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Christian Wilfer hält den Mittelstand für prädestiniert für Social Media
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Interview mit Social Media Experte Christian Wilfer:

Blogs und Foren sind die Themenwelten, in die ich mit meiner Marke muss

Wer Social Networks werblich nutzen möchte, ist auf das Interesse der Nutzer an der Weiterleitung angewiesen. Und darauf, dass man überhaupt wahrgenommen wird. Die Hamburger Agentur DSG (Dialog Solutions Group) hat sich auf das Erstellen und Verteilen viraler und sozialer Werbemittel spezialisiert. Werbemittel also, die von einem Nutzer zum nächsten weitergeleitet, die in Blogs eingebunden und natürlich auf Facebook geteilt werden. Um nicht mehr mit jedem Blogger einzeln verhandeln zu müssen, entwarf DSG eine Distributionsplattform namens Shareifyoulike. Die Werber hinterlegen dort ihre Werbemittel und die Blogger suchen sich aus, was ihnen gefällt. 1600 Blogs, Foren, Facebook- und Twitter-Nutzer machen mit. velobiz.de sprach mit DSG-Mitarbeiter Christian Wilfer über die Tricks und Kniffe beim viralen Marketing.

Christian Wilfer hält den Mittelstand für prädestiniert für Social MediaShareifyoulike.de vermarktet Inhalte mit Mundpropaganda-Potential

{b}velobiz.de: Herr Wilfer, YouTube veröffentlicht pro Tag ein halbes Jahr an Video Content. Wie soll denn ein normales Unternehmen, das nicht Apple oder Nike heißt, dort Gehör finden? {/b}

Christian Wilfer: Das ist tatsächlich schwer. Auf der einen Seite hat sich die Menge des hochgeladenen Inhalts drastisch erhöht und somit die Konkurrenz um die Aufmerksamkeit der Nutzer. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Das Sharing, also das Weiterleiten von Inhalten, hat sich noch schneller entwickelt. Facebook ist eine gigantische Beschleunigungsmaschine. Wenn ich es schaffe, dass dort ein Video die Runde macht, hat auch der Link zu YouTube entsprechendes Potential.

{b}velobiz.de: Derzeit reden alle von Facebook und manche von Twitter. Gibt es keine anderen Plattformen mehr? {/b}

Wilfer: Was Reichweite angeht kaum. In meiner täglichen Praxis spielen Netzwerke wie StudiVZ, Lokalisten oder Wer-kennt-wen eine geringere Rolle. Auch Xing nutzen wir wenig. Wer Reichweite will, geht heute zu Facebook. Das ist fast so ein Old School Marketingdenken. Wenn ich auch nur ein halbwegs spannendes Produkt auf Facebook bewerbe ist die Masse der Betrachter so groß, dass bestimmt etwas hängen bleibt. Über die Chefticket-Kampagne der Bahn kann man sagen, was man will, aber gut verkauft hat es sich.
Was aber in einer anderen Hinsicht eine Rolle spielt sind Blogs und Foren. Das sind die Themenwelten, in denen ich mit meiner Marke muss. Hier finden auch unbekannte Marken Gehör, wenn sie ein spannendes Thema besetzen und mitreden.

{b}velobiz.de: Aber nicht jede Firma besetzt ein diskussionswertes Thema.{/b}

Wilfer: Nicht? Wir hatten es mal mit dem Thermomix, einem Küchengerät von Vorwerk zu tun. Wahrlich nicht das, was man unter einem Hype-Produkt versteht. Aber die Leute haben gepostet und diskutiert wie verrückt, weil da viele dran waren, die sich sehr intensiv mit dem Thema Kochen beschäftigen.

{b}velobiz.de: Das hört sich aber eher nach Zufall an. Kann man die virale Wirkung durch Maßnahmen steuern?{/b}

Wilfer: Bis zu einem gewissen Grad kann man das und man muss das auch. Zunächst die gute Nachricht: Die Erstellung der „Virals“ – so nennen wir die Inhalte, die weitergeleitet werden sollen – muss keineswegs teuer sein. Im Zweifel reicht auch eine einfache gute Idee mit Mehrwert für den Konsumenten.
Was dagegen häufig unterschätzt wird, ist Social Media Distribution. Ohne Distributionsbudget funktioniert das nicht. Wenn Sie selbst die Sachen bei Youtube einstellen, passiert gar nichts, Wenn das ein Blogger tut, der seinem Leserkreis gleichzeitig davon berichtet, ist der Stein schon ins Rollen gebracht.

{b}velobiz.de: Und das sollen wir alle ab sofort über Shareifyoulike tun… {/b}

Wilfer: Besser als Links in einem Kommentarfenster zu posten ist das allemal. Shareifyoulike sammelt relevante Inhalte und bietet sie dem Social Web zur Veröffentlichung an. Die Werber bezahlen für die Verbreitung und die Blogger erhalten interessanten Content und einen Deckungsbeitrag. Aus deren Sicht ist es ein Pull-System. Sie behalten stets die Hoheit über das, was auf ihrem Blog passiert und posten natürlich nur das, was ihrer Zielgruppe gefällt. Dadurch schafft unsere Plattform Transparenz und gerade das ist im Social Web enorm wichtig.

{b}velobiz.de: Ich könnte das Viral doch auch bei Google bewerben, um Traffic zu bekommen. {/b}

Wilfer: Das können Sie, ist aber teuer. Wir haben einen Beispielkunden aus der Pharmaindustrie, der das probiert hat und uns berichtete, die Klickrate sei bei Werbemitteln die von uns ausgeliefert werden um das Sechsfache höher. Im Durchschnitt liegt sie so bei drei Prozent.

{b}velobiz.de: Entdecken Sie manchmal noch Virals, die sie überraschen? {/b}

Wilfer: Immer wieder. Wir hatten zum Beispiel eine Kampagne mit einem mittelständischen Unternehmen namens Testo. Die machen Wärmebildkameras. Mit deren Kameras wurden Wärmebild-Gemälde von Straßen abgefilmt, auf die wir warme und kalte Stoffe, Gegenstände oder auch Menschen gestellt haben. Einige der Elemente verloren den Temperaturunterschied und verschwanden aus dem Bild. Das war ein sehr kreativer Einsatz eines ansonsten eher konservativen Produkts.
Eine aktuell sehr erfolgreiche Kampagne ist eine provokante Werbung zum Thema Onlinepoker. Da fallen Pokerspieler in einem Spot übereinander her und der Abbinder ist: Spiel lieber Onlinepoker, das ist sicherer.
Aber es gibt auch andere Beispiel, die nichts mit uns zu tun haben. Der Saftblog ist doch ein herrliches Beispiel, wie Social Media im Unternehmen, gerade im Mittelstand funktionieren kann.

{b}velobiz.de: Sie sprechen vom Mittelstand. Viele Mittelständler haben Angst vor dem Social Web, weil ihnen so viel Kritik entgegen schlagen könnte. {/b}

Wilfer: Das ist doch absoluter Quatsch. Gerade der Mittelstand, der seine Produkte zum Teil in Deutschland mit hohen Qualitätsmaßstäben fertigt, ist doch geboren für das Social Web. Die haben doch was zu erzählen und beschäftigen eben keine Kinderarbeiter in Bangladesh.
Nein. Die überwiegende Diktion in Social Media ist ohnehin positiv. Die Leute wollen gute Nachrichten verbreiten.

{b}velobiz.de: Herr Wilfer, vielen Dank für dieses Gespräch. {/b}

Das Interview mit Christian Wilfer führte Frank Puscher.

21. Januar 2011 von Markus Fritsch
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