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Die Umsatzsteuerstatistik gibt Hinweise auf einen Konzentrationsprozess im Fahrradhandel
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Umsatzsteuerstatistik 2003-2013

Konzentrationsprozess im Fahrradhandel schreitet voran

Die jüngsten Zahlen der Umsatzsteuerstatistik für das Jahr 2013 belegen, dass der Konzentrationsprozess im Fahrradhandel anhält. Während die umsatzstarken Händler weiter zulegen konnten, nimmt die Zahl der kleineren Händler weiter ab. Interessant ist die Analyse der Entwicklung seit 2003: Sie zeigt auf, wie groß die Umwälzungen im Fahrradhandel in den letzten 10 Jahren wirklich gewesen sind.

Die Umsatzsteuerstatistik gibt Hinweise auf einen Konzentrationsprozess im FahrradhandelDie Umsatzsteuerstatistik aus dem Jahr 2013

Dass das Jahr 2013 nicht als besonders starke Saison in die Bücher der Fahrradbranche eingehen wird, war den meisten ohnehin klar. Letzte Zweifel räumt die aktuell erschiene Umsatzsteuerstatistik für das Jahr 2013 aus. Die Zahl der Händler ist einmal mehr gesunken (128 Händler haben ihre Geschäftstätigkeit eingestellt), der Umsatz konnte nur sehr geringfügig auf 2,818 Mrd. Euro gesteigert werden (plus 0,83 %).

Die Veränderungen, die sich innerhalb eines Jahres ergeben haben, decken sich weitgehend mit den Entwicklungen, die sich über die vergangenen 10 Jahre aus der Umsatzsteuerstatistik ablesen lassen. Die wenigsten sind wirklich erfreulich.

Können die kleinen Radhändler überleben?

Im sogenannten Jahrhundertsommer 2003 freuten sich noch 6000 Fahrradhändler über ihre guten Umsätze. 10 Jahre später haben sich absolut knapp 8,8 % der Händler aus der Branche verabschiedet. Nun buhlen noch 5472 stationäre Fachhändler in Deutschland um die Gunst des radfahrenden Kunden. Es ist der vorläufige Tiefststand in einer kontinuierlichen Entwicklung.

Ist das der Beleg eines schleichenden Händlersterbens? Ob man zu einer bedrohten Spezies gehört, hängt offensichtlich sehr davon ab, was für eine Art von Händler man ist. Die Zahl der Händler mit mehr als einer Mio. Euro Umsatz ist in der Zeit um 38,7 % gestiegen (auf 498). Wachse oder stirb, lautet anscheinend die Devise, jedenfalls hat es im Großen und Ganzen nur die Kleinen erwischt.

Belegt wird das besonders eindrucksvoll durch die Umsatzverteilung: Die Händler mit Umsätzen unter 1 Mio. EUR haben 2013 zusammengenommen 5,5 % weniger Umsatz erzielt als noch 2003. Bei den kleineren Unternehmen darf man angesichts der Umsatzrückgänge vermuten, dass weitere Unternehmen auf dem Markt nicht werden überleben können.

Nicht ganz so schlimm scheint es beim Umsatz pro Unternehmen bei den kleineren Händlern auszusehen, aber nur auf den ersten Blick: Die knapp 5000 verbliebenen Händler mit unter 1 Mio. Euro Umsatz erzielen mit durchschnittlich 237.000 EUR Jahresumsatz inzwischen rund 7,2 % mehr Umsatz als sie es noch vor 10 Jahren konnten (221.000 EUR). Das reicht jedoch nicht aus, um die Inflationsraten der letzten 10 Jahre auszugleichen.

Große hängen die Messlatte immer höher

Die Sonnenseite des Fahrradhandels findet sich auf der anderen Seite der Eine-Million-Euro-Umsatz-Grenze. Den aufgelaufenen Mehrumsatz des vergangenen Jahrzehnts erzielen ausschließlich die größeren Händler. Zusätzlich haben sie Händlern unterhalb dieser Grenze Marktanteile abnehmen können.

Insgesamt erwirtschaftet der stationäre Fahrradeinzelhandel nun im Jahr 2013 25,8% mehr Jahresumsatz als noch 2003 (2,818 Mrd. Euro im Vergleich zu 2,240 Mrd. Euro, der niedrigste Umsatz der letzten 10 Jahre wurde allerdings nicht im Ausnahmesommer 2003, sondern 2005 erzielt mit 2,066 Mrd. Euro).

Sieht man sich die großen und größeren Händler gesondert an, dann zeigt sich ein Umsatzwachstum von 65 % in dieser Zeit, das sich auf eine gewachsene Zahl an Händlern in dieser Umsatzliga verteilt. Im Schnitt erzielten die großen Händler in 2013 rund 3,3 Mio. Euro Umsatz im Vergleich zu 2003 (2,769 Mio. Euro).

Wer also vor einem Jahrzehnt die Idee und die Möglichkeit hatte zu expandieren, hat vermutlich auf das richtige Pferd gesetzt. Der inhabergeführte Mittelbau im Fahrradhandel wird allerdings absehbar auch in Zukunft zu kämpfen haben, um sich über seine Qualitäten im Markt zu behaupten.

So aussagekräftig die Umsatzsteuerstatistik auch sein mag, erlaubt sie leider keinen Einblick in die Rolle, die der Onlinehandel bei dieser Entwicklung spielt. Die im Internet erzielten Umsätze werden in einer eigenen Statistik für den Onlinehandel geführt und sind nicht ausreichend nach Branchenzugehörigkeit aufgeschlüsselt. Ebenso fehlen Händler mit Jahresumsätzen unterhalb 17.500 Euro. Wer weniger als die Hälfte seiner Umsätze mit Fahrradartikeln erzielt, taucht ebenfalls nicht in dieser Statistik auf.

Weiterführende Links: (Umsatzsteuerstatistik 2003 - 2011)

17. April 2015 von Daniel Hrkac
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