8 Minuten Lesedauer
Pia Moritz von Canyon Bikes verriet zusammen mit JobRad ein paar Kniffe für mehr Conversions am digitalen POS.
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velobiz.de Summit 2025

Marke, Experimentierkultur und Künstliche Intelligenz

Zum 15. Mal trafen sich die Entscheiderinnen und Entscheider für Marketing und Kommunikation im Fahrradmarkt zum Jahrestreffen auf dem velobiz.de Summit. In den Räumen des Vogel Convention Centers zu Würzburg wurden die Weichen für die Kommunikation 2026 gestellt. Im Verlauf des Tages wurde sehr deutlich, dass eine starke Marke das belastbare Rückgrat für das KI-Zeitalter ist.

Kathi Krimmer raubte den Teilnehmern die Illusion, viel Einfluss die Darstellung von Marken in KI-Suchen nehmen zu können. Ein paar Hebel gibt es aber doch.Eva List machte sich dafür stark, die eigenen Führungskräfte im Unternehmen als LinkedIn-Schatz zu heben. Norman Bielig plädierte für mehr Emotionen im Marketing.Daniel Hrkac gab beim velobiz.de Summit Einblicke in aktuelle Verbraucherstudien.Arne Bischoff ließ mit Dany MacAskill und Tarek Rasouli die Entstehung von Inspired Bicycles Revue passieren.

Das Thema Künstliche Intelligenz war wie im Vorjahr omnipräsent auf dem velobiz.de Summit 2025. Auf dem Jahrestreffen der Rad-Branche in Würzburg trafen sich knapp 100 Teilnehmer, um sich auf den aktuellen Stand in Sachen Kommunikation zu bringen und um neue Kontakte zu knüpfen. Die KI ist überall, so lautet ein Fazit des Tages, aber die KI ist nicht immer offensichtlich und sie ist schon gar nicht immer die Lösung.

Canyon verkauft mehr

Den Auftakt des Tages machten Canyon und Jobrad mit einer einfachen, aber wirkungsvollen Fallstudie. Auf der Produktdetailseite platzierte Canyon wahlweise die monatliche Leasing-Rate des jeweiligen Models, wenn es als Jobrad erworben wird, oder den kalkulierten Gesamtpreis. Überraschend für Pia Moritz, Marketing Managerin bei Canyon, war, dass der Gesamtpreis die deutlich höhere Wirkung auf die Conversion hatte. Sie stieg um 60 Prozent, wenn der Gesamtpreis angezeigt wurde.

Das wirkt plausibel, weil sich anhand des Gesamtpreises für das Leasing der Preisabstand zum Normalpreis deutlich zu sehen ist. Niklas Muxel von Jobrad leitete daraus die Erkenntnis ab, dass es tatsächlich auf die kleinen Details ankommt, vor allem, wenn es zu einer Produktgattung offensichtlich noch Erklärungsbedarf gibt. „Nur 20 Prozent der Berechtigten kennen die Vorteile eines Jobrads“, so Muxel.

Die KI-Suche ist SEO 2.0


Kathi Krimmer, Director Vogel Corporate Solutions, hatte eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte: Die Customer Journey verändert sich in Richtung KI-Suche und man kann relativ wenig dafür tun, in dieser Suche gefunden und verlinkt zu werden. Die gute Nachricht: Noch spielt die KI-Suche keine sehr große Rolle, und das, was man tun kann, weicht nicht allzu sehr von dem ab, was man auch bisher für die Suchmaschinenoptimierung (SEO) gemacht hat. Krimmer betont vor allem drei strategische Bausteine für die KI-Zeit: das Stärken der Marke, den Ausbau des eigenen YouTube-Kanals und den Aufbau der „besten FAQ der Welt“.

Markenbildung über LinkedIn


Genau diese Markenbildung kann unter anderem auf Social Media stattfinden. Eva List hat sich die zehn wichtigsten Gegenargumente vorgenommen, die sie in ihrer täglichen Beratungsarbeit erlebt, warum ein Geschäftsführer nicht auf LinkedIn unterwegs ist. Sie hat als Überzeugungsinstrument sogar ein Tool entwickelt, mit dem man den monetären Wert der CEO-Präsenz auf LinkedIn „messen“ kann.

In aller Regel kann Eva die Argumente der LinkedIn-Zögerer entkräften, indem sie auf das Gegenteil hinweist. Ist LinkedIn ein Zeitfresser? Angesichts der Wirkung kann man es auch als Zeitersparnis betrachten. „Ich bin kein Selbstdarsteller: Vielleicht sieht man sich als Vorsteller des Unternehmens“. Und im Idealfall folgt man dem EVA-Prinzip: Man kommuniziert empathisch, verbindend und authentisch.

Die klassische Strategie


Zum Ende des Vormittags ordnete Norman Bielig von Desire Lines die Fragmentierung der Marketinglandschaft und das sich Auflösen der Customer Journey neu. Wenn man sich an den klassischen vier P (product, price, place, promotion) orientiert, dann dominieren seiner Beobachtung nach primär price und promotion. Norman brach eine Lanze dafür, einen Schritt zurück zu treten und das eigene Marketing wieder auf Emotionen und Liebe zu gründen. Funktionen, die auch die KI nicht wirklich transportieren kann.

Einen spannenden Fokus legte Norman auf die Tatsache, dass die Fahrradbranche sehr stark im eigenen Saft schmort. Anhand eines Beispiels aus dem Segment Kinderfahrräder zeigte er, wie es gelingen kann, Radkonzepte auch vom Produkt her neu zu denken und sich somit Differenzierungsmerkmale zu schaffen.

Die Daten


Nach der Pause betrat velobiz.de-Chefredakteur Daniel Hrkac die Bühne. Er hatte eine Studie mitgebracht, die belegen konnte, dass ein Teil des Radmarketings und auch des Produktangebots an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigeht. Mehr als die Hälfte der Radinteressierten sucht nach einem E-Bike für unter 2000 Euro. Das ist ein Segment, dass eher von Discountern und großen Sporthändlern bedient wird, als vom klassischen Fahrradhandel. Gleichzeitig zeigt die Studie auch, dass der Fachhandel trotzdem diese Klientel bemerkenswert oft noch für sich gewinnt.

Noch deutlicher wurden die Kommunikationslücken bei der zweiten Studie, die von Dominique Letlek von Alteos präsentiert wurde. Hier ging es im Detail darum, welche Erwartungen die jeweiligen Käuferschichten an die Leistungen der Rad-Branche insgesamt haben und wo sie sich bevorzugt aufhalten. Auffällig war, dass beispielsweise die Unterschiede zwischen Frauen und Männern eher gering waren. Hinsichtlich der Altersgruppen zeigte sich Überraschendes: Ausgerechnet die GenZ hat einen starken Drive in Richtung stationärer Handel. Fast 60 Prozent wollen Räder anfassen, bevor sie kaufen.

Die KI in der Praxis

Jenseits der Veränderungen in der Customer Journey transformiert die Künstliche Intelligenz auch die Art, wie (werblicher) Content produziert wird. Natalie Kuba zeigte eine Reihe von Werkzeugen im praktischen Einsatz. Nach einem Einstieg in besseres Prompting für ChatGPT ging sie über zu bildgebenden KIs wie Nano Banana von Google. Auch wenn Natalie zugeben musste, dass sie gewisse Details (Socken) nicht aus den generierten Bildern herausbekam, so zeigten ihre Beispiele doch, wie einfach sich Produkte mithilfe von KI in unterschiedlichen Umgebungen inszenieren lassen.
Und das nicht nur im Standbild, sondern auch im Video. Mithilfe aktueller Videomodelle wie VEO3 von Google erzeugte sie ein realitätsnahes Video eines kleinen Kindes, das auf einem Laufrad durch einen Park fährt. Da die Modelle aus ihrer Perspektive sehr unterschiedliche Qualität liefern, empfiehlt Natalie, ein Metamodell wie Freepick zu nutzen, bei dem sich zwischen verschiedenen KI-Modellen umschalten lässt.

Das Narrativ

Über allem steht freilich die Frage, was man im Bike-Marketing erzählen möchte. In seinem „Einwurf von der Seitenlinie“ forderte Politikberater Matthias Riegel in gewohnt launiger aber hinlänglich deutlicher Manier, dass sich die Rad-Branche vom Konfrontationskurs gegenüber anderen Verkehrsträgern verabschieden möge. Stattdessen gilt es aus seiner Sicht, das Rad als integralen und verbindenden Bestandteil der Mobilität im gemeinsamen Konzert mit Auto, ÖPNV und Bahn zu inszenieren. Entsprechende Geschichten gibt es doch genug, meint Matthias. „10 Millionen E-Bikes – die Radbranche hat doch die Verkehrswende längst geschafft“.

Die Storyteller


Wenn heute Youtube als einer der wichtigsten Kanäle für für die Markenbildung auch im Fahrradsegment genannt wird, lässt sich wohl guten Gewissens behaupten, dass Danny MacAskill an dieser Entwicklung maßgeblich beteiligt war. Als der sympathische Schotte 2009 sein Video Inspired Bicycles hochlud, wollte er damit eigentlich nur seine Kumpels in der Street-Trial-Szene beeindrucken. Als er am nächsten Morgen sein Smartphone schaute, erwartete ihn eine Nachrichtenschwemme aus aller Welt. Über Nacht hatten bereits mehrere hunderttausend Menschen das Video bei Youtube gesehen, einige weitere Millionen sollten noch folgen.

Im Kamingespräch mit Danny MacAskill und dessen langjährigen Freund und Manager Tarek Rasouli ließ der Fachjournalist Arne Bischoff nicht nur die Entstehung des legendären Youtube-Clips Revue passieren, sondern auch die weitere Entwicklung seitdem.

Unterm Strich war der velobiz.de Summit 2025 ein rundes und prall gefülltes Paket mit Beispielen, Learnings und Ideen, die man für sein Marketing im Jahr 2026 umsetzen kann. Nun obliegt es den Teilnehmern der Branche, die Geschichte des Rads neu zu erzählen und damit die Branche aus der aktuell schwierigen Lage zu befreien. Nicht nur ökonomisch, sondern auch gesellschaftspolitisch.

Gestern um 14:27 von Frank Puscher

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