4 Minuten Lesedauer
Fahrradhelme werden in europaeischen Hauptstaedten unterschiedlich haeufig getragen.
i

DEKRA-Studie

Große Unterschiede bei Helmtragequote in europäischen Hauptstädten

Die Haltung zum Fahrradhelm ist in europäischen Hauptstädten sehr unterschiedlich. Die DEKRA Unfallforschung hat neun Städte untersucht.

Die Ergebnisse sind Teil des DEKRA Verkehrssicherheitsreports 2020 zum Thema "Mobilität auf zwei Rädern". Insgesamt wurden in neun Städten mehr als 12.000 Rad- und E-Scooter-Fahrerinnen und Fahrer in die Studie einbezogen. Die Beobachtungs-Teams waren - vor der Corona-Pandemie - in Amsterdam, Berlin, Kopenhagen, Ljubljana, London, Paris, Warschau, Wien und Zagreb unterwegs.

Im Durchschnitt 22 %

"Über alle Städte hinweg betrachtet, lag die Helmtragequote bei 22 %", so DEKRA Unfallforscher Luigi Ancona. "Wobei der Gesamtdurchschnitt wenig Aussagekraft hat, denn die Einzel-Ergebnisse gehen sehr weit auseinander."
Die höchste Helmtragequote wurde mit 60,9 % in London verzeichnet. Mit deutlichem Abstand folgen Wien (26,7 %) und Berlin (24,3 %). Am wenigsten Helm getragen wird in Amsterdam, nämlich praktisch überhaupt nicht - die Quote lag bei nur 1,1 %. Niedrige Quoten wurden auch in Zagreb (5,9 %) und Ljubljana (9,1 %) ermittelt. Das Mittelfeld bilden Kopenhagen und Paris (jeweils 19,9 %) sowie Warschau (22,0 %).

Wenig überraschend war die Beobachtung, dass Kinder, die mit dem Rad unterwegs sind, häufiger einen Helm tragen als alle anderen Altersgruppen. Das hat vor allem damit zu tun, dass Eltern bei ihren Kindern besonders auf die Sicherheit achten. Hinzu kommt, dass in vier Ländern, in denen die DEKRA Beobachtungsteams unterwegs waren, für Kinder und teilweise auch für Jugendliche eine Helmpflicht gilt: In Österreich und Frankreich bis 12 Jahre, in Slowenien bis 15 Jahre und in Kroatien sogar bis 16 Jahre. Auffällig auch: Die niedrigste Helmtragequote wurde bei Teenagern ermittelt.

Bei Privatfahrrädern, die in allen Städten die große Mehrheit ausmachten, lag die Helmtragequote deutlich über derjenigen bei Verleihfahrrädern. E-Scooter spielten vor allem in Berlin, Warschau, Wien und Paris eine Rolle. Hier wurde sehr wenig Helm getragen, die Quote lag überall deutlich unter der bei Fahrrädern. In Berlin wurden 173 E-Scooter erfasst - niemand trug dabei einen Helm. In Paris trugen auf 316 beobachteten E-Scootern immerhin 30 Personen (9,5 %) einen Helm.
Die Verkehrsbeobachtung wurde in allen neun Städten jeweils an Wochentagen zu unterschiedlichen Tageszeiten und an mehreren Orten rund um den Stadtkern durchgeführt.

Erklärungsversuche

Auffällig ist für die DEKRA Unfallforscher vor allem die minimale Helmtragequote im Fahrradland Niederlande. "Die Niederlande sind für Radfahrerinnen und Radfahrer das zweitsicherste Land nach Dänemark, wenn man die Unfallzahlen mit der Gesamtfahrleistung ins Verhältnis setzt", so DEKRA Experte Ancona.

"Unsere Zahlen lassen durchaus Rückschlüsse darauf zu, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen fahrradfreundlicher Infrastruktur, dem subjektiven Sicherheitsgefühl und der Entscheidung, einen Helm zu tragen oder nicht." Dazu passt auch eine weitere Beobachtung: In London, der Stadt mit der mit großem Abstand höchsten Helmtragequote, trugen auffällig viele Radfahrerinnen und Radfahrer zusätzlich Warnwesten, um besser sichtbar zu sein.

DEKRA Verkehrssicherheitsreport

Seit 2008 veröffentlicht DEKRA jährlich den Verkehrssicherheitsreport zu einem Ausschnittsthema. Der Report 2020 beschäftigt sich mit Mobilität auf zwei Rädern. Die Verkehrssicherheit im Zusammenhang mit Fahrrädern, Pedelecs, E-Scootern und Krafträdern wird dabei von den DEKRA Experten aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln beleuchtet. Am Ende stehen konkrete Forderungen und Empfehlungen zu den Bereichen Technik, Infrastruktur und Faktor Mensch.

Das Online-Portal www.dekra-roadsafety.com bietet die Inhalte des Reports und seiner Vorgänger sowie tiefergehende Informationen, zum Beispiel im Bewegtbild. Außerdem können hier alle DEKRA Verkehrssicherheitsreports als PDF heruntergeladen werden.

16. November 2020 von Pressemitteilung
Velobiz Plus
Die Kommentare sind nur
für unsere Abonnenten sichtbar.
Jahres-Abo
115 € pro Jahr
  • 12 Monate Zugriff auf alle Inhalte von velobiz.de
  • täglicher Newsletter mit Brancheninfos
  • 10 Ausgaben des exklusiven velobiz.de Magazins
Jetzt freischalten
30-Tage-Zugang
Einmalig 19 €
  • 30 Tage Zugriff auf alle Inhalte von velobiz.de
  • täglicher Newsletter mit Brancheninfos
Jetzt freischalten
Sie sind bereits Abonnent?
Zum Login