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Kolumne - Gegenwind

Danke für die Erklärung, Jungs!

Nach drei Ausgaben Gegenwind können wir bereits folgendes Fazit ziehen: Ebenjener weht uns ins Gesicht – und zwar aus Mansplaining-Richtung. Plötzlich wissen ganz viele Männer in der Branche ganz genau, was Frauen denken, fühlen und brauchen. Und vor allem: was wir...

... eigentlich sagen wollen. Oder sollen?
Kurz fürs Protokoll: Mansplaining setzt sich aus den Wörtern »man« (Mann) und »explaining« (erklären) zusammen. Es bezeichnet eine Situation, in der ein Mann einer Frau herablassend, belehrend oder ungefragt etwas erklärt – insbesondere dann, wenn die Frau bereits Kenntnisse oder Expertise auf dem Gebiet besitzt, oft sogar mehr als der Mann selbst. Der Begriff kritisiert ein Verhalten, das von einem Machtgefälle zwischen den Geschlechtern ausgeht, bei dem Männern automatisch mehr Kompetenz zugesprochen wird als Frauen. Mansplaining geschieht meist unbewusst und spiegelt gesellschaftlich geprägte Vorurteile wider.
Denn – Trommelwirbel – laut männlichen Kollegen, gibt es doch Fahrradhosen für Frauen im Sortiment! Na, dann ist ja alles gut. Hätten wir das mal gewusst, hätten wir uns die Kolumne zu diesem Thema sparen können, oder? Inklusive Recherche, eigener Erfahrungen und vieler Gespräche mit anderen Frauen. Aber Moment: Nur weil »für Frauen« draufsteht, heißt das noch lange nicht, dass »für Frauen gemacht« auch wirklich »durchdacht« bedeutet. Wir kritisieren nicht die fehlende oder limitierte Existenz einzelner Produkte, sondern die Haltung der Unternehmen gegenüber Frauen. Es geht um echtes Verständnis für weibliche Bedürfnisse – nicht um Marketing-Floskeln und Lippenbekenntnisse.
Wenn wir festhalten, wie wir Werbung wahrnehmen, kommt direkt die Gegenrede: »Aber schaut doch mal, da ist doch jetzt mehr Diversität abgebildet!« Dani erreichte eine wirklich nette Nachricht auf LinkedIn. Exemplarisch für die Bemühungen um Diversität teilte ein Marketingmanager ein Fahrrad-Werbevideo. Darin holt Papa die Kinder von der Kita ab und Mutti bringt das Geld nach Hause. Danke für das Beispiel, denn es bedeutet, es tut sich etwas und Menschen fangen an, über Rollenbilder nachzudenken. Bitte mehr davon! Wurde die Idee zur Auflösung von Klischees als innovativ empfunden?
Diese Rückfrage blieb offen.
Aus unserer Sicht reicht »der Versuch« nicht. Erst wenn wir als Gesellschaft dahin kommen, dass es keiner besonderen Betonung mehr bedarf, wenn etwas nicht männlich dominiert ist, sondern als selbstverständlich erachtet wird, haben wir’s geschafft.
Kurzum: Wir nehmen nicht falsch wahr – wir haben einfach nur eine andere Perspektive. Nicht die männliche Interpretation davon. Unsere Perspektive und unsere Bedürfnisse muss man uns nicht erklären. Genau deshalb schreiben wir diese Kolumne: für alle, die endlich mal zuhören wollen, statt zu erklären.

Karla Sommer von Velokin und Dani Odesser von Dani O. Communication bringen gemeinsam mehr als 30 Jahre Berufserfahrung in der Branche mit.

Freitag um 06:00 von Karla Sommer und Dani Odesser
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