfinden, doch zumindest die Handelslandschaft ist nach wie vor sehr vielfältig und wird von vielen Köpfen mitgestaltet und -getragen. Im Großhandel für Fahrräder sind gerade mal etwas über sechs Prozent der Beschäftigten auch Inhaber.


2019 war ein weiteres Rekordjahr für den in dieser Statistik abgebildeten Fahrradhandel. Besonders profitiert haben in diesem Jahr die Händler mit Umsätzen zwischen 500.000 bis 5 Mio. Euro.

Umsatzverteilung mit spannenden Tendenzen

Das Jahr 2019 zeigt in der Umsatzsteuerstatistik zum ersten Mal seit Langem, dass an der Spitze der Umsatz-pyramide die Dynamik etwas nachgelassen hat. Es hat sich verhältnismäßig wenig getan: Drei Betriebe haben den Sprung über die Zehn-Millionen-Euro-Umsatzgrenze neu geschafft. Gleichzeitig konnten zwei Filialisten ihre 50 Millionen Umsatz nicht halten und sind wieder unter dieser Zahl. Insgesamt ist der Marktanteil der Branchengrößen mit über 10 Millionen Euro Umsatz erstmals seit langer Zeit wieder gesunken. Vom Rekordhoch im Jahr 2018 mit 35,21 Prozent des erwirtschafteten Umsatzes ging der Marktanteil trotz drei zusätzlicher Unternehmen im Folgejahr etwas zurück auf 33,88 Prozent. Das liegt daran, dass im Jahr 2019 in den Größenklassen darunter der Wachstumsmotor lief.
Als Gewinner des Jahres 2019 darf die Größenklasse der Händler mit zwei bis fünf Millionen Euro Umsatz gelten. Im Durchschnitt erzielten sie rund 2,95 Millionen Euro Umsatz, was zwar nur ein Wachstum von 0,9 Prozent pro Unternehmen darstellt, doch gleichzeitig ist die Zahl der hier zusammengefassten Betriebe stark gestiegen. 311 Unternehmen dieser Größe zählt die Statistik im Jahr 2019 und damit 66 mehr als ein Jahr zuvor, ein Wachstum um fast 27 Prozent. Innerhalb von zehn Jahren hat sich ihre Zahl ziemlich genau verdreifacht. Man darf annehmen, dass die allermeisten dieser Betriebe in die Kategorie hineingewachsen sind und keine Neugründungen sind.
Das gleiche Bild, wenn auch in abgeschwächter Form, lässt sich in den Größenklassen darunter ablesen. In jeder Umsatzklasse über 500.000 Euro und mehr ist die Zahl der Händler gewachsen. In jeder Umsatzklasse unter 500.000 Euro ist die Händleranzahl gesunken. Es ist davon auszugehen, dass die meisten dieser „kleineren“ Händler nicht ausgeschieden, sondern gewachsen sind, denn die Gesamtzahl der Händler ist nur geringfügig um 38 Betriebe gesunken, ein Minus von rund 0,7 Prozent. Ist das schon ein Beleg für eine Trendwende? Zumindest dieses eine Jahr scheint in diese Richtung zu zeigen. Insgesamt hat die Branche für 2019 ein weiteres Rekordjahr notiert. Die 4,89 Milliarden Euro Umsatz sind ein Wachstum um 8,6 Prozent zum Vorjahr. Ein »durchschnittlicher« Fahrradhändler erzielte damit einen Umsatz von bemerkenswerten 941.000 Euro. Im Jahr 2003 waren es noch 373.000. Zumindest in dieser Momentaufnahme deuten die Vorzeichen klar auf einen Wachstums- statt auf einen Konzentrationsprozess hin.
Man darf schon gespannt sein, wie die Statistiken im nächsten Jahr aussehen werden, wenn das Jahr 2020 mit all seinen Besonderheiten endgültig in den Büchern steht. Bereits jetzt wissen wir, dass es ein weiteres Rekordjahr einzutragen gilt. Wer dabei besonders gewonnen hat, bleibt eine spannende Frage.

10. Mai 2021 von Daniel Hrkac
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