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Design ein oberster Stelle: ein Markenzeichen von Viva
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Kann der i-Pod ein Vorbild sein?

Das Bike als Lifestyle-Produkt: Wer profitiert davon – und wie?

Schrille Farben, schräge Formen und aufwendige Präsentation: Manche Rad-Hersteller verkaufen ihre Produkte immer mehr über die modischen denn über die technischen Aspekte – Tendenz steigend. Mancher verlagert einfach die Gewichtung etwas, wie der Traditionshersteller Kettler, andere bieten gleich eine rein Lifestyle-orientierte Perspektive auf das Produkt Fahrrad wie Viva Bikes. So oder so – der andere Zugang hat es in vielerlei Hinsicht in sich.

Design ein oberster Stelle: ein Markenzeichen von VivaMit "Layana" beschreitet Kettler seit einem Jahr ganz neue PfadeWanderer-Rad auf AugenhöheViva

„Das ist keine Nische, sondern der Trend von morgen“, so Andreas Lang, Sales Manager von Viva Bikes. „Wir alle tragen gerne unseren Lifestyle nach außen, und immer mehr Menschen wollen das auch mit dem Fahrrad tun. Dabei geht es nicht darum, Fronten aufzubauen wie etwa zwischen Nicht-Radfahrern und Radfahrern, sondern darum, seinen Lebensstil auszudrücken. Deshalb bieten wir technisch ganz verschiedene Räder an; und das tragende Konzept ist nicht die Radtechnik, sondern der Lebensstil, der hinter allen steckt.“ Bei Viva gibt es die volle Bandbreite: vom Singlespeed-Renner zu Hollandrädern mit ungewohnten, vom Designer durchkonzipierten Rahmenformen. Technik und Einsatznutzen sind sekundäres Verkaufsargument – was nicht bedeutet, dass die Technik zweitklassig ist. Doch selbst der an einigen Modellen verbaute Kardanantrieb ist wird mehr als Design-Element denn als Hightech-Komponente angepriesen.

Nicht ganz so extrem ist die Fashion-Perspektive bei Kettler, obwohl auch an den Fahrrädern für die neue Saison eine Design-Linie weiterverfolgt wurde, die das ganze Rad mit einbezieht: Florale Muster prangen nicht nur auf dem Rahmen der Damenräder, auch Komponenten wie Sattel und Kurbel sind harmonisch eingebunden und schimmern zum Beispiel in sanftem Elfenbein. Die Rahmenform wird dabei allerdings nicht angetastet – abgesehen von den zeitgemäßen hydroforming-Designs der Rohre. „Wir gehen optisch ganz klar auf die emotionale Ebene,“ sagt Mike Dietz, Produktmanager bei Kettler. „Das Produkt hört bei den Komponenten nicht auf. Alles ist aufeinander abgestimmt, muss wie aus einem Guss wirken. Wir orientieren uns an Käufer-Typen, die Lifestyle auf dem Rad leben möchte.“ Konsequenz: Accessoires wie in Zusammenarbeit mit einer Modefirma entwickelte Taschen (als Zubehör erhältlich) passen sich in die Optik des Rads ein, so soll sich ein schlüssiges Gesamtbild ergeben.

Rad mit Design oder Design-Bike?

Die Herangehensweise macht den Unterschied: Während die eine Firma primär Lifestyle-Objekte anbietet, die mit verschiedenen Funktionen – also etwa als City-, Cruise- oder Singlespeed-Bike ausgestattet sind – bringt der andere Hersteller seinen grundsätzlich technisch als City-, Cross- etc. definierten Rädern eine stylische Optik bei.

Auch die bloße Verknüpfung von Lifestyle-Elementen ist angesagt. So zeigt ein derzeitiges Werbefoto von Giant einen Radler mit Spiegelreflex-Kamera auf der Pirsch nach neuen Motiven – und sorgt damit für einen Style-Transfer der derzeit absolut angesagten Hightech-Kamera zum Fahrrad.

„Der rein technische Zugang ist weitgehend ausgereizt, meint auch Stefan Stiener, Entwickler und Leiter von Velotraum. „Hochwertige Funktion und hohe Lebensdauer kann man heute in fast allen Preisregionen erwarten. Wer sich abheben will, muss immer mehr am Mode-Artikel Fahrrad arbeiten. Natürlich darf das Rad nicht zur reinen Designikone mutieren – das ist nicht nur von der technischen Seite her schwierig, sondern stellt uns auch vor Praxis-Probleme: Was ist etwa, wenn ich aus Witterungsgründen einen anderen Reifen aufziehen will, der – natürlich – nicht mehr mit dem Gesamtdesign harmoniert?“

Lifestyle beim Händler – wie geht das?

Der Händler hat keine Probleme mit der Perspektiv-Verschiebung, meint man bei Kettler – das modische Fahrrad präsentiert sich quasi von selbst. Kritischer sieht man das bei Velotraum: „Die Händler müssen umdenken, und ich zweifle daran, dass die Entwicklung der Fachgeschäfte so weit geht, dass ein Rad, das stark durch Design anspricht, dort gut aufgehoben ist“, so Stiener. „Dieses Rad muss vielleicht auch dorthin, wo Design zuhause ist – zum Beispiel in den Möbelladen, denn dort wird echte Präsentation geboten, die der Händler bislang nicht leisten kann.

Auch Andreas Lang von Viva sieht das kaum anders: „Das moderne Lifestyle-Rad wird ganz neue Verkaufsquellen finden müssen; der Brillenladen, das Möbelhaus. Hier bekommt Design auch Raum – nach dem Motto: Weniger ist mehr.“ Die unterschiedliche Einschätzung lässt sich aus dem ungleichen Maß erklären, mit dem etwa bei Kettler und Viva Design-Rad definiert wird.

Eine versöhnende Stellung nimmt Uwe Wöll, Produktmanager von Wanderer ein: „Vorausgesetzt, ein Fahrradhändler kann und will höherpreisige Produkte verkaufen, dann findet er normalerweise auch bei sich im Laden die Möglichkeit, sie im Laden so zu präsentieren, dass ihr verstärkter Lifestyle-Faktor gut zur Geltung kommt,“ meint er. Etwas mehr Platz und eine Präsentationsoptik, die den Charakter des Rads klar zum Ausdruck bringt, sind dazu nötig. In diesem Bereich sollte auch der Hersteller passende Präsentationsmaterialien liefern können – er weiß schließlich selbst am besten, was perfekt zu seinem Rad passt.

Design im Brot und Butter-Laden?

Im Kölner VSF-Laden Nippeser Radlager läuft der Kunde direkt auf eine zentrale Fläche mit Wanderer-Rädern zu: Bikes auf Kopfhöhe, ein unaufdringlicher Himmel-Hintergrund mit Verlauf. Die übrige Verkaufsfläche ist gut genutzt, trotzdem gelingt es der Präsentation gerade noch, sich als kleine Design-Oase abzuheben. „Die Optik und Präsentation der Räder löst bei dieser Marke oft den Anreiz zur Probefahrt aus,“ erklärt Lothar Könekamp, „und wenn dann die Radtechnik überzeugt, entscheidet sich der Kunde oft auch für das anspruchsvoll designte Rad, das bei vergleichbarer technischer Ausstattung deutlich mehr kostet.“

Klar ist: Die Kundschaft, die wirklich ausschließlich über das Design zum Fahrrad kommt, wird fast ausschließlich aus Neu- oder Wiedereinsteiger bestehen, und allmählich werden sich bald auch manche eingefleischten Altradler emotionaler ansprechen lassen. „Die Funktionalität wird nicht nebensächlich werden, aber die klassische Technik-Verliebtheit mit Zollstock und Waage tritt zurück hinter den Lifestyle, der mit dem Rad über die Ladentheke kommt“, so auch Frank Jeniche, Produktmanager bei Derby Cycle.
Für den Händler jedenfalls gilt ganz klar ein Gebot: Flexibilität und gegebenenfalls die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen.

17. September 2008 von Georg Bleicher

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