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Interview - Uwe Wöll

Getrennt vom Verkaufsraum: »Die Werkstatt kann ertragreich sein, wenn man es richtig anpackt«

Uwe Wöll, Geschäftsführer des Verbund Service Fahrrad (VSF) gibt im Interview mit velobiz.de Tipps, wie Werkstatt und Verkaufsraum getrennt voneinander erfolgreich sein können. Und er erklärt, wie das den Arbeitsalltag verändert.

Der stationäre Fahrradhandel ist im Umbruch. Wie kommt es, dass der VSF heute eine Trennung von Service und Verkauf je nach Unternehmen empfiehlt?
Uwe Wöll: Dazu gibt es viele Anlässe. Einer davon war, spätestens zu Anfang von Corona, die Einsicht, dass vielerorts die räumlichen und personellen Kapazitäten für den Service nicht mehr ausreichten. Doch die Pandemie war hier nur ein Verstärker.

Wie steht es da um mobile Services, die eine stationäre Werkstatt ergänzen könnten?
Die klassischen mobilen Services, also der Servicepartner, der zum Kunden nach Hause oder zur Notrufreparatur kommt, funktionieren meist nicht. Das kann so nicht klappen. Die Servicepartner sind zu viel und zu lang auf der Strecke, das ist ökonomisch nicht darzustellen. Eine Fachkraft für das Herumfahren zu bezahlen, ist nicht sinnvoll.

Und die Lösung ist die externe Werkstatt?
Oft ja. Mittlerweile gibt es im Verbund einige Unternehmen, die so arbeiten. Die sind zufrieden mit ihrem Erfolg. Auch und besonders die Mitarbeiter im Service sind zufrieden. Es geht ja auch darum, die Mitarbeiter ans Arbeiten zu bringen und die Kunden und Kundinnen, aber auch den Verkauf, aus der Werkstatt herauszuhalten.

Welche Modelle gibt es hier?
Die Kunden und Kundinnen bringen ihre Räder zu einer Werkstatt, die vom eigentlichen Laden separiert ist, oder die Räder werden vom Fachhändler abgeholt und nach dem Service wieder zurückgebracht. Wichtig ist dabei, dass das Ganze vom Fachhändler digital gesteuert werden kann. Der Werkstatttermin sollte online buchbar sein. Dazu gehört, dass das Werkstattangebot sehr einfach dargestellt werden kann. Man darf nicht vergessen: Auch das Telefon ist ein Zeitfresser. Um die Werkstatt auslasten zu können, sind digitale Produkte der Schlüssel zum Erfolg.

Und die Menschen, die vorab mit dem Mechaniker sprechen wollen?
Für sie ist es sinnvoll, eine Minimalwerkstatt im Fachhandel zu behalten.

_Verursacht der Transfer der Fahrräder keine Mehrkosten, wenn ich die Werkstatt vom Geschäft trenne? _
Nein, die Räder werden ja ohnehin vom Kunden hingebracht oder ein Fahrer sammelt sie von den Auftraggebern ein und bringt sie wieder zurück. Die Fachangestellten bleiben, vom Kunden unbehelligt, in der Werkstatt.

Was empfehlen Sie dem Fachhandel mit überlasteter Werkstatt also?
Wir haben uns beim VSF in den letzten Jahren viele Gedanken um die zertifizierte Werkstatt gemacht und haben unter anderem auf der Eurobike eine komplette Werkstatt nach den herausgearbeiteten Maßstäben gezeigt. Wichtig ist: Wer etwas verändern will, braucht ein Konzept. Damit, die Werkstatt einfach zu vergrößern, ist es nicht getan. Die Prozesse müssen funktionieren. Die Werkstatt kann absolut ertragreich sein, wenn man es richtig anpackt.

In der aktuellen Ausgabe des velobiz.de Magazins erschien auch ein ausführlicher Artikel zum Thema , in dessen Kontext auch dieses Interview entstand.

22. September 2022 von Georg Bleicher

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