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Ein ehemaliges Ladengeschäft von Urbike in Köln
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Gescheiterte Kickstarter-Kampagne

Urbike-Insolvenz führt zu neuem Anlauf

Bereits Ende August vergangenen Jahres musste der Münchner Anbieter Urbike Insolvenz anmelden und seine Filialen schließen. Im Rahmen der Unternehmensabwicklung hat vor wenigen Tagen ein Fahrradhersteller die Unternehmenswerte übernommen. Das letzte Projekt Elbike bereitet aber nach wie vor Ärger.

Urbike (nicht zu verwechseln mit Urwahn Engineering aus Magdeburg) hat bereits 2018 eine Kickstarter-Kampagne für das damals vorgestellte und geplante Modell „Elbike“ gestartet, um die Produktion stemmen zu können. Es handelte sich um ein Design-E-Bike mit Frontantrieb. Weit über 600 Unterstützer konnten für das Projekt gewonnen werden, doch die meisten haben durch die Insolvenz 2019 kein fertiges Elbike mehr erhalten. Im Schnitt haben die Investoren etwa 1100 Euro überwiesen. Auch die bestehenden Ladenlokale von Urbike wurden im Zuge der Insolvenz geschlossen.

Nun hat sich in den vergangenen Wochen eine neue Entwicklung ergeben, die durchaus komplex ist. So hat der bayerische Hersteller Rocket Bikes in der Rocketbikes Vertriebsgesellschaft UG, die Vermögenswerte übernommen. Am 23.3. wurde ein schriftliches Insolvenzverfahren vom Amtsgericht München beschlossen. Anlass ist der Antrag des Insolvenzverwalters zur Zustimmung der Veräußerung der Assets von Urbike an Rocket. Bis zum 22.04. könnten Gläubiger diesem Verkauf widersprechen, doch die größten Gläubiger haben offenbar bereits zugestimmt: „Rocket Bikes hat nicht die Firma Urbike gekauft, sondern die Vermögenswerte und die Markenrechte der insolventen Urbike GmbH“, erklärten die Oberbayern bereits am 23.3.2020. Rocket hat sich bereits an die ehemaligen Unterstützer gewandt mit dem Hinweis, dass man ihnen ein komplett neues Angebot machen wolle, mit dem sie doch noch zu einem E-Bike kommen.

Es handle sich nicht um eine Fortführung des Elbike-Projekts, allerdings könne man ein technisch vergleichbares Modell je nach Ausstattung für unter 1000 Euro anbieten. Wie Rocket mitteilt, seien bereits viele Bestellungen eingegangen. Online zu sehen sind nach den jüngsten Neuigkeiten aber vor allem Kommentare, in denen erzürnte Investoren ihr Unverständnis äußern. So wollen viele nicht einsehen, warum sie nochmals Geld bezahlen sollten für ein Rad, das sie in ihrer Wahrnehmung bereits bezahlt haben – eine Darstellung, der Rocket widerspricht, da man bis zum Kauf der Vermögenswerte und Markenrechte keine Geschäftsbeziehung zu Urbike gehabt habe.

Den Investoren wolle man insofern entgegenkommen, dass sie ein E-Bike zum Selbstkostenpreis des Unternehmens erhalten, auch wenn das wirtschaftlich nicht sinnvoll sei. Lediglich für den Handlingaufwand habe man 10 Prozent aufgeschlagen. Geplant sei, das E-Bike später für alle anderen Kundenkreise zu einem höheren Preis anzubieten.

Michael Steiner, der als freier Berater in die Entwicklung eingebunden ist und in der Branche als ehemaliger Geschäftsführer von Steppenwolf bekannt ist, erklärt, dass das Ziel sei, die Marke nach Möglichkeit neu aufzustellen. Denkbar sei etwa die Option, mit Urbike Customizing-Optionen anzubieten. Noch sei in dieser Hinsicht aber nichts entschieden. Zunächst werde man die Bestellungen aus der Crowdfunding-Kampagne abwickeln.

3. April 2020 von Daniel Hrkac
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