
Gedämpfte Grundstimmung in Frankfurt
33. Eurobike sendet viele Fragezeichen aus
Quo Vadis Eurobike? Wer schon lange in der Fahrradbranche unterwegs ist, wird diese Fragestellung schon des Öfteren an der einen oder anderen Stelle in den Fachmedien im Anschluss der Eurobike gelesen haben. Und auch nach der 33. Ausgabe stellt sich diese und manch andere Frage mehr denn je.
Die nackten Zahlen im Schlussbericht, velobiz.de berichtete , dokumentieren mit dem doch deutlichen Rückgang der Fachbesucherzahlen den erwarteten Abwärtstrend, insbesondere aus dem deutschsprachigen Bereich. Die Gründe dafür sind genauso vielfältig wie einleuchtend: Viele zugkräftige Hersteller, Großhändler und Verbände haben sich bis auf weiteres für eine alternative Messestrategie entschlossen und bleiben der Eurobike als Aussteller fern (aber nicht als Besucher). Damit fehlten für viele Fachhändler die gewohnten Anlaufpunkte, die Kosten-Nutzen-Rechnung ging für viele offenbar nicht auf. Die für viele als zu hoch empfundenen Kosten und die Zeit für einen Messebesuch wurde gespart. Der Fachhandel befindet sich zudem mitten in der Saison und hat alle Hände voll zu tun. Dies konnte der auch weiterhin gute Zuspruch der internationalen Gäste nicht kompensieren.
Ruhige Zeiten
Insofern manifestierte sich bei vielen verbliebenen Ausstellern der Eindruck einer über fünf Tage eher ruhigen Eurobike, welche die gedämpfte Grundstimmung im Markt auch nicht hat heben können. Klar gab es natürlich im Gespräch mit velobiz.de im Anschluss der Messe durchaus auch zufriedene Stimmen zu hören, weil beispielsweise die Besucherfrequenz aufgrund starker Aktivitäten im Vorfeld der Messe doch gefruchtet hatte oder die Messe den einen oder anderen Geschäftsabschluss oder Kontakt gebracht hat, der so nicht geplant war. Bernhard Lange, Geschäftsführer des deutschen Shimano-Importeurs Paul Lange GmbH & Co. KG, wird im Schlussbericht so zitiert: „Die Eurobike 2025 war für uns eine sehr erfolgreiche Messe. Obwohl viele namhafte Player nicht mehr hier ausstellen, waren dennoch alle als Besucher da. Die Qualität der Gespräche war durchweg positiv und zeigt, dass die Branche insgesamt auf einem sehr guten Weg ist.“ Tatsächlich gibt es große Unterschiede in der Wahrnehmung der Messewirkung unter den Ausstellern. Während die einen sich über mehr Aufmerksamkeit freuten, die durch die Abwesenheit mancher sonstigen Publikumsmagnete neu verteilt wurde, fehlte anderen das Grundrauschen an Kontakten. Hier hat die Eurobike ihr Henne-Ei-Problem zu lösen: Mehr Handel bekommt sie durch mehr Aussteller, die gerne kommen, wenn sie mehr Handel vorfinden. Wie sie dieses Dilemma auflösen kann, wird sie nun überlegen müssen.
Gleichwohl wird die Magnetwirkung einer Eurobike weiterhin gern genutzt, auch wenn man nicht direkt als Aussteller vor Ort präsent ist. Das gilt für Industriemanager, die für diverse Meetings auf der Eurobike unterwegs waren, aber auch für andere Unternehmen, die sich im Umfeld der Eurobike in Hotels oder anderen Location einmieteten, um hier Fachpresse und Handel im exklusiven Umfeld ihre Neuheiten zu präsentieren.
Große Übereinstimmung herrschte bei den Gesprächen mit Eurobike-Ausstellern der Grundsatz, dass die Fahrradbranche ein gemeinsames Forum brauche. Dazu passt das Statement von Uwe Wöll, Frontmann beim Händlerverbund VSF: „Die Fahrradbranche braucht eine Leistungsshow und Öffentlichkeit. Weder Haus- noch interne Ordermessen können diesen Part übernehmen. Starke Brands haben auch dieses Jahr auf der Eurobike gezeigt, wie das geht – durch Präsenz, durch Innovation und durch coole, moderne Auftritte.“
Doch wie kann ein zukunftsfähiges Konzept aussehen, dass wieder mehr Zugkraft auf Ausstellerseite bringt? Ein Konzept, das allen Interessen gerecht wird, gibt es sicherlich nicht und auch den besten Termin gibt es genausowenig – das haben Diskussionen und immer wieder ausprobierte Veränderungen in der Vergangenheit gezeigt. Wie kann eine sinnstiftende Präsentation aussehen, bei denen die Kosten auch in einem angemessenen Rahmen bleiben? Welche Rolle spielen künftig Endverbraucher, deren Zahlen zuletzt ebenfalls rückläufig waren? Hier hat die Terminkollision mit dem Frankfurter Ironman vermutlich nicht geholfen. Weitermachen wie bisher will und kann Eurobike-Veranstalter Fairnamic jedenfalls nicht. Einen ersten Fingerzeig, welche Ideen der Fairnamic künftig vorschweben, gab Geschäftsführer Stefan Reisinger kurz vor und dann im Laufe der Messe etwas detaillierter mit der Vorstellung einer weiteren Messemarke. Mit dieser soll eine Schärfung des Profils der Eurobike in Richtung mehr Sportlichkeit gelingen, während die neue Messe Mobifuture in Richtung neue Mobilitätsformen gehen will, velobiz.de berichtete . Die Konzeptidee ist sicher weiter erklärungsbedürftig und bedarf detaillierterer Informationen. Insofern war die Reaktion der Aussteller nach der Ankündigung der neuen Messemarke eher fragend oder kopfschüttelnd – auch weil sie für viele, auch große und langjährige Aussteller, wohl ziemlich unvorbereitet gekommen ist. In Gespräche war herauszuhören, dass man bei der Tragweite der Entscheidung gerne schon im Vorfeld informiert und gehört worden wäre. Das kann sicherlich nachgeholt werden, wenn es um die Ausgestaltung des neuen Messeformats geht. Viel Zeit dazu bleibt allerdings nicht.
Einen vertiefenden Bericht dazu lesen Sie in der nächsten Ausgabe von velobiz.de-Magazin.
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