
Nachgehakt - Die Meldung hinter der Meldung
Der Blick in die Glaskugel
Zunächst der knappe Blick zurück: Das Geschäftsjahr 2024 war auch für Shimano nicht das beste. Insbesondere das erste Halbjahr brachte miserable Ergebnisse. Insbesondere litt man an der schwachen Nachfrage in Europa. Der größte Markt für Shimano hatte auch noch das zweitgrößte Minus zu verzeichnen (nach Taiwan) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Minus 41 Prozent schlugen für Europa zu Buche, die in der zweiten Jahreshälfte mit einem Plus von 10 Prozent zum Vorjahreszeitraum wieder etwas verbessert, aber längst nicht ausgeglichen werden konnten. Am Ende stand ein Umsatzminus für die Fahrradsparte von 5,2 Prozent. Nur die starken Ergebnisse aus China verhinderten ein schwächeres Ergebnis.
Spannender ist der Blick voraus. Hier hat sich gezeigt, dass Shimano den Durchblick hat, denn ihre Auftragsbücher füllen sich früher als bei den meisten anderen Lieferanten. Was sie verkaufen, zeigt klar an, was auf den Markt kommen wird. Und hier darf etwas Zufriedenheit aufkommen: Global sieht es für die Fahrradwelt wieder etwas besser aus, insgesamt sieht Shimano ein Plus von 4,2 Prozent für den Gesamtmarkt.
Noch interessanter ist die Entwicklung für Europa. Insbesondere im ersten Halbjahr werden die Rückgänge des Vorjahrs wieder aufgeholt. Ein Plus von 18,8 Prozent ist von den Japanern eingeplant. Im zweiten Halbjahr sollen weitere 5,6 Prozent dazukommen. Damit läge man in Europa dann wieder bei 165 Milliarden Yen Umsatz in der Fahrradsparte, also mit 1,05 Milliarden Euro wieder knapp über der Milliardengrenze. Allerdings ist damit der Umsatzrückgang aus dem Jahr 2023 noch nicht aufgefangen für Europa – ganz zu schweigen vom Jahr 2022, als Shimano 288 Milliarden Yen Umsatz (beziehungsweise 1,83 Milliarden Euro) mit seinen Fahrradkomponenten allein in Europa generierte. Für das zuletzt so stark auftrumpfende China erwartet man aus Japan für 2025 wieder einen Umsatzrückgang von rund 10 Prozent.
In seinem Geschäftsbericht für das Jahr 2024 sieht man bei Shimano weiter einen langfristigen Trend mit steigendem Interesse am Fahrrad. Trotzdem litten selbst die Japaner in Europa an den gleichen Problemen wie der Händler um die Ecke: Schlechtes Wetter und hohe Lagerbestände drückten auf die Laune und die Geschäftszahlen.
Vorhersage 2025 im Detail
»Geopolitische Instabilitäten«, wie sie auch Shimano benennt, sind oft nur Code für »nichts Genaues weiß man nicht«. In Japan drücken sie die Sorge aus, dass durch strapazierte Lieferketten die Preise für Rohmaterialien, Energie und Arbeit steigen könnten. Für Europa sieht man einen Erholungskurs auf dem Fahrradmarkt. Trotzdem könnte dieser durch politische Instabilität beeinflusst werden. Auch China und die USA werden als herausfordernde Situationen wahrgenommen.
Entgegenwirken will man den Gefahren durch die Entwicklung von »captivating products«, am ehesten zu übersetzen durch: fesselnde, hinreißende oder bestechende Produkte. Zudem will man weiter an der Managementeffizienz arbeiten, nachhaltiges Unternehmenswachstum schaffen und eine neue Fahrrad- (und Fischerei-)Kultur mitgestalten.
In Summe besinnt sich Shimano darauf, was für die Fahrradwelt schon immer galt: Man hat die Mittel und die Gelegenheit, seine eigene Zukunft zu gestalten. Ein emotionales Produkt funktioniert in jedem Umfeld. Wenn nun auch wieder etwas Wachstum zustande kommt, selbst geschaffene Probleme sich auflösen und ruhigeres Fahrwasser am Horizont erkennbar wird, schadet das dem Fahrradmarkt sicher nicht. Ein Plus von 11,5 Prozent für Europa im laufenden Jahr nehmen die meisten Marktteilnehmer sicher mit Kusshand. //
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