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Dunkle Halle, schwarzer Boden: Trotzdem gute Frequenz in der E-Mobilitätshalle
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Obwohl Potenzial verschenkt wurde:

Positives Fazit der E-Bike-Aussteller auf der Intermot: „Es hat sich gelohnt“

Was fürs Auge war er wirklich nicht, der E-Mobility-Bereich „E-Motion“ der Intermot in der dunklen Halle 5.2, den die Kölnmesse als „Show in Show“ angekündigt hatte – darüber gab es keine Diskussion. Mehr Diskussionsstoff gab es aber dazu, ob

Dunkle Halle, schwarzer Boden: Trotzdem gute Frequenz in der E-MobilitätshalleFlyer war einer der wenigen renommierten E-Bike-Hersteller in KölnDie Teststrecke führte von der Halle auch nach draußen.

sich ein Stand auf der Intermot für die E-Bike-Hersteller lohnte. Von vornherein hatten diese Frage viele Hersteller leider verneint und waren fern geblieben. Flyer, Hercules, Kreidler, Stromer, Piaggio, das waren sie auch fast schon, die wenigen namhaften und dem Endverbraucher bekannten Hersteller im E-Bike-Bereich, die man in Halle 5.2 mit einem Stand finden konnte. Ohnehin waren deutlich mehr Roller- und Fungeräte-Hersteller, meist aus dem asiatischen Raum, vertreten als Pedelec-Marken.

Die Endverbraucher seien „enttäuscht, dass sie so wenige bekannte Unternehmen hier finden“, meinte Wolfgang Adscheid, Sales Manager auf dem Hercules-Stand – auf dem auch Retro-Kleinkrafträder im Vordergrund standen. Er fügt aber gleich hinzu: „Wir waren selbst skeptisch, doch die Leute kommen; vor allem am Samstag war der Zustrom der Endverbraucher hier sehr groß – und zwar am Stand wie an den Boxen beim Testparcours. Unsere Leute vom Parcours haben etwa 300 Testfahrten am Tag gezählt, am Wochenende mehr.“

Mit Händlern müsse man auf der Intermot sowieso nicht rechnen. Die Besucher am Stand seien durchwegs interessierte und weitgehend vorinformierte – „kaum Leute, die noch nie Kontakt mit E-Bikes gehabt haben“, so der Hercules-Mann. Bei Hercules ist man jedenfalls zufrieden, dass man dabei ist.

Ähnlich sieht das auch Peter Dedenbach, Kölner Fahrradhändler, auf dem Stand von Flyer. „Hierhin kommen auch Leute, die nie zu mir in den Laden kommen würden, die mit dem Thema Fahrrad oft gar nichts am Hut haben. Ganz gemischtes Publikum, das sich hierhin 'verläuft'. Aber bei den Motoradfahrern gibt’s ja auch Leute, die gelegentlich auch mal mit dem MTB unterwegs sind, und auch die schauen sich das hier an.“ Bezeichnenderweise war der Flyer-Stand schon am Freitagnachmittag gut besucht. Dabei gab es natürlich auch viele zufällig in der E-Motion-Halle gelandete Motorradinteressierte, die den Mittelgang bis vor zur Teststrecke und zurück ohne nennenswerten Halt an den Ständen passierten.

Am Testparcours war man bereits ab Donnerstag gut beschäftigt: „Ich war schon skeptisch“, erzählt Marc Idler von Piaggio, „das ist schließlich eine Motorradmesse, keine E-Bike-Messe. Aber die Leute sind total interessiert, wir haben hier am Testparcours jede Menge zu tun. Es lohnt sich auf jeden Fall, hier zu sein.“
Unter anderem hatten Flyer, Piaggio, Onway, Hercules, Stromer und Kreidler sowie Nachrüster Binova eine Box mit Testrädern am Parcours.

Touristiker für den E-Mobility-Bereich

E-Bike und Reise ist eine perfekte Kombination. Erstmals gibt es in der Halle 5.2 auch eine kleine Tourismus-Zeile: Sie ist durch die Zusammenarbeit der Kölnmesse und W & L, einer Kölner Agentur mit Schwerpunkt Tourismusmarketing, entstanden. Vor allem am Wochenende wurden die Stände der Tourismus-Unternehmen Steigerwald, Hohe Tauern, Osttirol oder Bautzen – alles Partner der Agentur – von Endverbrauchern frequentiert. Sonntagabend zog Tobias Wolf, Kundenbetreuer der Agentur, eine weitgehend positive Bilanz: „Fürs erste sind wir zufrieden – es gab viele sehr gute Gespräche mit den Endverbrauchern; was die Besucherströme anbelangt, hatten wir uns etwas mehr versprochen, das ist aber ein strukturelles Problem hier in der Halle und lösbar. Wir werden jetzt direkt mit unseren Touristik-Partnern sprechen. Und ich werde voraussichtlich empfehlen, auch in zwei Jahren wieder dabei zu sein; dann sollten wir den Bereich aber deutlich vergrößern und mit den Partnern von der Messe zusammen emotionalisieren – etwa mit kulinarischem Angebot und einer aufgepeppten Halle. Doch letztendlich fällt die Entscheidung über eine weitere Teilnahme die Geschäftsführung unserer Agentur.“

„Dann hat sich das hier erledigt!“

Helge Losch, Eventmanager beim S-Pedelec-Pionier MyStromer, der mit einem Stand auf der Intermot vertreten war, ist allerdings skeptisch, was die Zukunft des E-Mobility-Sektors der Intermot angeht. „Wenn sich erst einmal die ZEG-Hausmesse noch einmal vergrößert und weiter geöffnet wird, dann hat sich das hier erledigt“, erwartet er. Grundsätzlich zogen die meisten Aussteller das Fazit: Es hat sich gelohnt hier zu sein, es könnte aber auch noch viel besser laufen. Viel Potenzial scheint verschenkt.

Die Messegesellschaft kann mit der Motorradmesse Intermot 2016 übrigens einen großen Erfolg feiern: Mit 220.000 Besuchern wurde ein neuer Rekord aufgestellt und auch mit den 1.133 Ausstellern habe man die letzte Veranstaltung um 17 Prozent übertroffen. Für den E-Motion-Bereich zählte man in Köln satte 15.000 Testfahrten (E-Roller plus Pedelecs). Die Messe habe mit „aufwendigen Inszenierungen“ in den Messehallen „fasziniert“, heißt es darüber hinaus im Abschlussbericht. Der Sektor E-Mobilität könnte allerdings noch etwas mehr „Inszenierung“ und eine freundlichere Hallenaufmachung gebrauchen – vielleicht würden sich dann in zwei Jahren auch mehr Pedelec-Hersteller von einem Stand in Köln überzeugen lassen.

10. Oktober 2016 von Georg Bleicher

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