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Markt - Branchenstatistik Teil 3

Solides Zahlenwerk

Ob stationär oder im Netz, der stationäre Fachhandel entwickelt sich stetig weiter. Wie diese Entwic

Lage, Lage, Lage – diese drei Kriterien sind üblicherweise entscheidend für Einzelhandelsflächen. Für die Fahrradbranche trifft das offenbar eher nicht zu, wie die verfügbaren Daten rund um Ladenflächen und Mietpreise zeigen.
In diesem Zusammenhang ist natürlich die gesamte Verkaufsfläche im Fahrradeinzelhandel interessant. Leider gibt es diese Zahl nur für das Jahr 2014. Insgesamt wurden zu diesem Zeitpunkt 1.502.412 Quadratmeter Verkaufsfläche bewirtschaftet. Zum Vergleich: Die gesamte Verkaufsfläche im Einzelhandel umfasste in diesem Jahr über 148,4 Millionen Quadratmeter. Der durchschnittliche Fahrradfachhändler (in diesem Jahr gab es 5415 an der Zahl) war zu dieser Zeit also 277 Quadratmeter groß.
Diese Zahl lässt sich in Bezug setzen zu dem einzigen Jahr 2018, in dem die Gesamtmiete der Fachhändler gesondert aufgeführt wird. Letztere Position machte 138 Millionen Euro aus. Im Schnitt lag die Ladenmiete pro Betrieb und Jahr damit bei etwa 26.360 Euro, unter der Voraussetzung, dass sich die Gesamtladenfläche nicht zu sehr verändert hat. Diese verhältnismäßig bescheidene Zahl belegt vermutlich vor allem, dass eine beträchtliche Zahl an Händlern in eigenen Gebäuden wirtschaftet und viele weitere nicht unbedingt die A-Lagen in den Städten besetzen. Es ergibt sich ein Schnitt von 7,93 Euro pro Quadratmeter Ladenfläche, was sehr moderat wäre.
Wenn man die These aufstellen will, dass Fahrradhändler oft Gewerbeflächen in Eigenbesitz bewirtschaften, dann lohnt sich auch ein Blick auf die Immobilienaktivitäten des Handels. Auch diese Zahl lässt sich herauslesen, enthalten ist sie in den Bruttoinvestitionen des Fachhandels. Es stellt sich heraus, dass zumindest in diesem Jahrhundert Grundbesitz im Fahrradhandel bisher eine eher untergeordnete Rolle spielte. Von 2005 bis 2018 sind durchgehend nur niedrig-einstellige Millionenbeträge in Grundstücke investiert worden, mit Ausreißern in 2012 und 2018. Bestehende Gebäude wurden schon etwas mehr gekauft, aber auch hier spielt sich der Umfang meist auf geringerem Niveau ab. Lediglich 2011 und 2013 kauften Fahrradhändler Bestandsobjekte im Wert von über 10 Millionen Euro. Mehr Geld wurde in »Errichtung, Umbau und Erweiterung von Gebäuden« gesteckt, wo ab 2009 je niedrig zweistellige Millionenbeträge investiert wurden.


Die Investitionen in Immobilien nehmen in der Branche zu. Sie sind aber immer noch auf vergleichsweise niedrigem Niveau.

Der größte Investitionsbereich sind »Maschinen, Einrichtungen und Fahrzeuge«. Hier wird seit 2005 jährlich ein zweistelliger Millionenbetrag mobilisiert. In allen Bereichen gibt es eine stetig steigende Tendenz bei der Investitionshöhe. Das dürfte zumindest ein kleiner Indikator sein, dass es in der Branche zunehmend Unternehmen gibt, die zu größeren Investitionen willens und in der Lage sind.

Bescheidene Online-Umsätze

Der stationäre Fachhandel heißt so, weil er seine Umsätze hauptsächlich im Ladengeschäft erzielt und nicht online. Das schließt aber nicht aus, dass mancher Händler doch ein Online-Geschäft betreibt. Wer sich fragt, wie dieses Standbein so läuft, findet auch dafür eine Antwort bei den Statistikern. Im Jahr 2005 erzielten stationäre Händler erst 1,8 Prozent ihrer Umsätze online. Dieser Wert stieg über die nächsten vier Jahre auf knapp 6 Prozent und hat sich seit dieser Zeit auf diesem Niveau eingependelt, mit einer höchstens leicht steigenden Tendenz. Das wäre sicher grundsätzlich noch ausbaufähig, ist aber offenbar nach wie vor kein Thema, auf das sich der stationäre Handel bis einschließlich 2018 gestürzt hätte. Angesichts der Corona-Pandemie hat sich der Einsatz digitaler Tools wohl erheblich ausgeweitet, doch dienen diese vermutlich oft dazu, den Umsatz stationär zu vergrößern, sodass sich die Zahlen auch in den Folgejahren nicht zwingend allzu stark verändern werden.
Zur Erinnerung: Die reinen Fahrrad-Onlinehändler sind nicht in dieser Statistik aufgeführt. Wer mehr als 50 Prozent seines Umsatzes über das Internet erzielt, wird in der Gruppe der Online-Händler insgesamt gezählt. Wer also als stationärer Händler online große Erfolge einfährt, wird also aus der Gruppe der stationären Händler herausgenommen. Doch auch die stationären Umsätze und Überschüsse können sich sehen lassen.

Ziemlich gute Überschüsse

Schon vor der aktuellen Boom-Phase war der stationäre Fahrradfachhandel recht gut aufgestellt, zumindest wenn es um seine wirtschaftlichen Zahlen geht.


Die Zahlen aus der Jahreserhebung des Handels beziehen sich auf eine Stichprobe, die damit nicht so akkurat wie die Umsatzsteuerstatistik ist, aber dennoch sehr aussagekräftig.

Die »Bruttogewinnspanne bei Handelswaren« ist über die Jahre stetig gestiegen. Von 2005 an gab es fast jährliche Zuwächse. So stieg die Bruttogewinnspanne von 709 Millionen Euro auf 1512 Millionen Euro, der Rohertrag von 689 auf 1472 Millionen Euro. Der Anteil der Bruttogewinnspanne am Umsatz ist über die Jahre allerdings nicht gestiegen, sondern mit einem großen Bogen von 36,5 in 2005 auf 34,5 Prozent sogar etwas gesunken. Der Bruttobetriebsüberschuss liegt 2018 bei 499 Millionen Euro, was auf den ersten Blick sehr gut klingt, insbesondere, wenn man es mit den 161 Millionen aus 2005 vergleicht. Bei näherer Betrachtung liegt der Überschuss pro Betrieb bei knapp 95.000 Euro in 2018, was dann doch nicht so eindrucksvoll scheint. Allerdings ist die Aussagekraft einer solchen Zahl auch begrenzt, ignoriert sie doch als Branchenschnitt die Ausgangssituation der Betriebe. Interessanter ist der Überschuss in Prozent: Der Betriebsüberschuss ist prozentual am Umsatz gemessen über die Jahre mit einigen Schwankungen gestiegen von 8,3 auf zuletzt 11,3 Prozent.

Eher geringer Filialisierungsgrad

Das Statistische Bundesamt weist auch »Örtliche Einheiten« aus, also die Zahl der »rechtlich unselbstständigen Zweigniederlassungen, Betriebe oder Arbeitsstätten einschließlich der Hauptniederlassung«. Die Zahlen dazu schwanken von Jahr zu Jahr so stark, dass man bezweifeln möchte, ob es in dieser Statistik ganz mit rechten Dingen zugehen kann. Tatsächlich stammen die Zahlen der obigen Statistik aus der Jahreserhebung des Handels, bei der es sich um eine Stichprobenerhebung handelt. Wer es genau wissen will: Dabei werden ca. 8,5 Prozent der in den einschlägigen Wirtschaftsbereichen tätigen rechtlichen Einheiten durch eine dreifach geschichtete Stichprobe zur Befragung herangezogen. Die Zahlen sind im Ergebnis also nicht so genau wie bei der Umsatzsteuerstatistik und sie werden auch nicht nachträglich korrigiert beziehungsweise angepasst. So sind etwa die Unterschiede der aufgezählten Betriebe zu erklären, die in der Jahreserhebung viel stärker schwanken und deutlich höher sind. Dennoch erlauben sie interessante Einblicke: Im langfristigen Schnitt hat jeder zehnte Händler eine weitere Filiale. Das liegt deutlich unter dem Schnitt des gesamten Einzel- und Großhandels in Deutschland, wo im Schnitt mehr als jeder dritte Handelsbetrieb eine Filiale betreibt.

8. Juli 2021 von Daniel Hrkac
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