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Pexco-Gründerin Susi Puello überreicht das erste Husqvarna-Fahrrad an CEO Kai Wärn (Mitte).
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Deutsch-Schwedische Zusammenarbeit:

Husqvarna Fahrräder feiern vielbeachtetes Comeback in Schweden

In Schweden, einem an ikonischen Marken ohnehin nicht gerade armen Land, nimmt Husqvarna eine besondere Stellung ein. Es gibt kaum ein Segment, das von der traditionsreichen Marke in ihrem fast 330jährigen Bestehen noch nicht bedient wurde. Entsprechend groß ist das Interesse in Schweden am Wiederaufleben von Husqvarna als Fahrradmarke. Mit dem deutschen Partner Pexco soll eine Beziehung aufgebaut werden, die über das Verhältnis von Lizenzgeber und -nehmer hinausgeht.

Pexco-Gründerin Susi Puello überreicht das erste Husqvarna-Fahrrad an CEO Kai Wärn (Mitte).Die Präsentation der wiederbelebten Fahrradmarke stieß bei schwedischen Medien auf großes Interesse.Husqvarna-CEO Wärn betont die Synergien in verschiedenen Bereichen mit dem Lizenznehmer aus Deutschland.

Schweden ist eines der waldreichsten Länder der Welt. Rein rechnerisch kommen auf jeden Schweden rund 2,5 Hektar Wald. Da überrascht es nicht, dass das einheimische Unternehmen Husqvarna als einer der Weltmarktführer im Bereich der Motorsägen in der schwedischen Seele einen besonderen Platz einnimmt. Doch die Beziehung der Schweden zu dem Unternehmen aus der Region Småland geht noch tiefer: Wenn das Land sich in den letzten 400 Jahren gegen Angreifer etwa aus Russland oder Dänemark verteidigen musste, schossen die schwedischen Soldaten sehr wahrscheinlich mit Musketen und Gewehren von Husqvarna auf die Angreifer. Und wenn eine schwedische Oma für ihre Enkel die Fleischbällchen Köttbullar zubereitete, wurde das Hackfleisch durch einen Fleischwolf von Husqvarna gedreht, die Bällchen auf dem Herd von Husqvarna gebrutzelt und vielleicht am nächsten Tag mit der Mikrowelle von Husqvarna nochmal aufgewärmt. Eine Husqvarna Silverpilen wiederum war in den 50er und 60er Jahren mit ihrem 175cc-Motor der Traum jedes schwedischen Halbstarken. Und nicht zuetzt war Husqvarna bis vor 50 Jahren sogar ein namhafter Hersteller von Fahrrädern.

Die Liste der Produkte, die bei Husqvarna, benannt nach dem schwedischen Städtchen Huskvarna, schon vom Band gelaufen sind, ließe sich noch nahezu endlos fortsetzen. Die Husqvarna Group ist heutzutage mit internationalen Tochterunternehmen wie Gardena und McCulloch und einem Jahresumsatz von 4,5 Mrd. EUR nach eigenen Angaben der weltweit führende Hersteller von Geräten für Garten und Forst. Andere frühere Produktbereiche werden von Lizenznehmern weitergeführt, die Hausgerätesparte beispielsweise von Electrolux und das traditionsreiche Motorradsegment unter dem Dach der österreichischen KTM AG (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen, aber rechtlich unabhängigen Fahrradhersteller KTM Fahrrad GmbH).

Mehr als ein Lizenznehmer

Mit der neugegründeten Pexco GmbH kommt nun ein weiterer Lizenznehmer dazu, der die traditionsreiche Geschichte von Husqvarna als Fahrradmarke wiederaufleben lässt. Die große Markenbekanntheit erklärt auch das Medieninteresse in Schweden, als vergangene Woche am Stammsitz von Husqvarna die Rückkehr der wiederbelebten Fahrradmarke in ihrem skandinavischen Ursprungsland bekannt gegeben wurde: Knapp 30 schwedische Journalisten sowie mehrere internationale Fachjournalisten wurden vergangene Woche Zeugen, wie Pexco-Gründerin Susanne Puello eines der ersten seriengefertigten Husqvarna-Bikes an den CEO des Lizenzgebers Kai Wärn überreichte und damit auch den Startschuss für den Vertrieb in Schweden gab.

Die Verbindung zwischen Pexco und Husqvarna soll jedoch künftig weit mehr bedeuten als nur das Verhältnis von Lizenzgeber und Lizenznehmer. Auch für den schwedischen Garten- und Forst-Spezialisten sind die gesellschaftlichen Megatrends Urbanisierung und Nachhaltigkeit zentrale Zukunftsthemen. Oder anders ausgedrückt: Der typische Rasenmäherkäufer der Zukunft wird eher kleine, stadtnahe Gartenflächen sein Eigen nennen, die mit leise und mitunter autonom arbeitenden Elektrogeräten statt laut knatternden Zweitaktergeräten gepflegt werden. Entsprechend sind Technologien wie das kontaktlose Induktionsladen von Elektrogeräten zentrale Themen in der Produktentwicklung von Husqvarna. Darüber hinaus besitzt das Unternehmen eine langjährige Historie als Motorenlieferant für ganz unterschiedliche Abnehmer und Anwendungen. Die technologischen Synergien mit dem aufstrebenden E-Bike-Segment sind vor diesem Hintergrund nicht nur offensichtlich, sondern wurden von beiden Seiten bei der Präsentation in Schweden auch deutlich betont. Zwar gibt es noch keine konkreten Pläne, denkbar sei aber durchaus, dass Husqvarna eines Tages sogar als Anbieter von Antriebssystemen von E-Bikes in Erscheinung tritt, war hinter vorgehaltener Hand zu hören.

Synergien auch im Vertrieb

Doch nicht nur technologisch, auch bei der Marktbearbeitung erhoffen sich beide Partner eine Win-Win-Situation: Die Garten- und Forstbranche und die Fahrradbranche besitzen nicht nur ähnliche Marktstrukturen, in vielen Ländern sind beide Segmente auch tatsächlich unter einem Dach im Fachhandel zu finden. Weltweit beliefert die schwedische Husqvarna-Group 24.000 Partner im Handel. Daraus ergibt sich für Pexco die Chance vor allem außerhalb der DACH-Region schnell einen internationalen Vertrieb für Husqvarna als Fahrradmarke zu etablieren.

27. Februar 2018 von Markus Fritsch

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