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Kolumne - Gegenwind

Die Bienenkönigin

»Sei doch nicht so ein Mädchen«, sagt sie zu ihrem Sales-Mitarbeiter. Im Vertriebsmeeting passt sie sich an. Im Gespräch mit männlichen Kollegen verstellt sie ihre Stimme. Ein anzüglicher Witz? Sie lacht mit. Ein derber Spruch? Sie kontert...

... noch schärfer. Bloß nicht als empfindlich gelten. Sie denkt, so würde sie akzeptiert – als »eine von den Jungs«.
Wir waren dabei, haben es erlebt, haben es beobachtet – unzählige Male.
Ja, Ladys, es ist nicht einfach, sich in einer Industrie zu behaupten, die traditionell stark patriarchalisch geprägt und hetero-männlich dominiert ist. In der oft nicht das abgeschlossene Studium oder die professionelle Erfahrung das Entscheidende sind, sondern die sportliche Leistung und ein entsprechender Testosteronspiegel als Qualifikationsmerkmale gelten. Das definiert automatisch ein Selbstverständnis körperlicher Überlegenheit, zumindest Frauen gegenüber, das leider oft mit geistiger Überlegenheit verwechselt wird. Aber wie darauf reagieren?
Vielleicht ist es kein Zufall, dass die eingangs beschriebenen Verhaltensweisen in der Fachliteratur denselben Namen tragen wie eine der Emanzipations-Pionierinnen unserer Zeit: »Queen-Bee-Syndrom«. Es beschreibt, wie Frauen, die in einem männerdominierten Arbeitsumfeld nach individuellem Erfolg streben, sich von anderen Frauen distanzieren, männliche Charakteristika betonen bis hin zur Leugnung der Existenz eines Gendergaps, und sogar weiblichen Nachwuchskräften den sozialen Aufstieg erschweren. Explizit oder implizit, bewusst oder unbewusst. Das Bienenkönigin-Syndrom ist nichts anderes als eine Bewältigungsstrategie, eine Antwort auf Abwertung und stereotype Diskriminierung. In einfachen Worten: Wenn ich so tue, als gehöre ich nicht dazu, trifft es mich nicht. Mitnichten!
Spätestens jetzt sollte es ihr dämmern: Sie stabilisiert mit ihrem Verhalten genau das System, das sie eigentlich benachteiligt. Ihr Mitmachen signalisiert, dass alles so bleiben kann, wie es ist, dass es normal ist, dass es okay ist. Aber das ist es nicht. Deshalb ein kleiner Impuls an alle weiblich gelesenen Wesen da draußen: Hinterfragt euer eigenes Verhalten ab und zu und weist eure Mitstreiterinnen liebevoll darauf hin, wenn sie zur Bienenkönigin werden. Honig ist süß, Veränderung ist süßer!

Karla Sommer von Velokin und Dani Odesser von Dani O. Communication bringen gemeinsam mehr als 30 Jahre Berufserfahrung in der Branche mit.

7. Mai 2025 von Karla Sommer und Dani Odesser
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