
Lichtblicke, aber auch Baustellen in ADFC-Umfrage:
Das Fahrradklima hat sich leicht verbessert
Frank Masurat, Bundesvorsitzender des ADFC, hat die Kernergebnisse des Fahrradklimatests gestern in einer Pressekonferenz mit dem Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder vorgestellt. Im Anschluss ehrte Schnieder, dessen Ministerium die elfte Auflage des Fahrradklimatest fördert, die fahrradfreundlichsten Städte. Neu auf den ersten Plätzen ihrer Größenklassen sind die Städte Frankfurt und Tübingen. Münster, Erlangen, Baunatal und Wettringen konnten die ersten Plätze ihrer jeweiligen Größenordnung verteidigen. In der Gesamtbewertung liegt das Fahrradklima 2024 bei 3,92, im Vergleich zu 3,96 in der letzten Erhebung. Tübingen und Auerbach im Vogtland zeigen laut dem ADFC, dass auch hügelige Städte fahrradfreundlicher werden können.
Aufholer und Ausbaupotenzial
Die Befragung, an der 213.000 Bürgerinnen und Bürger teilnahmen, zeigt, dass die Fahrradförderung in den Großstädten zunehmend positiv bewertet wird. Zehn von 15 Großstädten konnten sich in der Wahrnehmung der Radfahrenden verbessern. Am meisten aufgeholt hat Nürnberg (+0,17). Als weitere Aufholer identifizierte der ADFC Bochum, Siegen, Witten, Rheinbach und Frankenberg an der Eder. Fortschritte lassen sich insgesamt bei Fahrradparkplätzen erkennen, die über alle Größenklassen hinweg um 0,14 besser bewertet wurden.
Ausbaupotenzial gibt es dennoch, etwa bei der Fahrradförderung in kleinen Kommunen und im ländlichen Raum. Insgesamt geben 70 Prozent der Befragten an, sich auf dem Rad im Straßenverkehr nicht sicher zu fühlen. Explizite Herausforderungen stellen zu schmale oder zugeparkte Radwege dar, die weiterhin am schlechtesten bewertet wurden (4,7). Schlechter als das Fahrradklima insgesamt bewerteten die Befragten mit 4,05 das Miteinander im Verkehr, welches Thema einiger Zusatzfragen war. Besonders negativ fällt der Überholabstand auf, den 77 Prozent der Befragten als zu eng sehen (Note 4,6). Doch auch mit Blick auf Konflikte gibt es positivere Beispiele. Die Stadt Aachen erhielt einen Sonderpreis, weil der Faktor Sicherheit im Verkehr in der Stadt mit 3,6 sogar besser als die allgemeine Fahrradfreundlichkeit (3,8) bewertet wurde. Frank Masurat erklärt: „Mehr als zwei Drittel der Radfahrenden fühlen sich im Straßenverkehr nicht sicher. Am meisten stresst es, wenn Radwege zu schmal oder zugeparkt sind. Oder wenn man auf Straßen ohne eigenen Radweg mit zu geringem Abstand überholt wird. Das muss sich ändern: An Hauptverkehrsachsen und Landstraßen braucht der Radverkehr eigene, separate Führung, eingebunden in ein zusammenhängendes Radwegenetz. Dann klappt auch das Miteinander im Verkehr und die Verkehrssicherheit steigt. Damit sichere Radwege in den Städten und auf dem Land durchgängig gebaut werden können, brauchen die Kommunen Mut zur Veränderung und eine verlässliche, langfristige Förderung von den Ländern und vom Bund.“
Zwischenevaluation NRVP 3.0 kommt
Bundesminister Patrick Schnieder sah bei der Pressekonferenz in Berlin zumindest stellenweise Grund zur Freude. Denn: „Der ADFC-Fahrradklimatest zeigt uns: Gute Maßnahmen vor Ort steigern die Zufriedenheit im Radverkehr.“ Die wertvollen Erkenntnisse aus dem Fahrradklimatest sollen in die Zwischenevaluation zur Umsetzung des NRVP 3.0 einfließen, den Schnieder für Ende des Jahres angekündigt hat. Schnieder: „Für mehr Zufriedenheit braucht es weiterhin die Anstrengungen aller Beteiligter – nicht nur in den Großstädten, sondern auch in kleineren Gemeinden und in ländlichen Regionen. Mit guter, möglichst getrennter Infrastruktur verbessert sich beispielsweise sowohl das Verkehrsgeschehen als auch das Miteinander – und das nicht nur auf dem Rad, sondern für alle Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer gleichermaßen.“
Der ADFC-Fahrradklimatest ist eine der weltweit größten Umfragen zur Zufriedenheit der Bevölkerung mit dem Radverkehr und wird alle zwei Jahre durchgeführt. Der Test umfasst 27 Fragen mit gegensätzlichen Aussagen, die auf einer sechsstufigen Skala („Bewertungsnote“) bewertet werden. Die Städte werden in sechs Größenklassen eingeteilt, um faire Vergleiche zu ermöglichen. Laut dem Verband sind die Ergebnisse nicht statistisch repräsentativ, aber haben dank der hohen Beteiligung dennoch eine hohe Aussagekraft.
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