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Aktuelle Studie

GfK beleuchtet Situation und Perspektive des europäischen Einzelhandels

GfK GeoMarketing hat eine Studie zur Situation des Einzelhandels in Europa in 2012 veröffentlicht. Die Daten wurden im Auftrag des ESCT, dem European Shopping Centre Trust, zusammengestellt und ausgewertet. Sie bietet einen europaweiten Überblick über handelsrelevante Kennziffern.

Sebastian Müller, GfK-Einzelhandelsexperte und einer der Autoren der Studie, kommentiert: "Die Entwicklung des Einzelhandels in Europa war auch im vergangenen Jahr wieder enorm spannend: Die Entwicklungsunterschiede zwischen den einzelnen europäischen Ländern und Regionen zeigten sich im letzten Jahr in noch stärkerem Ausmaß als in den vergangenen Jahren. Vor dem Hintergrund der Staatsschuldenkrise und den teils immer noch andauernden Finanzierungsengpässen stellt sich auch die aktuelle Anschaffungsneigung in den einzelnen Ländern Europas sehr unterschiedlich dar."
Hier einige Ergebnisse der Studie:

Kaufkraft

Bei der Betrachtung der Kaufkraft zeigt sich, dass trotz der aktuellen Schuldenkrise sowie der bestehenden Verunsicherung bezüglich der volkswirtschaftlichen Entwicklungen in den EU-27 Ländern das verfügbare Einkommen der Haushalte in Europa 2011 weiter gestiegen ist. So standen den europäischen Verbrauchern in den betrachteten Ländern im Jahr 2011 ca. 8,5 Billionen Euro für Konsumausgaben zur Verfügung. Ausgehend von den für 2010 in vielen Ländern nachträglich durch Eurostat nach oben revidierten Zahlen zeigt sich eine Wachstumsrate von +2,6 Prozent für die Kaufkraft der EU-27 Länder im Jahr 2011. Die Länder der Eurozone weisen ein vergleichsweise niedrigeres Wachstum auf. Somit wird ersichtlich, dass vor allem neuere Mitgliedsstaaten, EU-Beitrittskandidaten sowie Partnerländer mit einer überdurchschnittlichen Kaufkraftentwicklung Schwung nach Europa bringen.

Einzelhandelsumsatz

Im Jahr 2011 generierten die Einzelhändler in den betrachteten 32 Ländern Europas einen Einzelhandelsumsatz von rd. 2,96 Billionen Euro (EU-27 = 2,3 Billionen Euro). Damit stieg der Einzelhandelsumsatz in den 32 Ländern im Jahr 2011 insgesamt um etwa +2,4 Prozent im Vergleich zu 2010 (revidierte Werte). Auch hier zeigt sich wieder eine Fortsetzung des positiven Trends der letzten Jahre, wobei sich die Entwicklungsdynamik gegenüber 2010 etwas abgeschwächt hat. Andere Nationen wie Griechenland (-14,2 Prozent), Portugal (-6,9 Prozent) oder Spanien (-2,0 Prozent) hatten und haben hingegen wegen der angespannten volkswirtschaftlichen Lage ihrer Länder mit einer gebremsten Konsumfreude der Bevölkerung zu kämpfen.
GfK GeoMarketing prognostiziert in den betrachteten europäischen Ländern für 2012 steigende Einzelhandelsumsätze von nominal rd. +1,4 Prozent. Auch in 2012 dürften dabei die von Strukturierungsmaßnahmen und Sparpaketen betroffenen Staaten Griechenland, Irland, Portugal, Spanien, Italien und Ungarn die Auswirkungen der Schuldenkrise spüren; Griechenland dürfte von diesen mit -15 Prozent am stärksten betroffen sein. In den großen Volkswirtschaften bzw. Einzelhandelsmärkte werden für Frankreich und Deutschland immerhin Umsatzzuwächse von ca. 1-2 Prozent erwartet. UK liegt mit +2,7 Prozent sogar deutlich im Plus.

Einzelhandelsausgaben

Der Anteil der Einzelhandelsausgaben an den privaten Konsumausgaben nahm auch 2011 in den EU 27 erneut ab. Trotz der absoluten Einzelhandelsumsatzzuwächse fiel die Quote nunmehr auf 31,3 Prozent der Konsumausgaben (Vorjahr: rd. 31,9 Prozent). Für alle betrachteten Staaten in Europa liegt die Quote mit 33,6 Prozent lediglich etwas höher, aber auch hier zeigt sich eine rückläufige Tendenz. Die Gründe für den sinkenden Anteil der Einzelhandelsausgaben sind dabei dieselben wie in den vergangenen Jahren. Maßgeblich sind hier etwa steigende Energiekosten oder wirtschaftliche Unsicherheit.

Inflation

Der Einzelhandel in den EU 27-Ländern erzielte im Jahr 2011 nominal einen Umsatzzuwachs von rd. 1,2 Prozent. Bereinigt man diesen um die durchschnittliche Inflation von rd. drei Prozent, zeigt sich, dass der Einzelhandelsumsatz real etwas rückläufig war. Tendenziell lag die durchschnittliche Inflationsrate damit etwas höher als noch in 2010 (rd. +2,1 Prozent) und auch höher als in 2009 (+1,0 Prozent). Damit kommt es, bei immer noch niedrigem Zinsniveau, zu einer "schleichenden" Geldentwertung; eine Bewegung, die in der aktuellen Überschuldungskrise sicherlich nicht unerwünscht erscheint. Für 2012 erwartet GfK GeoMarketing eine gewisse Trendumkehr zu einer wiederum niedrigeren Inflationsrate; sie dürfte in fast allen Ländern – mit Ausnahme der Schweiz, der Tschechischen Republik und Ungarn – einige Prozentpunkte niedriger liegen als die Werte für 2011.

Verkaufsfläche

Die Verkaufsfläche pro Kopf ist in den betrachteten 32 Ländern Europas im Zeitraum 2011 gegenüber 2010 insgesamt lediglich um etwa ein Prozent gestiegen, wobei sich die Entwicklungen in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich darstellen. Dieses liegt zum einen daran, dass viele Projekte in der Krise gestoppt wurden oder zum Teil aktuelle Leerstände erst einmal wiederbelebt werden können. Gleichwohl gilt es bei der pro-Kopf-Betrachtung auch zu berücksichtigen, dass die Bevölkerung aller betrachteten Länder um +0,5 Prozent gestiegen ist. In diesem Zusammenhang weisen die stärksten Zuwachsraten an Fläche pro Kopf Litauen, Frankreich, Lettland und die Slowakei auf. Die Steigerungsrate der Verkaufsfläche ist damit – wie schon im Vorjahr – im Vergleich zum Umsatzwachstum von +2,4 Prozent für das Jahr 2011 unterdurchschnittlich. Die Dynamik der Verkaufsflächensteigerung hat sich somit erneut deutlich verlangsamt, dürfte aber nach Einschätzung von GfK GeoMarketing in den nächsten Jahren wieder erheblich an Fahrt aufnehmen.

15. Mai 2012 von Jürgen Wetzstein
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