
Spezialradmesse 2025/Aussteller-Feedback
Überraschung mit Ansage in Lauchringen
die letzte Lauchringer Spezi besucht hatte. Im April 2026 soll man sich in Freiburg, etwa 1,5 Autostunden nordwestlich, wiedersehen. Die Ankündigung, (velobiz.de berichtete) , schlug bei allen Beteiligten mit Nachhall ein und wurde von den vielen Ausstellern diskutiert, zu denen die Meldung über die knapp zwei Tage noch nicht per Flurfunk gefunden hatte. Grundsätzlich gab es dazu viel positives Feedback.
Glückliche Neueinsteiger
Doch im Großen und Ganzen waren die meisten im Jahr 2025 auch mit dem Status Quo zufrieden gewesen, das galt wohl auch für Newcomer: Das Grazer Unternehmen Reset stellte erstmals seine sport-orientierten Gelände-Entwicklungen Scout und Ranger vor. Beide Modelle sind für Menschen mit Querschnittslähmungen konstruiert. „Wir haben nicht mit so einem interessierten Publikum gerechnet“, sagt Thomas Mayr, Maschinenbauer, Entwickler und Mitinhaber. „Das Publikum hier ist stark an Reha-Fahrzeugen interessiert, und so sind wir hier keine Randerscheinung, auch wenn wir ein spezielles Feld innerhalb des Themas bedienen.“ Nächstes Jahr will man – dann mit Produkten aus der ersten Serie – wieder vertreten sein.
Fast alles gut
Mit der dienstälteste Spezi-Aussteller ist HP Velotechnik, einer der größten Spezialrad-Hersteller Deutschlands, der sowohl den sportlichen als auch den Alltags- und Reha-Bereich abdeckt. Das Zugehörigkeits-Gefühl zur Spezi-Gemeinde und der Messe ist groß, hört man im Gespräch mit dem Co-Geschäftsführer Paul Hollants heraus, auch wenn man seit dem Wechsel nach Lauchringen die neuen Veranstalter nicht immer nur lobte. Kritikpunkte waren die Kälte in der Haupthalle, die auch in diesem Jahr so manchen Aussteller Ende April bibbern ließ, oder der allgemeinen baulichen Zustands der Hallen, an dem sich nur langsam etwas geändert hatte – was sicher nicht am Veranstalter lag. Diese Punkte sind keine Nörgelei, man konnte sie auch immer wieder von vielen anderen Ständen hören, wenn man denn wollte. Die Vorzüge der Messe, das überdurchschnittlich interessierte und vorinformierte Publikum wie auch die allgemeine Atmosphäre überwiegen hier bei weitem. „Aber wir freuen uns sehr auf den neuen Standort“, so Hollants.
Licht als besonderes Spezi-Thema
Einer der alten Hasen der Spezi ist Frank Regge, der für den Beleuchtungshersteller Busch & Müller seit Jahrzehnten am Stand steht. Auch er hat sich über die Jahre ins spezielle Publikum verguckt. “Es kommen oft sehr eigene Fragen und Anregungen, die mich dann voller Ideen nach Hause fahren lassen“, so Regge. „Die Leute sind speziell, das kommt sicher auch vom Reha-Anteil der Messe, der wohl insgesamt auch mehr geworden ist. Das Thema hat jetzt immer mehr Aufmerksamkeit, und es ist schön, dass es hier so gut wie kein Zufalls-Publikum gibt, das aus Langeweile hierhin kommt. Doch die Messelandschaft ändert sich gerade“, meint er, „die Eurobike, die Cyclingworld, die Spezi und die Velo müssen neu sortiert werden.“
Mehr Orga bringt's
Zum dritten Mal ist ein siebenköpfiges Team von Quadvelo aus Belgien in Lauchringen. Das Vierrad mit Karosserie ist seit dem ersten Auftritt ein Publikumsliebling. „Die Messe ist sehr gut für uns“, sagt Peter Smets. So gut, dass das Unternehmen seinen Auftritt neu organisieren musste. Am alten Standplatz in der Hallenmitte gab es durch die Menge der Testfahrer und -fahrerinnen in spe ein regelrechtes Chaos. „Wir konnten den Andrang nicht mehr managen, die Standnachbarn haben sich schon beschwert.“ Jetzt ist Quadvelo im weniger wuseligen Seitenteil der Halle, hat direkten Zugang zum Testparcours und eine neue Systematik: Alle Test-Interessierten registrieren sich und kommen gegebenenfalls auf eine Warteliste. Mit dem Pool von sieben Fahrzeugen auf der Messe klappt das ohne allzu lange Wartezeiten. Und man hat den Kontakt zu den Testfahrern. Satte 300 Probefahrten sind pro Messe drin. Nächstes Jahr in Freiburg? Klar!
Endverbraucher ganz nah
„Aber auch nerdig“ nennt Philip Elsner-Krause, Geschäftsführer von Fahrer Berlin, das Publikum in Lauchringen, das er zum ersten Mal erlebt. „Und das ist gut, dass das so ist. Viel Interesse, qualifizierte Fragen, und ab Messestart durchgehend viel Andrang“ erlebte er mit seinem Kollegen Joachim Löffler auf dem kleinen Stand. Die Frage nach der nächsten Spezi-Ausgabe stellt sich auch hier nicht weiter. Auf der Liste stehen dann Velo Berlin, Eurobike, Cyclingworld und Spezi.
Spezielles Publikum passt
Eines der auffälligsten Vehikel der Spezi war das Rad von Raysride, einem Plattform-basierten Multi-Purpose-Vierrad (Vorstellung folgt). Matthias Stickel, Entwickler und CEO von Raysride und einem mittelständischen, metallverarbeitendem Automotive-Unternehmen, war erstmals mit der Plattform und einem Prototypen auf der Spezi, nachdem 2024 das Plattform-Modul auf der Eurobike gezeigt worden war. Auch wenn das Produkt eher für Unternehmen oder Handwerker relevant ist, fühlte sich Raysride auf der Messe absolut wohl. „Unser Testrad ist ständig unterwegs“, sagt er, und lobt auch die Anregungen der Tester und Testerinnen. „Wir haben viele sehr qualifizierte Rückmeldungen und weiterhelfende Kritik bekommen. Das Publikum passt sehr gut, denn die Leute suchen hier spezielle Fahrzeuge.“ Außerdem will ein großer Mittelständler nach Testfahrt für seinen internen Werksverkehr eine größere Menge Fahrzeuge bestellen, sobald das möglich ist. In Freiburg ist man wieder dabei.
Fahrradstadt Freiburg
Es wirkten viele verschiedene Faktoren mit bei der Entscheidung, die Messe nach Freiburg zu verlegen, wie Mit-Veranstalter Gabriel Wolf durchblicken ließ. Die suboptimale Erreichbarkeit von Lauchringen war einer. Er hatte sicher an den mit Germersheim verglichen geringeren Besucherzahlen seinen Anteil hatte. Dazu kam die laufende Restaurierung vor Ort. Die bisher für Party und Restaurant genutzte Halle war wegen Bauarbeiten gesperrt, „das brachte uns jetzt schon ans Limit“, so Wolf. Vielleicht der wichtigste Punkt für den Wechsel: 2026 und womöglich 2027 auch noch wäre Lauchringen wegen des Umbaus und der Elektrifizierung der Bahnstrecke nochmals deutlich schlechter zu erreichen, auch wenn der Bürgermeister hier, wie in vielen Belangen der Messe, aktive Unterstützung zusagte. „Überhaupt war die Gemeinde immer hilfsbereit und kooperativ. Die Spezi war in Lauchringen sehr willkommen“, beeilt sich Wolf anzufügen. „Doch Freiburg passt auch perfekt für ein so nachhaltiges Thema wie das Spezialrad. Freiburg ist außerdem eine progressive Fahrradstadt, das Falt- und Lastenrad sind dort Alltag. Dazu kommt: Die Spezi war ja schon immer Avantgarde. Im Spezialrad-Bereich war die E-Unterstützung schon sehr früh State of the Art. Und die Stadt ist so etwas wie das Silicon Valley der Fahrradtechnik. Auch das passt bestens.“
Wolf verweist auch auf die positive Entwicklung im Reha-Bereich. Mobilität im Alltag für Menschen mit Einschränkungen ist auf der Messe ein großes Thema geworden, nachdem es in den Zehnerjahren auf der Messe etwas stiller darum geworden war.
Ganz wichtig: Die Spezi konnte sich in Lauchringen weitgehend den Feier- und Event-Charakter erhalten. Ein Event, auf dem man das Spezialrad feiert, offen für Neues ist und mit jedem über das Thema Fahrrad sofort ins Gespräch kommt. Rund 6.000 Besucher und Besucherinnen konnte die drei Spezi-Wochenenden in Lauchringen jeweils anziehen, mit den meisten Germersheimer Ausgaben (10.000) konnte siej edoch nicht mithalten. Diese Zahl sollte sich am neuen Standort nach oben korrigieren lassen. Die Ausstellerzahlen wurden 2025 mit 101 angegeben – eine Steigerung von 10 Prozent zum letzten Jahr. Deutlich zulegen konnte man in Sachen Professionalisierung der Kommunikation und Organisation.
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