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Hat weiterhin Freude an Elektrovelos von Flyer - Frank Studer.
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Interview mit Franz Studer, EGS Beteiligungen AG:

„Die ZEG ist für die Weiterentwicklung von Flyer der richtige Eigentümer“

Die zur Ernst Göhner Stiftung gehörende EGS Beteiligungen AG hat die Mehrheit am Schweizer Flyer-Anbieter Biketec an die ZEG verkauft (velobiz.de berichtete) . Ein Paukenschlag in der Fahrradbranche, der Fragen aufwirft. Warum ausgerechnet jetzt und warum ein Investor aus Deutschland? Und was wird aus dem Schweizer Produktionsstandort? Antworten auf diese und weitere Fragen gibt Franz Studer, Präsident des Verwaltungsrates der Biketec AG, im Interview mit dem Schweizer velobiz.de-Mitarbeiter Marius Graber.

{b}Wie viele Aktienanteile hat die EGS Beteiligungen AG (im Folgenden EGSB) an die ZEG verkauft?{/b}
Franz Studer: Wir haben unser gesamtes Aktienpaket verkauft. Die ZEG hat 100 Prozent der Aktien übernommen. Auch Peter Isler, Biketec-Ur-Aktionär, der bis zuletzt am Unternehmen beteiligt war, hat alle seine Aktien verkauft.

{b}Das ist erstaunlich. Hat doch die EGSB immer betont, dass sie an einem langfristigen Engagement bei Flyer interessiert ist. An vielen Firmen ist sie nicht Mehrheits-Aktionärin.{/b}
Das ist richtig. Aber wir haben für die nächste Phase der Weiterentwicklung von Flyer einen strategischen Partner gesucht. Die ZEG wollte die volle Kontrolle. Weil wir überzeugt sind, dass die ZEG für die Weiterentwicklung der Biketec der richtige Eigentümer ist, willigten wir ein. Wir mussten uns eingestehen, dass die EGSB für die nächste Phase von Biketec nicht der optimale Partner ist.

{b}Warum fiel die Wahl gerade auf die ZEG?{/b}
Franz Studer: Flyer hat sich in den letzten vier Jahren – seit unserer Beteiligung – gesund entwickelt. Wir kamen aber zur Überzeugung, dass für die Weiterentwicklung und die Zukunft von Flyer vor allem zwei Kriterien wichtig sind: Zum einen sind das bessere Einkaufskonditionen. Eine wirkliche Verbesserung ist hier nur in einem großen Verbund möglich. Zum anderen ist das der Zugang zu neuen Absatzkanälen. Die Wachstumszahlen bei den E-Bikes sind gut, man muss das Wachstum aber abgreifen können. Beides erfüllt die ZEG, zum einen mit ihren anderen Marken zum anderen mit ihrem großen Händlernetz.

{b}Nun wird die größte Schweizer Fahrradfabrik deutsch. Schmerzt Sie das nicht?{/b}
Natürlich wäre es schön gewesen, wenn Flyer in Schweizer Händen geblieben wäre. Allerdings mussten wir uns entscheiden, ob Biketec weiterhin mit Schweizer Eigentümern als Einzelkämpfer bestehen soll oder mit einem ausländischen Partner, der international stark aufgestellt ist. Weil kein Schweizer Partner besteht, der diese Anforderungen erfüllt, war der Entscheid klar. Klar gibt es zum Teil Animositäten zwischen Schweizern und Deutschen. Dennoch: Die neuen Eigentümer sind aus demselben Sprach- und Kulturraum. Wir haben das Unternehmen ja nicht an irgendeinen Investor aus einem fremden Kulturkreis verkauft.

{b}Muss man um den Standort Huttwil fürchten?{/b}
Das Werk in Huttwil ist nicht in Gefahr. Georg Honkomp, der Geschäftsführer der ZEG, und ich haben die Mitarbeiter in Huttwil gemeinsam und persönlich über die Übernahme informiert. Honkomp betonte dabei, dass Biketec als eigenständiges Unternehmen bestehen bleiben soll. Das Qualitätssiegel der Swissness ist ihm sehr wichtig. Flyer soll als Premiumprodukt im ZEG-Portfolio positioniert werden. Ich schließe nicht aus, dass die Montage gewisser Modelle für den Export-Markt vor allem aus zolltechnischen Gründen irgendwann in einem anderen Werk vonstattengehen wird. Am jetzigen Kurs von Flyer hält die ZEG aber fest. So bleibt auch die gesamte Geschäftsleitung bestehen, und diese begrüßt die Übernahme durch die ZEG auch. Georg Honkomp hat mich angefragt, ob ich weiterhin im Verwaltungsrat bleibe. Das ist bei einer Übernahme eher ungewöhnlich, zeigt aber, dass der neue Eigentümer an Kontinuität interessiert ist.

{b}Nehmen Sie das Angebot an?{/b}
Ja, ich werde im Verwaltungsrat bleiben. Es ist ja nicht so, dass ich die Freude an den Elektrovelos von Flyer verloren hätte. Ganz in Gegenteil.

{b}Hat sich das Engagement bei der Biketec für die EGSB gelohnt?{/b}
Selbstverständlich. Das Unternehmen hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt. Wir haben Prozesse optimiert, SAP eingeführt sowie die Bereiche Produktion und Einkauf gestärkt. Zudem haben wir mit dem „FIT“-System eine Plattform für technische Innovationen geschaffen. Auch die Neuheiten für die Saison 2018 kommen bei den Händlern gut an. Ich glaube, unser Engagement hat etwas bewirkt und sich daher auch gelohnt.

{b}Die Aufgabe der EGSB will auch Gewinne erwirtschaften. Erzielte der Verkauf der Biketec einen Gewinn?{/b}
Dazu kann ich mich nicht äußern. Wir haben über den Verkaufspreis Stillschweigen vereinbart.

Das Interview führte Marius Graber, ständiger Mitarbeiter des velobiz.de-Partner-Magazins Cyclinfo aus der Schweiz, für Cyclinfo und velobiz.de.

28. Juli 2017 von Marius Graber

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