4 Minuten Lesedauer
Stiwa-Zentrale in Berlin
i

Fahrrad-Kinderanhänger im Stiwa-Test:

Sind einige aktuelle Modelle nicht kindgerecht konstruiert?

Die Stiftung Warentest berichtet im aktuellen „test“-Heft über die Ergebnisse des neuesten Tests zu Kinderfahrradanhängern. Die im Fachhandel führenden Markenanbieter schneiden dabei in Punkto Fahrverhalten, Sicherheit und Haltbarkeit sehr ordentlich ab. Ein stark gewichtetes, weiteres Kriterium sorgt jedoch für Diskussionsstoff, weil es hier teilweise zu erheblichen Abwertungen im Gesamtergebnis kam: die kindgerechte Gestaltung der Fahrradanhänger. Was bemängelt wurde und wie betroffene Hersteller reagieren.

Die gute Nachricht zuerst: Das Testergebnis insgesamt zeigt eindeutig, dass es sich für den Kunden grundsätzlich lohnt, in hochwertige Fahrradanhänger von Markenherstellern zu investieren. Billigangebote fielen bei den Testern teilweise auch aus Sicherheitsgründen durch. Einer wurde sogar schon vor der Veröffentlichung des Testberichts aus dem Verkehr gezogen (velobiz.de berichtete) .
Der Testsieg ging an Thule für den „Chariot Cross 2“ und an Hamax für das Modell „Outback“ (Note: gut) gefolgt vom Modell Vento R Sail Family von Leggero, der ein „gut“ nur knapp verfehlte.
Die Stiwa kritisierte hier, und stärker noch bei den Modellen „D’Light X“ von Burley und „Kid for plus 2“ von Croozer, die fehlende „kindgerechte Gestaltung“. Für Burley und Croozer hieß dies sogar eine Abwertung auf „ausreichend“, obwohl beide Modelle bei den anderen Prüfkriterien durchaus überzeugen konnten. Doch wie definiert die Stiwa eine „kindgerechte Gestaltung“? Ein maßgebliches Kriterium ist dabei offenbar die Sitzhöhe und die damit verbundene Kopffreiheit der Passagiere sowie die daraus resultierende, zu erwartende Einsatzmöglichkeit bis zu einem bestimmten Alter. Aber auch Sitzkomfort, Federung, Belüftung sowie Schutz vor Sonne und Regen gingen in die Bewertung ein.

Knackpunkt war jedoch vor allen Dingen die Alterseignung der Sitzhöhe. Hier mussten insbesondere Burley und Croozer Kritik und Abwertungen einstecken, auf die beide Hersteller jetzt gegenüber velobiz.de Stellung bezogen haben.

„Kinder entwickeln sich unterschiedlich“

Burley-Präsidentin Allison Straub erklärt dazu: „Kinder entwickeln sich sehr unterschiedlich – auch in Bezug auf ihre Körpergröße. In unseren Augen macht es daher wenig Sinn, nach einem bestimmten Alter zu beschränken. Vielmehr sollte die Nutzung eines Kinder-Fahrradanhängers nach Körpergröße und Gewicht beschränkt werden. Und genau dies tut Burley und erfüllt damit auch die Kennzeichnungsvorschriften nach DIN EN 15918. Das Maximalgewicht ist in unseren Produkthandbüchern mit 18 kg je Kind angegeben. Die maximale Körpergröße für die Nutzung unserer Anhänger legen wir in den Handbüchern klar mit 105 cm (ohne Helm) fest. Mit dieser Größe bleibt auch im Falle eines Überschlags genügend Abstand zwischen Kopf des Passagiers und Boden – was Prüfberichte sowohl unabhängiger Testinstitute als auch unserer eigenen Testlabore bestätigen. Weiterhin geben wir im Zusammenhang mit dem Nutzungs- bzw. Passagieralter zu bedenken: Die Erfahrung im Hinblick auf unsere Kunden zeigt, dass Fahrradanhänger frühzeitig angeschafft und genutzt werden. Nach der Nutzung von Laufrädern steigen Kinder meist im Alter von ca. 4 oder 5 Jahren aufs Fahrrad um, so dass ein Anhänger dann nicht mehr notwendig ist. Viele unserer Modelle können zum Lastenanhänger umgebaut und so weiter genutzt werden, sobald das Kind selbst Fahrrad fährt."

„Keine Gefährdung der Gesundheit“

Der Kölner Fahrradanhängerspezialist Croozer äußert sich ausführlich auf seiner Website unter www.croozer.com/de-DE/news zur Kritik der Stiwa und den resultierenden Testergebnissen. „Keines der vorliegenden Testergebnisse gefährdet die Sicherheit oder die Gesundheit der Insassen“, heißt es dort vorab. Zu der bemängelten Kopffreiheit, insbesondere bei Kindern im Alter von fünf Jahren, erklären die Kölner: „Die Größen- oder Altersangaben beziehen sich auf ein durchschnittlich großes Kind. Das bedeutet, dass von 100 5-jährigen Kindern ungefähr 90 Kinder eine Größe von 117 cm nicht überschreiten (Stand 2006). Statistisch sind also 10 Kinder größer als 117 cm, allerdings auch 75 Kinder kleiner als 117 cm und 25 Kinder sogar kleiner als 108 cm. Das bedeutet, dass die Altersangabe verwirrend sein kann. Es kommt auf die individuelle Größe des Kindes an.“
Kritisiert wurde von der Stiwa auch der Sitzkomfort. Dazu Croozer: „Die Einzelsitze des Kid Plus haben einen ergonomischen Sitzwinkel von 110° und werden im Fahrzeug so verspannt, dass Sitzfläche und Rückenlehne straff und stabil sind, so dass Kinder einen guten Halt haben.“

Schadstoffe?!

Die Belastung mit Schadstoffen war in der Vergangenheit auch bei der Stiftung Warentest immer wieder ein Thema, insbesondere wenn es um Kinderprodukte geht. Über diese Hürde gestolpert ist aktuell der Hersteller Qeridoo: Die Belastung mit einem Flammschutzmittel, die über der gesetzlichen Norm für Spielzeug liege, ist der Vorwurf von Stiftung Warentest. Der Hersteller äußert sich bereits im "test"-Heft: Ein Kinderanhänger sei kein Spielzeug, darum gebe es auch keinen Umtausch, wird Qeridoo zitiert. Zudem benutze man jetzt Folien, die nicht mit dem Schadstoff belastet seien.

2. Juli 2019 von Jürgen Wetzstein

Verknüpfte Firmen abonnieren

Stiftung Warentest
Nur für Abonnenten
News
Nur für Abonnenten
Kommentare
Nur für Abonnenten
Stellenmarkt
Velobiz Plus
Die Kommentare sind nur
für unsere Abonnenten sichtbar.
Jahres-Abo
115 € pro Jahr
  • 12 Monate Zugriff auf alle Inhalte von velobiz.de
  • täglicher Newsletter mit Brancheninfos
  • 10 Ausgaben des exklusiven velobiz.de Magazins
Jetzt freischalten
30-Tage-Zugang
Einmalig 19 €
  • 30 Tage Zugriff auf alle Inhalte von velobiz.de
  • täglicher Newsletter mit Brancheninfos
Jetzt freischalten
Sie sind bereits Abonnent?
Zum Login