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E-Bike-Festival in der Dortmunder Innenstadt.
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65.000 Besucher beim Saison-Opener in Dortmund

E-Bike-Festival mit Wow-Effekt und Deutschlandpremiere

Bei frühsommerlichem Wetter gab es beim vierten E-Bike-Festival in Dortmund vom 5. bis 7. April nicht nur einen neuen Besucherrekord, sondern auch eine deutlich spürbare Veränderung bei den Interessenten. Unerwartet auf einer Endverbrauchermesse war auch die Deutschlandpremiere einer neuen E-Bike-Marke mit smarter High-End-Technik und Wurzeln aus der E-Sportwagenherstellung.

E-Bike-Festival in der Dortmunder Innenstadt.Großer Auftritt für die E-Bike-Marke Greyp in DortmundDisplay oder ...... Smartphone beim Greyp E-MTBVorne und ...... hinten ist eine Weitwinkel-Kamera verbaut

Als weltgrößte Veranstaltung dieser Art bezeichnen die Veranstalter von Plan B Event die vierte Auflage des, so der etwas sperrige Name, DEW21 E-BIKE Festival Dortmund presented by Shimano. Des Rätsels Lösung: Neben Shimano muss noch der zweite Großsponsor, die Dortmunder Energie- und Wasserversorgung GmbH (DEW21) mit genannt werden. Alles andere als sperrig war, wie bereits in den vergangenen Jahren, die Veranstaltung selbst. Auf 10.000 Quadratmetern Expo-Fläche, mitten in der Dortmunder Innenstadt, boten 150 Aussteller mehr als 800 E-Bikes zum Testen an. Nicht nur auf einem Parcours, sondern sprichwörtlich überall außerhalb der Fußgängerzone, oder auf einem eigens aufgeschütteten E-MTB-Track und auf diversen Touren.

Besucher spiegeln die Veränderungen im Markt

„Die Besonderheit des Dortmunder Festivals war aber nicht nur die enorme Vielseitigkeit des Angebots, sondern auch der Altersdurchschnitt der Besucher“, so heißt es im Schlussbericht der Veranstalter. Eine Erfahrung, die vermutlich alle Aussteller so unterschreiben würden. Gerade jugendliche Mountainbiker warfen sich mit großer Begeisterung auf die Räder und die Parcours und auch bei Herstellern urbaner E-Bikes fand sich ein breiter Durchschnitt der Bevölkerung quer durch alle Altersgruppen und Schichten – auch jenseits der typischen Radfahr-Enthusiasten.

Vielfältiges Angebot und wichtiger Impulsgeber

Mit zum Wow-Effekt beigetragen hat neben dem Wetter wohl vor allem das breite Beratungs- und Testangebot, das vom günstigen Gebraucht-E-Bike bis zum hochpreisigen Cargobike und vom Faltrad über das Gravelbike bis hin zum 18 Zoll-Kinderrad reichte. Dazu kamen das bunte Rahmenprogramm mit Bühnenshows sowie Mountainbike- und Lastenradparcours. Für gute Stimmung sorgten neben Events, wie dem CargoBikeRace und dem Husquarna Bicycles Night Sprint auch die Anwesenheit von Bikesport-Prominenz wie dem Ex-Cross-Weltmeisters Mike Kluge, dem Tour-de-France-Fahrer Markus Vothen und dem Downhill-Weltmeister und E-Bike Pionier Guido Tschugg. Sehr gut kamen auch die geführten 15 bis 22 Kilometer langen E-Bike Themen-Touren an. Auch Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau unterstrich die Bedeutung der Veranstaltung: „Wir freuen uns über die enorme Resonanz. Für uns als Stadt ist das Festival ein wichtiger Impulsgeber – auch durch das DEW21-Symposium.“ Auf dem Symposium diskutierten Experten und Politiker Wege zur emissionsfreien Innenstadt. Beste Voraussetzungen also für die nächste Veranstaltung, die wieder an drei Tagen vom 3.-5. April 2020 in der Dortmunder City stattfinden wird.

Deutschlandpremiere: Connected E-MTB von Greyp

Völlig unerwartet für eine an Endverbraucher gerichtete Veranstaltung war der professionelle, aber unprätentiöse Auftritt der E-Bike-Marke Greyp. Das Besondere: Das moderne E-MTB-Fully Greyp G6 kommt mit High-End-Technik, von der vor allem die beiden nach vorne und hinten gerichteten Kameras, die Kooperation mit der Telekom und das eigenständige Design ins Auge fallen. Hinter dem im Jahr 2013 gegründeten Unternehmen Greyp Bikes steht das zwei Jahre zuvor gegründete kroatische Unternehmen Rimac Automobili. Das Unternehmen, an dem seit letztem Jahr unter anderem auch Porsche beteiligt ist, hat sich auf elektrische Supersportwagen, Antriebe und Batteriesysteme spezialisiert und sich in diesem Segment auch als Modul- und Systemlieferant für Autobauer einen Namen gemacht. Greyp Bikes selbst stellte bislang einen 12 Kilowatt starken E-Bike-/E-Motorrad-Zwitter her und will nach den Worten von Brand- und Marketing-Managerin Irena Weber in Dortmund und den kommenden Festivals in einem ersten Schritt bei potenziellen Kunden Feedback sammeln, um die Software weiterzuentwickeln und neue Anwendungsmöglichkeiten auch außerhalb des E-MTB-Sektors zu evaluieren. Anfragen von interessierten E-Bike-Händlern und Herstellern seien bis zum Auftritt auf der Eurobike ebenso willkommen.

Greyp G6 soll als Pedelec und schnelle Version kommen

Beim Antrieb setzt Greyp auf den neuen Motor von MPF Drive (Version MPF 6.0c) in Verbindung mit einem 700 Wh-Akku, der als Gestaltungsmerkmal ins Rahmendreieck integriert ist. Mit dem Mittelmotor sind je nach Variante 250 Watt oder 460 Watt möglich. Entscheidend für die Wahl waren nach Aussage der Entwickler zum einen, dass das Motorgetriebe aus Metallzahnrädern im Ölbad läuft und damit praktisch unhörbar ist. Zum anderen konnte Greyp hier die Steuerungssoftware für den Antrieb und das Batteriemanagement selbst anpassen bzw. neu entwickeln. In der Praxis sollen damit vom Anwender oder von Greyp über eine Cloud Daten per App und GSM/GPS ausgelesen und vielfältige Justierungen vorgenommen werden können. Bis hin zum Fernabschalten des Motorsystems per Remotefunktion.

Kameras, Connectivity, Navigation

Richtig interessant wird das Greyp E-Bike allerdings durch die zusätzliche Elektronik, die in das neue Modell gesteckt wurde. So erinnert der zentrale Smartphone-Hub am Lenker zusammen mit seinen App-Funktionen an das System von COBI – mit dem Unterschied, dass bei der Entnahme des Handys hier ein zweites schwarz/weiß-Display auftaucht und für die nötigen Basis-Informationen sorgt. Auffälliges Extra: Vorne und hinten ist im LED-Licht jeweils eine Weitwinkel-Kamera verbaut. So kann man während der Fahrt zum Beispiel über den Handy-Bildschirm nach hinten schauen, ohne sich umdrehen zu müssen oder die Fahrt direkt aufnehmen. Interessant ist auch, dass die Kameras je nach Einstellung wie eine Dashcam ständig aufzeichnen und die Daten in einen Zwischenspeicher laden. Benötigt man die letzten 30 Sekunden, so lassen sich diese per Knopfdruck wiederherstellen. Auch sonst hat Greyp alles an Technik und Konnektivität in das Bike gepackt, was möglich ist: GPS, GSM, Navigation, geländebasierter Reichweitenermittlung, herzfrequenzbasierte Motorkraftreglung etc.
Genau das ist nach Aussage des Teams auch der Unterschied zu anderen Herstellern bzw. anderen E-Bikes: Man sei eben kein Fahrrad- oder E-Bike-Unternehmen, das auch Technologie macht, sondern ein Technologieunternehmen, das auch E-Bikes baut.

Die Verkaufspreise beginnen ab 6.499 Euro.

9. April 2019 von Reiner Kolberg
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