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Improvisation ist angesagt im Einzelhandel
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Fahrradhandel in Corona-Zeiten

Beratung und Verkauf auf neuen Kanälen

Wann Fahrradgeschäfte wieder vollumfänglich öffnen dürfen, darüber lässt sich aktuell nur schwer eine Aussage treffen. Zwischenzeitlich setzt der Fahrradhandel auf alternative Ideen bei Beratung und Verkauf.

Die persönliche Beratung ist gerade beim Fahrradkauf ein wichtiges Instrument, das kein noch so gut gemachter Onlineshop vollständig ersetzen kann. Damit auch in Zeiten von eingeschränkten Kontaktmöglichen, Fahrradkunden bedient werden können, suchen und Fahrradhändler Alternativen. Digitale Möglichkeiten gewinnen an Bedeutung.

Beratung auf digitalem Wege

Rose Bikes ist ein Unternehmen, das in Sachen Digitalisierung voran geht. Als schwerpunktmäßiger Onlinehändler hat Rose Bikes freilich auch beste Voraussetzungen. So hat Rose Bikes nach der Schließung der Filialen in Bocholt, München und Posthausen den Ausbau von digitalen Services forciert. Letzte Woche wurde ein Testlauf für die digitale Kundenberatung mit Live-Video-Chat über Whatsapp und FaceTime gestartet. Zwei Mitarbeiter aus dem Verkaufsteam der Bocholter Biketown sind aktuell für Kunden erreichbar. Über ein Terminbuchungstool kann man einen Beratungstermin vereinbaren und wird per Whatsapp-Videocall umfassend von den Rose-Experten beraten. „In der ersten Woche konnten wir insgesamt 23 Beratungstermine pro Tag abwickeln, und dabei eine Konversionsrate von 80 Prozent erzielen“, erklärt Tim Böker, Director Retail & Expansion bei Rose Bikes. Der Service soll jetzt ausgebaut werden. Zudem startet Rose ein neues Teleshopping-Format über Instagram mit einer speziellen Verkaufsshow. „Wir wollen mit den Instagram Livestreams Entertainment, Informationen und Shopping zusammenbringen. Unsere Kunden sind digital affin, daher testen wir, wie erfolgsversprechend das Livestream-Format sein kann – gerade in der jetzigen Phase des Lockdowns“, erklärt Anatol Sostmann, Director Product & Brand bei Rose Bikes.

Live-Beratung bei Veloplus in der Schweiz

Bei den Schweizer Veloplus-Läden wurde kurzfristig eine Live-Video-Kaufberatung direkt aus den Läden eingerichtet. Direkt über die Website ( www.veloplus.ch ) können Kunden sich für eine solche Video-Beratung im Veloplus-Geschäft ihrer Wahl anmelden, um direkt zu einem Kundenberater verbunden zu werden. Kunden benötigen Computer, Smartphone oder Tablet mit Kamera und Mikrofon. Die Berater sind zu den üblichen Geschäftszeiten erreichbar. Ausgeliefert wird über den Versandweg.

Von der Website zur Live-Beratung bei BOC

Auch bei BOC sind die stationären Geschäfte aktuell geschlossen. Hier hat man die Kunden über den Newsletter über das neue Angebot einer Live-Beratung informiert. Über einen Link wird der Kunde zu einer Buchungs-Plattform geführt, um sich für eine Live-Beratung anzumelden.

Telefonberatung und Lieferservice

Die Beratung am Telefon gewinnt in Zeiten wie diesen ebenfalls an Bedeutung. Ein Beispiel dafür, wie das beim Fahrradverkauf geht, bietet Thorsten Larschow von Rad & Tour in Cuxhaven. „Wir beraten per Telefon oder Chat. Das Rad wird bei uns aufgebaut und dann direkt an den Kunden geliefert, der die Möglichkeit hat, eine Probefahrt rund um sein Haus zu machen. Beratung und Übergabe erfolgen dabei kontaktlos.“ Einem Beispiel, dem aktuell viele Fahrradhändler folgen, wie aus viele Berichten in der Lokalpresse und entsprechenden Werbeanzeigen zu entnehmen ist, auch wenn dies freilich einen deutlichen zeitlichen und organisatorischen Mehraufwand zum regulären Geschäftsbetrieb bedeutet.

Was Konsumenten jetzt erwarten

Das Beratungsunternehmen Shoplupe hat über seinen qualitativen Marktforschungsservice focusgroups.io Konsumenten nach ihren Bedürfnissen in der Krise befragt und welche Erwartungen sie an den lokalen Handel stellen.
Ein Ergebnis aus dieser Befragung: Die Bereitschaft lokal zu kaufen ist vielerorts weiterhin vorhanden. Das Problem sei allerdings, dass viele nicht wissen wie. Vor allem älteren Kundengruppen fehlt oft der Zugang zu Informationen über alternative Bestellwege, wie z.B. über lokale Online-Plattformen. Jüngere hingegen haben keine Idee, wie man einen geschlossenen Laden nun unterstützen könnte. Die vielen Zettel an den Schaufenstern mit Telefonnummern und Lieferangeboten werden zumeist nicht wahrgenommen. Wichtig ist daher, dass lokale Händler ihren Lieferservice auch publik machen und die Werbetrommel rühren. Und zwar über digitale Kanäle wie z.B. Facebook als auch über „alte“ Werbeformen wie Zeitungsbeilagen oder Anzeigen in regionalen Zeitungen.

9. April 2020 von Jürgen Wetzstein
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