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Fünf  Newcomer auf  der Eurobike
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Portrait - Newcomer

Fünf Newcomer auf der Eurobike

Aus der Vielzahl der Neuzugänge im Markt interessante Unternehmen und Marken herauszupicken, war noch nie eine leichte Aufgabe. Hier fünf Beispiele, die das Zeug haben, auf ganz unterschiedliche Weise frischen Wind in die Branche zu bringen.

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Welche Nische von heute sich morgen zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell entwickelt und welcher Markt künftig zu einem Massengeschäft wird, ist immer schwer zu sagen. Und zu jeder neuen Geschäftsidee finden sich auch mindestens ein Dutzend Argumente, die dagegen sprechen: von »wird nicht funktionieren« über »hat schon mal nicht funktioniert« bis hin zu »der Trend ist auch schnell wieder vorbei«. Andererseits lebt jede Branche von Innovationen, sei es bei der Technik, beim Design oder beim Marketing. Denn die Zeiten, in denen Produkte ausschließlich zur Deckung eines tatsächlichen Bedarfs gekauft werden, sind längst vorbei. Das gibt Raum für Innovation. Auch in der Fahrradbranche. Wie heißt es so treffend von »Les Misérables«-Autor Victor Hugo? Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Wir stellen deshalb in aller Kürze fünf Unternehmen vor, die eine ganz eigene Sicht auf die Dinge haben und den Aufbau ihrer Marke mit neuen Ideen und viel Elan vorantreiben.

MELON: Von Apple über Segway und Nutcase zur Melone

Die beiden junggebliebenen Unternehmer Michal und David Cervenka wollen mit der Marke »Melon«, die kürzlich Premiere feierte, bereits die zweite Helmmarke – und diesmal eine Eigenproduktion – zum Erfolg führen. Auf den Helm gekommen sind die Essener Melon-Macher dabei eher zufällig. Keimzelle ihrer Firma mit dem Namen Intelligent Mobility, die 2006 gegründet wurde, waren Segways, die sie aus den USA für Events in der Rhein/Ruhr-Region importierten. Um die angebotenen Touren mit einer nicht nur sicheren, sondern auch stylishen Kopfbedeckung durchzuführen, schauten sich die Brüder 2007 nach geeigneten Helmen um und wurden bei der damals noch völlig unbekannten Firma Nutcase Inc. fündig, für die sie auch gleich den Europavertrieb übernahmen. Schwerpunkt blieb aber bis auf weiteres das Thema E-Mobilität mit der Aufnahme von Marken wie Elmoto (Elektroleichtkrafträder) oder Brammo (Elektromotorräder) ins Vertriebs- und Eventportfolio, welches auch heute weiter ausgebaut wird.

Dass die Marke Nutcase innerhalb kurzer Zeit für viele zu einem Synonym für stylische Helme geworden ist, die auch gerne getragen werden, ist nicht nur dem Design, sondern auch dem clever-sympathischen Marketing zu verdanken, mit dem die beiden Unternehmer neue Wege beschritten haben. Was nicht wundert, denn Michal Cervenka hatte zuvor 15 Jahre selbstständig im Bereich Marketing gearbeitet und David Cervenka war 12 Jahre selbstständig im Bereich Apple Consulting und Vertrieb tätig. Nach der Trennung von Nutcase im Januar 2013 fiel schnell der Entschluss mit einer neuen Marke künftig ganz »auf eigene Kappe« zu arbeiten. Was für Nutcase galt, gilt auch für Melon: Mit coolen Designs und einem flotten Auftritt, der Kinder und Jugendliche und junggebliebene Erwachsene ohne pädagogisch erhobenen Zeigefinger anspricht, sollen die Helme als modisches Sicherheits-Accessoire vermarktet werden. Kostprobe? »No brain no game« heißt der Spruch zur Marke, die gerne mit echten Melonenhälften auf den Köpfen ihrer Zielgruppe wirbt und PR und Social Media von Anfang an geschickt in die Marketingstrategie integriert.

S’COOL: Juniors als neue Kundengruppe entdeckt

Von Kinder- und Jugendrädern spricht Ex-Bike-&-Co.-Geschäftsführer Axel Böse, der mit seiner neuen Firma Coolmobility in diesem Jahr die Marke S’cool übernommen hat, nur ungern. Denn seiner Auffassung nach ist diese Trennung heute zum einen nicht mehr zeitgemäß und zum anderen will S‘cool sowohl beim Design der Modelle wie auch beim Markenimage neue Akzente setzen. Trotz aller Anforderungen an Sicherheit und Funktionalität muss ein Juniorbike seiner Meinung nach in erster Linie vor allem den Kids gefallen. »Ohne eine coole Optik wird sich der Nachwuchs nur ungern aufs Bike setzen und Eltern werden das Rad nicht kaufen.« Um die Zielgruppe zu erreichen, setzt Böse auf sportliche Mountainbikes, BMX- und Rennräder, die die Produktlinie ergänzen und auch auf das Markenimage wirken sollen. Als Vollsortimenter bietet die Marke, wie kürzlich als neuer Streckenpartner der ZEG auf der Ispo Bike gezeigt, alle Produktbereiche für Junioren vom Laufrad bis zum 26-Zoll-Jugendrad.

Attraktive Produkte und Marken haben nach Auffassung von Axel Böse auch beim Nachwuchs gute Chancen. Dafür müssen aber auch die Kundenansprache im Marketing und die Präsentation des Themas im Laden stimmen. Diese Auffassung teilen seiner Erfahrung nach inzwischen auch immer mehr große Händler, die das Kinderrad als wertiges Produkt und wichtiges Instrument zur Neukundengewinnung und Kundenbindung neu für sich entdecken. Konkret will S’cool Kinder und Jugendliche genauso wie die Eltern für das Thema Fahrrad mit all seinen Möglichkeiten begeistern. Dabei geht es nicht nur um Funktionalität und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, sondern vor allem auch um Lifestyle und Coolness. »Ohne Zweifel ist die Nachfrage vorhanden«, betont Böse, der auf über 25 Jahre Erfahrung in der Fahrradbranche zurückblickt und die Entwicklungen im Markt in seiner Funktion bei Bike & Co. in den letzten Jahren genau verfolgt hat.

ELECTROLYTE: Stark im Auftritt – noch stärker in der Gruppe

Bereits seit 2010 ist Electrolyte mit dem Schwerpunkt »leichte E-Bikes mit Spaßfaktor« auf dem Markt. Für einen hohen Aufmerksamkeits- und Erinnerungswert sorgen dabei neben dem innovativen reduzierten Design regelmäßig auch die Bezeichnungen der Räder. Düsenjäger, Bürohengst, Brandstifter, Straßenfeger und Vorradler sind Namen, die man nicht so schnell vergisst. Seit Mitte 2012 gehört die Marke Electrolyte zur Gerg Light Vehicle GmbH und ist damit Teil der Gerg Gruppe. Die mittelständische Unternehmens-Gruppe aus Glonn bei München ist seit 1984 im Bereich Modell-, Formen- und Leichtbau für die Automobil- und Luftfahrtindustrie tätig. Am Firmensitz werden inzwischen die Antriebssysteme produziert und die E-Bikes und Fahrräder montiert. Gleichzeitig werden unter dem neuen Firmendach inzwischen vielfältige Leistungen angeboten. So teilen sich die Produktbereiche in »36 Volt« für E-Bikes, »unplugged« für sportliche Fahrräder ohne E-Antrieb und »Custom Racing« für Einzelstücke nach Kundenwunsch mit Rahmen aus Stahl, Aluminium, Titan oder Carbon.

Für die Updates der Modelle Querschläger, Straßenfeger und Brandstifter wurden Motor, Akku und Controller gekapselt und damit vor Schmutz und Feuchtigkeit geschützt in eine Einarmschwinge integriert, die das Vorderrad antreibt. Bei Straßenfeger und Querschläger setzen die Entwickler auf eine 2-Gang-Nabe von Sturmey Archer.

Mit dem E-Bike Vorradler, das zusammen mit dem Designlehrstuhl der TU München entwickelt wurde, hat Electrolyte ein weiteres Modell zur Serienreife gebracht. Die Besonderheit ist der Akku, der sich im Rahmendreieck harmonisch ins sportliche Design des Rads einfügt.

KLEVER MOBILITY: E-Bikes und Vertriebskonzept mit Motorroller-Genen

Mit neuen E-Bike-Konzepten befasst sich die 2011 gegründete Tochter des taiwanesischen Motorroller- und Leichtkraftrad-Konzerns Kymco »Klever Mobility«. Der Name Klever steht dabei für Kymco Light Electric Vehicle und mit dem im Frühjahr dieses Jahres vorgestellten Pedelec-Modell S25 geht das Unternehmen gleich in mehrfacher Weise völlig neue Wege: Für das Erscheinungsbild des E-Bikes, das vor Kurzem mit dem renommierten reddot design award 2013 ausgezeichnet wurde, ist die Designerin Adriana Monk verantwortlich, die sonst für Hersteller von Luxusautos und Yachten arbeitet. Ihr Ansatz, den Akku als zentrales, besonders wertiges Element aufzufassen, der vom One-size-Rahmen zickzackförmig umschlossen wird, ist originell und geschickt umgesetzt. Damit folgt Klever Mobility einem ähnlichen Ansatz wie Smart oder A2B, greift bei der Produktion der Räder aber auf eigenes Know-how bei Motoren und Steuerungselektronik zurück und hat deshalb unter anderem mit einem hauseigenen Motor und einer elektronischen Diebstahlsicherung auch einige interessante Neuerungen zu bieten. Neu zur Eurobike präsentiert wird ein vollgefederter Tiefeinsteiger, den es ebenso wie das S-Modell auch als schnelles S-Pedelec gibt.

Bike-Vertrieb neu gedacht
Neue Wege geht das Unternehmen nach den Worten von Ex-Campagnolo-Mann und General Manager Fritz G. Baumgarten auch beim Vertrieb. Keine Kapitalbindung, kein Lagerrisiko, keine Altlasten und keine Preisdiskussionen verspricht das Konzept. Der Clou: Ausgesuchten Händlern werden »auf kulanter Basis« Test-E-Bikes und ein Rundum-sorglos-Paket mit Diagnosetools zur Verfügung gestellt. E-Bikes für den Kunden gibt es dagegen nur auf Bestellung. Dafür laut Klever Mobility in kürzester Zeit und während der gesamten Saison. Dabei wird ein Vertrag zwischen dem Endkunden und Klever Mobility geschlossen. Der Händler übernimmt also nur die Abwicklung, erhält dafür eine Provision und hat auch keine Probleme im Garantiefall. Folgeleistungen werden separat vergütet.

FLITZBIKE: Edel-E-Bikes handmade und on demand

Einen der kürzesten Anfahrtswege zur Eurobike hat das neue Unternehmen Flitzbike. Im rund 20 Kilometer von Friedrichshafen entfernten Bodnegg ist die neue Pedelec-Manufaktur als Ausgründung des international tätigen Experten für regenerative Energiesysteme Knubix entstanden. Mit schwäbischer Gründlichkeit befasst man sich hier mit einer Nische, die bislang nur wenige E-Bike-Hersteller bedienen: High-Tech und Design. »Anspruchsvolle Fahrräder für anspruchsvolle Menschen« sollen hier nach Eigenaussage gefertigt werden. Dabei setzt Flitzbike bei den Rädern auf Handarbeit sowie edle und exotische Komponenten aus der DACH-Region und beim Vertrieb auf neue Konzepte wie ein »E-Café« als Flagship-Store und eine unterjährige Liefergarantie. »Gerade im Markt anspruchsvoller Manufaktur-Pedelecs fällt es schwer, das Ordervolumen für das kommende Jahr einzuschätzen. Wir bieten Händlern hier einen unschätzbaren Vorteil im täglichen Geschäft: Sie bestellen das Pedelec dann, wenn sie es brauchen. Und nach circa vier bis sechs Wochen steht das gewünschte Modell beim Händler«, so Pasquale Mennig, Leiter Marketing und Vertrieb von Flitzbike.

Optische und technische Leckerbissen
Mit insgesamt sechs Modellen präsentiert sich Flitzbike erstmals auf der Eurobike. Highlight für Freunde des Besonderen ist dabei das Modell Wooden Racer. Mit edlen Holzfelgen und hölzernen Schutzblechen ist es ein echter Blickfang. Aber auch in Bezug auf die Stabilität und Alltagstauglichkeit sollen es die Holzkomponenten mit anderen Materialien aufnehmen können. Technische Leckerbissen sind der Zahnriemen-Antrieb (Gates Carbon Drive), das 18-Gang-Pinion-Getriebe und der Go-Swiss-Antrieb, den es zur kommenden Saison auch als S-Pedelec-Variante gibt. Selbstverständlich hat so etwas Besonderes mit 5.490 Euro auch einen besonderen Preis. Dafür ist man sich aber auch jederzeit der vollen Aufmerksamkeit sicher.

17. August 2013 von Reiner Kolberg

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