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Für die Montage von Puky-Fahrzeugen sind Behindertenwerkstätten in der Umgegung zuständig.
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Vorteile durch Produktion vor Ort

Puky: Seit über 60 Jahren konsequent mit Kindern im Sattel

Kann ein europäischer Kinderfahrzeughersteller auf dem Markt bestehen, wenn er heute noch fast alles im eigenen Haus herstellt? Er kann, wenn er seine Stärken so konsequent nutzt wie Puky. Velobiz.de hat sich in Wülfrath angesehen, wie die Fahrzeuge mit den beliebten Figuren wie Prinzessin Lillifee und Käpt’n Sharky auf dem Dekor hergestellt werden und hat dabei im Gespräch mit Geschäftsführer Ralf Puslat auch herausgehört, welche Vorteile eine Produktion vor Ort gegenüber dem Einkauf in Fernost bringen kann.

Für die Montage von Puky-Fahrzeugen sind Behindertenwerkstätten in der Umgegung zuständig.Auf dem Trommelprüfstand werden die Kinderräder auf Herz und Nieren getestet.Fast alles wird bei Puky noch in der eigenen Fabrik hergestellt.Sicherheit wird bei Puky groß geschriebenSeit 60 Jahren produziert Puky Kinderfahrzeuge

Kinderfahrzeuge haben in der Branche einen schlechten Ruf: Kritisiert werden geringe Qualität und schlechte Spannen. Billigware aus Fernost mit begrenzten Reparaturmöglichkeiten dominiert das Angebot. Viele Hersteller und Händler halten sich deswegen in diesem Segment mit hart umkämpften Preisen zurück. Dass es auch anders gehen kann, beweist Puky. Seit der Firmengründung vor sechzig Jahren stellt das Familienunternehmen nichts anderes her als Fahrzeuge für Kinder von einem bis zehn Jahren: Dreiräder, Roller, Laufräder, Gokarts und Fahrräder mit maximal 24-Zoll-Laufrädern. Geschäftszahlen veröffentlicht die Firma zwar keine, aber Geschäftsführer Ralf Puslat versichert, dass Puky rentabel ist. Das muss auch sein, denn sonst könnte die Firma nicht so funktionieren können, wie sie es tut.

Ersatzteil-Lager als Werbemittel

Noch heute stellt Puky im eigenen Werk in Wülfrath bei Düsseldorf fast alles selbst her. Gerade Stahlrohre werden im Haus zu fertigen Fahrzeugrahmen gebogen und geschweisst, lediglich Aluminiumrahmen und Kunststoffteile kauft Puky ein. Die Montage der jährlich rund 450.000 Kinderfahrzeuge erfolgt dann wiederum in acht nahe gelegenen Behindertenwerkstätten. Puslat steht zum entscheidenden Kostenvorteil dieser Arbeitsteilung, betont aber auch ihren sozialen Nutzen: „So holen wir die Leute näher ans normale Leben heran. Ihre Aufgabe hat einen Sinn; sie fühlen sich gebraucht und geschätzt.“ Damit die Qualität stimmt, würden die Leute sorgfältig auf ihre Aufgabe vorbereitet und das Resultat stets überprüft. Gewissenhaft ist Puky auch bei der Ersatzteilversorgung. Mindestens zehn Jahre über das Produktionsdatum hinaus sei die Ersatzteilversorgung für alle hergestellten Kinderfahrzeuge garantiert. Diesen aufwändigen Service lässt sich Puky etwas kosten, sagt Puslat. Daraus entstehe aber auch eine wirkungsvolle Mund-zu-Mund-Propaganda für Puky, und so sei das Geld im Ersatzteillager besser investiert als in jeder Fernsehwerbung.

Praxisnahe Vorserientests

Der Aufwand, den Puky in seine Produkte steckt, beginnt aber schon früher. Bevor ein Fahrzeug in die Produktion geht, wird es auf den selbst entwickelten Prüfständen ausgiebig getestet. Ein Kinderrad mit 20-Zoll-Rädern muss sich dabei auch mal mit 110 Kilo Last während 5000 simulierten Fahrkilometern auf dem Rollenprüfstand bewähren. Diese Belastungen gehen weit über die gesetzlichen Vorschriften hinaus, entsprechen aber Werten, die Puky in der Praxis gemessen hat. „Kindern fehlt oft noch das Bewusstsein dafür, was sie sich und dem Rad zutrauen können. Deshalb müssen Kinderräder besonders robust sein“, erklärt Puslat.

Qualitätsicherung ist auch einer der Gründe, warum Puky noch heute fast alles unter einem Dach herstellt: „Wenn wir ein Problem feststellen, können wir es oft innerhalb von Minuten lösen. Bei einer Fabrik in Fernost ist das nicht möglich.“ Die kurzen Wege ermöglichen Puky auch eine flexible Produktion. Innerhalb weniger Tage kann der Kinderfahrzeugspezialist die Produktionsmenge anpassen oder eine Änderung umsetzen, beispielsweise, wenn eine Rahmenfarbe sich schlecht verkauft.

Sicherheit zuerst

Deutlich weniger flexibel zeigt sich Puky, wenn es darum geht, Trends zu folgen, die von der Firma als nicht kindsgerecht betrachtet werden. Mountainbikes mit Federung und V-Brakes sucht man daher vergebens im Programm von Puky. „Wir halten nichts von geschrumpften Erwachsenenrädern“, stellt Puslat klar. Mit dem eigenen Wissen und dem von Pädagogen, Entwicklungspsychologen und Medizinern hat Puky eine Rahmengeometrie entwickelt, die dem Körper und der Wahrnehmung eines Kindes gerecht wird. „Nur, wenn ein Rad konsequent zu seinen kleinen Fahrerinnen und Fahrern passt, ist es auch wirklich sicher“, sagt Puslat. Dieses Fachwissen über Kinderräder stellt Puky auch seinen Händlern zur Verfügung, damit sie es im Verkaufsgespräch nutzen können. „Eltern sollen erkennen können, warum es sich lohnt, für die Kinder ein speziell auf sie zugeschnittenes Rad zu kaufen“, sagt Puslat. Und was rät Puky den Händlern, wenn sie mit der heiklen Preisfrage konfrontiert sind? „Was ist wichtiger: Hundert gesparte Euro in der Brieftasche oder die Sicherheit unserer Kinder, des Wertvollsten, was wir haben?“, fragt Puslat zurück und unterstreicht damit noch einmal die Philosophie von Puky.

17. Februar 2009 von Urs Rosenbaum

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