4 Minuten Lesedauer
Das gut ausgeaute Radnetz in der Schweiz kurbelt auch Veloverkäufe an.
i

Nach schwachem Start

Eidgenössische Fahrradsaison entwickelte sich 2008 sehr solide

Trotz nasskaltem Frühjahr und Fußball- Europameisterschaft im Land: Die Schweizer Fahrradbranche blickt zufrieden auf die ersten zwei Drittel dieses Jahres zurück. Positiv wirkte sich vor allem die ungebremst hohe Kauflust und der Trend zu gesundem Freizeitverhalten aus. Besonders profitieren konnten

Das gut ausgeaute Radnetz in der Schweiz kurbelt auch Veloverkäufe an.E-Bikes etabilieren sich als feste Größe im Schweizer Fahrradmarkt.

die Elektroräder. Nachdem sich die Verkaufszahlen in diesem Jahr bereits nahezu auf 12.000 verkaufte Fahrzeuge verdoppelt hatten (Velobiz.de berichtete), haben sich die Räder endgültig als wichtige Umsatzquelle im Fachhandel etabliert.Sowohl in der Menge als auch in der Preislage ziehen sie demnächst mit den Rennrädern (rund 13.000 verkaufte Exemplare im Vorjahr) gleich. Dafür, dass das Elektrorad in der Schweiz aus der Nische tritt, spricht auch, dass immer mehr Radfahrer gezielt danach fragen. „Viele Elektrovelokäufer wissen bereits, wenn sie das Geschäft betreten, was sie kaufen möchten“, weiß Andreas Bundi vom Winterthurer Fachgeschäft Bikestop. Wahrscheinlich wäre der Absatz noch stärker explodiert, wenn die Hersteller größere Mengen auf Lager gehabt hätten. „Im April waren wir bereits ausverkauft“, sagt Dirk Kurek, Verkaufsleiter beim Schweizer Giant-Importeur Komenda, der in diesem Jahr neben den Elektrorädern von Giant erstmals auch welche unter der Eigenmarke Ibex auf den Markt brachte. „Wir haben rund 1000 Fahrzeuge auf Lager genommen, und dachten, das sei mutig. Aber die Nachfrage hat selbst diese optimistische Prognose übertroffen“.

Entspanntere Liefersituation

Tröstlich war für den Fachhandel, dass sich die Liefersituation in den anderen Bereichen nach dem chaotischen Vorjahr wieder entspannt hatte. „Die Saison startete nicht mehr so explosionsartig wie 2007“, sagt Hans Meyer, Inhaber des Fahrradherstellers TDS-Rad und Schweizer Stevens-Importeur. „Dadurch gerieten wir nicht gleich von Anfang an in den Rückstand.“ Der Saisonauftakt war mit den zwei nasskalten Monaten März und April jedoch nicht einfach entspannt, sondern fiel buchstäblich ins Wasser. Händler wie Hersteller verzeichneten Umsatzeinbrüche von bis zu 25 Prozent gegenüber einem durchschnittlichen Frühling. Ab Mai verbesserte sich das Wetter, und bis zu den Sommerferien konnten die Einbußen des Frühjahres kompensiert werden. Erstaunlich ist dabei, dass die Fußballeuropameisterschaft im Lande der Lust auf Fahrräder keinen Abbruch tat. Anders als in Deutschland während der WM vor zwei Jahren, meldete niemand in der Branche nennenswerte Einbussen durch das runde Leder.

Positive Konsumentenstimmung

Viel zur positiven Zwischenbilanz trug die positive Konsumentenstimmung bei. Trotz erster düsterer Wolken am Konjunkturhimmel hielten sich die Kunden im Fahrradgeschäft noch nicht zurück. „Wir erlebten in diesem Jahr auffallend oft, dass der Preis eine untergeordnete Rolle spielt“, sagt Robert Stolz vom Stadtzürcher Custommade-Spezialisten Fahrradbau Stolz: „Viele Kunden ließen sich ein besonderes technisches Feature oder eine gefällige Optik viel kosten“. Das Rad, so Stolz, nehme bei einer größer werdenden Bevölkerungsgruppe die Rolle eines Prestigeobjekts ein. Gefragt sind dabei nicht nur reine Sporträder, sondern zunehmend auch hochwertige Alltags- und Tourenräder, stellt Stolz fest. „Fahrradreisen werden längst nicht mehr mit fernen Ländern in Verbindung gebracht. Viele Leute nutzen das ausgezeichnete Radwanderwegnetz in der Schweiz und im angrenzenden Ausland“. Von Bedeutung sei der steigende Wunsch nach körperlicher Freizeitaktivität ohne sportlichen Ehrgeiz, die flexible und spontane Planungsmöglichkeit wie auch das sensiblere Umweltbewusstsein, das manche Leute dazu bringe, den Sitz im Fernflieger gegen den im Fahrradsattel zu tauschen.

Gestiegene Durchschnittspreise

Seine Beobachtungen decken sich mit den Erfahrungen von Hans Meyer, dessen Firma sich auf individuelle Anpassungen an Alltags- und Tourenrädern spezialisiert hat: „Bei TDS steigt der Anteil der Räder, die ab Werk auf die technischen und ästhetischen Wünsche der Kunden angepasst werden. Wir stellen fest, dass der Käufer ohne mit der Wimper zu zucken tiefer in die Tasche greift, wenn er dafür ein Rad mit einer individuellen Note erhält“. Für den gesamten Markt rechnet Meyer deshalb nicht zwingend mit einer deutlich größeren Menge verkaufter Räder, dafür aber mit einem merklich gestiegenen Durchschnittspreis: „Wer in diesem Jahr ein Schweizer Fahrrad-Fachgeschäft betrat, ließ sich sein neues Fahrvergnügen etwas kosten".

1. September 2008 von Urs Rosenbaum

Verknüpfte Firmen abonnieren

Komenda AG
Nur für Abonnenten
News
Nur für Abonnenten
Kommentare
Nur für Abonnenten
Stellenmarkt
Tour de Suisse Rad AG
Nur für Abonnenten
News
Nur für Abonnenten
Kommentare
Nur für Abonnenten
Stellenmarkt
Velobiz Plus
Die Kommentare sind nur
für unsere Abonnenten sichtbar.
Jahres-Abo
115 € pro Jahr
  • 12 Monate Zugriff auf alle Inhalte von velobiz.de
  • täglicher Newsletter mit Brancheninfos
  • 10 Ausgaben des exklusiven velobiz.de Magazins
Jetzt freischalten
30-Tage-Zugang
Einmalig 19 €
  • 30 Tage Zugriff auf alle Inhalte von velobiz.de
  • täglicher Newsletter mit Brancheninfos
Jetzt freischalten
Sie sind bereits Abonnent?
Zum Login