
velobiz.de Magazin 4-16 - Trends 2017
Was wäre wenn?
Nüchtern betrachtet ist die Fachmesse am Bodensee mit über 1350 Ausstellern immer noch die unbestrittene Leitmesse der Fahrradbranche. Und dennoch reden sich viele Marktteilnehmer beim Thema Messe die Köpfe heiß. Und das nicht ohne Grund. Nicht etwa weil die Eurobike über die Jahre eine schlechtere Messe geworden wäre, sondern weil sich der Fahrradmarkt verändert hat. Und damit ist auch, aber längst nicht alleine der Einfluss des E-Bike-Booms gemeint.
Was den Fahrradmarkt von heute von seinen Vorläufern vor zehn oder zwanzig Jahren unterscheidet, ist seine enorm gewachsene Komplexität. Bunt war der Fahrradmarkt auch früher schon, aber irgendwie auch einfacher gestrickt. Früher gab es Modelljahre und eine zeitlich ziemlich genau definierte Vororderphase; heute finden Modellwechsel fast das ganze Jahr statt. Früher gab es eine bis zwei Handvoll verschiedene Fahrradsegmente; heute wird man nicht mehr mit dem Zählen fertig, wenn man einmal damit anfängt. Und vor allem konnte man als Fachhändler früher mit einem Messebesuch weitgehend die Jahresplanung für die gesamte nächste Saison abbilden; heute haben viele Händler bereits das Gefühl, sie leben von Juni bis November aus dem Koffer, um keine Hausmesse, Verbands-Show, Test-Events oder unverzichtbare Schulung zu verpassen.
Vor diesem Hintergrund nochmal zurück zum kategorischen Imperativ: Was wäre, wenn künftig alle Marktteilnehmer messetechnisch nur noch ihr eigenes Süppchen kochen würden? Eine Vorstellung, die mich gruseln lässt.
Mit einigen grundlegend neuen Konzepten, die die Messe Friedrichshafen in diesem Jahr zum 25. Jubiläum der Eurobike einführt, werden viele der Veränderungen im Markt adressiert. Der Mut der Messemacher, quasi auf dem Zenit ihrer Fahrradmesse deren Konzept in Frage zu stellen und an verschiedenen Stellen umzukrempeln, verdient Anerkennung. Und die Unterstützung der Fahrradbranche: Zum unbestrittenen Erfolg in den letzten 25 Jahren im Fahrradmarkt hat nicht unwesentlich auch unsere Leitmesse als überaus attraktives Schaufenster der Branche beigetragen. Es wäre kurzsichtig und nicht klug, diesen Erfolgsfaktor ohne Not leichthin aufzugeben.
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