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Lesermeinung eines Betroffenen:

Anti-Dumping-Zölle in der Fahrradbranche – aber wo bleiben die Komponentenhersteller?

Anti-Dumping-Zölle waren zuletzt wieder ein vieldiskutiertes Thema in der Tagespresse. Dieses Mal ging es um Solarmodule, doch in der jüngsten Vergangenheit gab es auch Verfahren um Anti-Dumping-Zölle gegen Komplettfahrräder aus China. Doch wo bleiben die Komponentenhersteller, fragt sich Jörn Rüschenschmidt, Vertriebsleiter der Alfred Thun GmbH & Co. KG im folgenden Leserbrief an velobiz.de. Darin setzt Rüschenschmidt sich mit dem Thema Anti-Dumping im Allgemeinen, aber auch mit den Auswirkungen auf die Fahrradbranche im Speziellen auseinander.

„In den letzten Tagen flimmerte es täglich in die europäischen Wohnzimmer: Die EU-Handelskommission hat entschieden, ab dem 6. Juni Anti-Dumping-Zölle auf chinesische Solarmodule zu erheben. Diese Entscheidung hat einen lauten Aufschrei bei einigen Mitgliedsstaaten ausgelöst. Und nicht nur dort: sogar der neue chinesische Ministerpräsident Li Keqiang hat bei seinem Besuch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel böse dagegen gewettert und die Kanzlerin hat prompt zurückgerudert. Anscheinend meint man dort wie hier, dass Anti-Dumping Zölle ein politisches Thema sind – dabei ist es dies eben nicht.

Generell sind Verfahren um Strafzölle keine Willkür der EU-Kommission oder Absicht von Politikern, sondern werden in Kenntnis eindeutiger Tatsachen und Beweise zum Vorliegen von Dumping eröffnet und entschieden. Dumping ist immer illegal und wenn dies nachgewiesen wird, ist ein Anti-Dumping Zoll in der Höhe zu erheben, wie die Schädigung durch Dumping nachgewiesen wurde. So wie kürzlich auch das Verfahren um die Strafzölle auf Fahrräder aus China. Auch hier wurde Dumping der meisten chinesischen Hersteller nachgewiesen und folgerichtig hat die EU-Administration entschieden, einen Strafzoll in Höhe von 48,5 % zu erheben. Eigentlich ganz einfach!

Die europäischen Fahrradhersteller können also erst einmal für ein paar Jahre aufatmen, denn sie werden gegenüber den chinesischen Billiganbietern gestärkt. Sie profitieren also von der Entscheidung pro Anti-Dumping.

Aber wie sieht es aus mit den europäischen Komponentenherstellern? Beim Import von chinesischen Fahrradkomponenten gibt es keinen Strafzoll - bzw. wird dieser de facto durch komplizierte Regeln außer Kraft gesetzt. Wir als europäischer Teilehersteller freuen uns mit unseren Kunden, dass diese vor dem Import von Billigfahrrädern aus China geschützt sind. Aber wo die europäischen Fahrradhersteller auf der einen Seite profitieren, weil Fahrräder bei ihnen und nicht in China gekauft werden, profitieren sie auf der anderen Seite, weil sie selbst billigst in China kaufen - und genau das machen, wovor sie selber geschützt werden möchten. „Wasser predigen und Wein trinken!“

Wo bleibt da die Fairness gegenüber den europäischen Komponentenherstellern? Und noch mehr, wo bleibt das eigene strategische Interesse? Denn es ist fraglich, ob die Fahrradhersteller ohne europäische Teileindustrie langfristig überleben könnten. Sicher ist auch, dass das nächste Anti-Dumping Verfahren ohne Existenz einer europäischen Teileindustrie keine Chance hätte erneut verlängert zu werden."

Und wenn Fahrräder zum wesentlichen Teil aus billigen chinesischen Komponenten bestehen, schadet dies der Fahrradbranche genau so, wie importierte komplette Billigräder. Egal ob beim Händler, Großhändler oder Fahrradhersteller: jedes in Europa produzierte Fahrradteil ist immer besser, volkswirtschaftlich sinnvoll und wertvoll, die europäische Wirtschaftskrise zu überwinden."

i. V. Jörn Rüschenschmidt
Vertriebsleitung

Alfred Thun GmbH & Co.KG

7. Juni 2013 von Jürgen Wetzstein

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