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Report - Hundetransport

Tierische Fracht, tierische Freude

An der Leine, im Körbchen, voraus im Lastenrad oder hinterher in einem schicken Anhänger – es gibt viele Möglichkeiten, zusammen mit seinem Hund und dem Fahrrad unterwegs zu sein. Als praktische Lösung besteht seit Langem der Hundeanhänger. Gerade ältere Hunde oder Hunde mit Bewegungseinschränkungen, die keine längeren Strecken mehr selbständig laufen können, genießen die Ausfahrt im Anhänger. Falls es dann mit den Öffentlichen zurück nach Hause geht, spielen die Anhänger ihren zusätzlichen Trumpf aus: Zusammengefaltet lassen sie sich oft ganz einfach und platzsparend transportieren.

Laut Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e. V. gab es im Jahr 2021 etwas über 10 Millionen Hunde in deutschen Haushalten. Die Hundewelt Deutschlands ist also groß und vielseitig und das gilt auch für den Markt der Hundeanhänger. Daher lohnt es, sich einen Überblick über die Platzhirsche aus dem stationären Fachhandel zu verschaffen.

Croozer – einfach unterwegs, auch mit großen Hunden

Das Familienunternehmen aus Hürth vor den Toren Kölns blickt auf 30 Jahre Erfahrung zurück, was sich in Ausstattung und Qualität der Produkte bemerkbar macht. Die Anhänger aus dem Hause Croozer sind gemeinsam mit verschiedenen Experten und Expertinnen aus den Bereichen Tiermedizin, Hundephysiotherapie, Hundetraining, Hundezucht und natürlich mit Hundebesitzenden entwickelt worden. Ob die Wahl auf Enna, Mikke oder Tammo fällt, hängt maßgeblich von Gewicht und Größe des Hundes ab. Enna ist für Hunde mit bis zu 35 Kilo Gewicht gedacht und bietet eine Stehhöhe von maximal 62 Zentimetern. Der Hänger lässt sich auf 85 × 72 × 26 Zentimeter zusammenfalten und ist so ein guter Begleiter, wenn es mit dem Auto in den Urlaub geht. Tammo hingegen ist mit einem Maximalgewicht von 45 Kilo und einer Stehhöhe von bis zu 87 Zentimetern für größere Schwergewichte wie Boxer oder Golden Retriever gemacht. Das Modell Mikke liegt bei Größe, Maßen und Gewicht zwischen den beiden anderen Modellen. Alle drei Anhänger lassen sich im Handumdrehen mit einem zusätzlichen Set in Hunde-Buggys umbauen. Ebenso können ein Hundebett, ein fest installiertes Packfach, ein Regenverdeck sowie eine Faltgarage zusätzlich erworben werden, die mit den drei Modellen kompatibel sind. Allen gemein ist die AirPad-Federung, die nicht nur federt, sondern laut Hersteller auch zusätzlich dämpft. Da sie sich sowohl dem Gewicht des Hundes als auch den Wegverhältnissen anpassen soll, bietet sie sich auch für das nächste Querfeldein-Abenteuer an.


10 Millionen Hunde sind in Deutschland registriert. Es gibt also automatisch großen Bedarf am Tiertransport mit Fahrrad.

Burley – made in U.S.A.

Der US-Anhängerhersteller Burley bedient die drei Sparten Kinderanhänger, Lastenanhänger und Hundeanhänger. Von Letzteren hat er aktuell zwei Modelle im Angebot: den Tail Wagon und den Bark Ranger. Der Tail Wagon ist das günstigere Modell und besitzt eine Tragkraft von 34 Kilo. Ein stabiler Aluminiumrahmen, das straffe Gewebe aus recyceltem Polyester und zertifizierte Materialien, die dem Schweizer Nachhaltigkeitszertifikat Bluesign entsprechen, sorgen für eine sichere Fahrt. Eine große Heckklappe mit niedrigem Einstieg ermöglicht problemloses Ein- und Aussteigen, was beim Hundetransport ein wichtiger Faktor ist, an dem Lastenräder häufiger scheitern. Der stabile Boden ist herausnehmbar und der Stoffbezug lässt sich waschen. Ein Staufach bietet schnellen Zugriff auf Leckerlis, Leine und andere Dinge, die unterwegs benötigt werden. Zum platzsparenden Lagern oder zum Transport lässt sich der Anhänger zusammenlegen. Jedoch kann er lediglich mit dem Fahrrad gezogen werden und nicht zu Buggy oder Jogger umgebaut werden. Diese Funktion bringt das teurere Modell Bark Ranger durch ein mitgeliefertes 1-Rad-Schiebe-Set und einen verstellbaren Schiebebügel mit. Es ist in zwei Größen mit einer Tragfähigkeit von 34 Kilo oder 45 Kilo erhältlich. Eine integrierte Feststellbremse garantiert Sicherheit und Stabilität, wenn der Trailer einmal steht. Die Ausstattung des Bark Rangers entspricht ansonsten seinem kleineren »Anhängerbruder« Tail Wagon, lediglich die Radgrößen sind unterschiedlich: Diese liegen bei 20 beziehungsweise 16 Zoll.

Thule – einer für alles

Der renommierte schwedische Hersteller von Dachgepäckträgern und Gepäckboxen hat unter anderem auch Fahrradanhänger in seinem Portfolio. Diese sind jedoch in erster Linie für den Transport von Kindern gedacht. Einen speziellen Anhänger für den vierbeinigen Freund gibt es nicht, aber das Allrounder-Modell Thule Courier lässt sich sowohl in einen Lasten- als auch in einen Hundeanhänger umbauen. Zum separat erhältlichen Hundeanhänger-Set gehören unter anderem ein weiches Hundebett und eine Dachabdeckung mit integriertem Regenschutz.

Trixie – Preis-Leistungs-Hit für mittelgroße Hunde

Eine günstige und beliebte Variante des Hundeanhängers findet sich im Heimtierfachhandel. Das norddeutsche Unternehmen Trixie hat einen Anhänger auf den Markt gebracht, der viele nützliche Features mitbringt und dabei mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis aufwartet. Selbst die größte Ausführung liegt mit der unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers von 279 Euro im unteren Bereich. Allerdings sind die Anhänger von Trixie eher für kleinere Vierbeiner gedacht: In Modell S lassen sich Hunde bis 15 Kilo transportieren, in Modell M sollten sie nicht mehr als 22 Kilo wiegen und in Modell L dürfen die Tiere nicht mehr als 30 Kilo auf die Waage bringen. Durch verschiedene Schnellbefestigungs- und Faltsysteme können Hundebesitzer die Anhänger mit stabilem Metallrahmen auf- und abbauen. Der Umbau zu einem Buggy oder Jogger ist auch möglich. Dazu ist ein separates Frontrad erhältlich. Zur Sicherung des
Hundes ist eine Kurzleine integriert. Für die Sicherheit im Straßenverkehr sorgen beidseitige Feststellbremsen sowie reflektierende Elemente. Auch eine Anhängerkupplung gehört zum Lieferumfang.

Die Funktionalität von modernen Tieranhängern kann sich sehen lassen. Der Umbau zu Buggy oder Jogger gelingt meist einfach. Ein Limit ist oft das Gewicht des Tieres.

Hamax – Pluto in Sicht

Die Spannung steigt: Bisher auf den Transport von Kindern auf Schlitten, Fahrradsitzen und -anhängern spezialisiert, erweitert der norwegische Hersteller Hamax sein Sortiment ab Juni um einen Hundeanhänger. Pluto, so der Modellname, wird es in den Größen M und L geben. Ein niedriger Einstieg und tiefer Schwerpunkt erleichtern den Vierbeinern das Einsteigen und machen das Gefährt kippsicher. Sicherheitshaken im Hänger ermöglichen es, den Hund während der Fahrt anzuleinen. Eine Verdrehsicherungsscheibe garantiert zusätzliche Sicherheit, da sie die Deichsel daran hindert, sich während der Fahrt zu bewegen. Die dreistufige einstellbare Federung soll für ein komfortables Fahrgefühl sorgen. Ein Buggy-Kit ist im Lieferumfang enthalten.

Die Konkurrenz aus dem Netz: Beispiel Pawhut

Viele Hundehalter verzichten auf den Service des Fahrradeinzelhandels und greifen auf günstige Anhänger aus dem Internet zurück. Beispielhaft für die Produkte, die sich dort tummeln, sei die Marke Pawhut genannt. Sie ist eine der sechs Eigenmarken des Unternehmens MH Handel GmbH, das unter dem Label Aosom »fantastische« Kauferlebnisse verspricht (der Name Aosom ist eine lautmalerische Anspielung auf das englische Wort »awesome«). Diese Kauf­erlebnisse finden jedoch ausschließlich im Internet auf der eigenen Webseite oder bekannten Marktplätzen statt. Im Fahrradfachhandel sind die Produkte der Hamburger laut eigener Aussage »leider bisher noch nicht vertreten«. Das Repertoire an Hundeanhängern ist beachtlich: Auf der Webseite findet man aktuell 18 verschiedene Modelle, die preislich zwischen 98 und 240 Euro liegen. Bei aller Auswahl und den günstigen Preisen sind die Anhänger jedoch nur für kleine bis mittelgroße Hunde geeignet. Die Kundenbewertungen auf Aosom sind größtenteils positiv, hin und wieder wird Kritik an der ausbaufähigen Kommunikation per E-Mail geübt.

Besondere Herausforderungen beim (Ver-)Kauf

Anhänger ist nicht gleich Anhänger. Gerade bei den Modellen für Hunde sollte man beim Kauf auf Dinge achten, die bei Kinderanhängern nicht beachtet werden müssen. Katrin Eichhoff, die den informativen Blog www.radlhund.de betreibt, weist insbesondere auf das Gewicht der Tiere hin. Da dieses von Hund zu Hund sehr unterschiedlich sein kann, muss jeder für seinen Liebling den geeigneten Hänger finden. Bei etwa 40 Kilo ist allgemein Schluss, das sollte man als Käufer und Händler im Kopf haben. Und Katrin Eichhoff spricht noch einen anderen Punkt an: »Während Kinder angeschnallt sind und der Schwerpunkt nur wenig oberhalb der Anhängerachse liegt, können Hunde stehen (was einen viel höheren Schwerpunkt zur Folge hat), außermittig stehen, Randale machen. Und schwups – ist ein Anhänger umgekippt.« Laut der Expertin passiert das »erstaunlicherweise nicht nur bei ›Billig­anhängern‹, sondern auch bei hochwertigen und von der Bauweise eigentlich sehr durchdachten Modellen«.

Markttendenzen: Zwei Umsatztreiber

Die Marktteilnehmer berichten von einer erhöhten Nachfrage nach Hundeanhängern. Ein Grund dafür kann in der Corona-Pandemie liegen, vermutet man bei Croozer: »Die Ursache für die steigende Nachfrage wird nicht nur in der steigenden Beliebtheit der Outdooraktivitäten ›vor der eigenen Haustür‹ liegen, sondern auch darin, dass sich in den Pandemiejahren nachweislich mehr Menschen Hunde als Haustiere zugelegt haben.« Auch bei Burley erkennt man einen Zuwachs bei Hundeanhängern, während die Zahlen für Kinderanhänger unverändert hoch sind. Neben der vermehrten Anschaffung von Haustieren sieht man auch das erhöhte Aufkommen an E-Bikes als Ursache für die verstärkte Nachfrage nach Anhängern. Denn ein E-Bike erleichtert das Ziehen eines Anhängers enorm. Burley hat darauf mit einer Diversifikation seines Angebots reagiert und ein neues Modell für eine größere Zielgruppe ins Sortiment aufgenommen. Wenn die Zahlen sich weiterhin so positiv entwickeln, wird es wohl nicht dabei bleiben. //

22. Februar 2023 von Nadine Elbert

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