
Spekulationen, Patente und Aufklärung:
„Geheimer Knopf“ beim neuen Specialized Levo 4?
Würde ein Hersteller wie Specialized allen Ernstes den interessierten Kunden und Kundinnen eine Art Tuning-Option in die Hand geben? Das legten ein paar Kommentare nahe, die über Linkedin und Foren veröffentlicht wurden und sich auf das vor kurzem vorgestellte Premium-E-MTB von Specialized bezogen. Vermutlich kamen diese Gerüchte über ein frisches Patent von Specialized auf, das in diesem Sommer angemeldet wurde.
Patent mit ungewöhnlichen Features
In der Patentanmeldung EP4570636A1 beschreibt Specialized ein Display, das den jeweils aktiven „Klassen“-Modus anzeigt. Weiterhin zeigt das Display, wie lange sich das Bike bereits in diesem Modus befindet.
Hintergrund: E-Bike-Klassen in den USA
In den USA sind elektrisch unterstützte Fahrräder in unterschiedliche Klassen eingeteilt:
- Class 1: entspricht in etwa dem europäischen Pedelec, nur etwas schneller. Die Motorunterstützung endet bei 20 mph (ca. 32 km/h).
- Class 2: gleiche Geschwindigkeitsbegrenzung, allerdings mit Motorunterstützung auch ohne eigenes Pedalieren.
- Class 3: hier sind bis zu 28 mph (ca. 46 km/h) möglich. Vergleichbar mit dem europäischen S-Pedelec.
Durch die Anzeige von Modus und Nutzungsdauer könnte bei einer Kontrolle nachvollzogen werden, wann sich der Fahrer in welchem Modus befand. Darüber hinaus sieht das Patent auch einen automatischen Modus vor: Das Fahrrad erkennt anhand der Geoposition, welcher Modus am jeweiligen Standort erlaubt ist, und passt sich entsprechend an.
In den USA liegt der Nutzen auf der Hand: Man könnte im schnellen Class-3-Modus über die Straße zum Trail flitzen. Wenn man in den Trail abbiegt, schaltet man auf Class-1-Modus.
Specialized Deutschland klärt auf
Doch natürlich gibt das in Deutschland die Regulatorik nicht her, ein Wechsel zwischen den Klassen (in Deutschland also von Pedelec zu S-Pedelec) ist hierzulande nicht vorgesehen. Ein Tuning wird Specialized erst recht nicht anbieten, wie der Hersteller auf Nachfrage erklärt: „Es gibt keine Möglichkeit, die gesetzlich definierte maximale Motorunterstützung zu umgehen. Derartige Eingriffe sind von Specialized außerdem strikt untersagt. Unser Cyber-Security-Protokoll sorgt zudem dafür, dass sämtliche Tuning-Kits mit unserem System inkompatibel sind.“
Einen „geheimen Knopf“ oder sonstige illegale Möglichkeiten gibt es also nicht. Lediglich werde in Ländern, wo es die gesetzlichen Vorgaben erlauben, die Option zum Wechsel vorbereitet: „In Ländern, in deren Gesetzgebung unterschiedliche Geschwindigkeitsbegrenzungen vorgesehen sind – wie etwa in den USA mit dem Class-1/2/3-System – besteht im Rahmen der jeweiligen Gesetzgebung die Möglichkeit, zwischen 25 km/h, 32 km/h oder 45 km/h zu wechseln.“
Premium-Preislage besetzt
Ansonsten ist das vor Kurzem vorgestellte E-MTB Levo 4 von Specialized auch abseits der Gerüchteküche sehr bemerkenswert. Neben seinen technischen Spezifikationen fällt vor allem das Preisschild auf: In Bestausstattung ordnet sich das Bike mit einem Verkaufspreis von 19.999 Euro ganz oben auf der Preisleiter ein. Aber der Markt der Premium- und Luxus-Bikes und seine Preisgestaltung ist eine eigene Geschichte wert.
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