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Große Show in Amsterdam für eine neue E-Bike-Marke
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Europa-Präsentation in Amsterdam

Keyboard-Konzern bringt E-Bikes für Europa

Amsterdam, eine der Königsstädte des Fahrrads, ist gerade gut genug, wenn ein großer Konzern eine neue E-Bike Marke auf dem europäischen Markt vorstellen will. Mit modernem Design gefallen, mit robuster Technik überzeugen – das versucht die neue E-Bike-Marke

Große Show in Amsterdam für eine neue E-Bike-MarkeBESV rollt mit einem auffälligen Design in den MarktAdrian Lipovaca steuert den Deutschland-Vertrieb für BESVGut integrierte Akku-Lösung bei BESV

BEVS mit seinen ersten Modellen. Am 18. Mai lud man zur fulminanten Präsentation niederländische Händler und europäische Journalisten nach Amsterdam. „Wir wollen“, so CEO Andy Su, „mit BESV jetzt nachhaltig auf dem europäischen Markt landen“. Und immer wieder sagte er, wie wichtig ihm dabei vor allem auch der deutsche sei.

Die Hollandsche Manege ist eine alte Reitschule mitten in Amsterdam. Sie ist heute noch in Betrieb, wird aber sehr gern und oft auch als Lokation für ungewöhnliche Events genutzt. Hier präsentierte man also die Geburt der Marke BESV – unter gewaltigen gründerzeitlich anmutenden Balkonen über der Manege, mit unverkennbarem Pferdegeruch in der Nase, Pferdegewieher aus den Lautsprecher in den Ohren und eine eindrucksvolle Multimedia-Bühnenpräsentation mit Starlets aus dem niederländischen Fernsehen vor Augen. Eine Show, wie sie für die Fahrradbranche noch vor wenigen Jahren unvorstellbar gewesen wäre. Aber eben vor allem auch eine Show.

IT-Branchenriese kommt ins Rollen

Der Konzern Darfon ist für Softwarelösungen und Human Interfaces bekannt – das Multinationale Unternehmen mit weltweit etwa 20.000 Mitarbeitern ist derzeit nach eigenen Angaben Nummer Eins in Sachen Notebook-Keyboards. Die Basis dafür, in Europa auch in Sachen E-Bike gut landen zu können, sieht man in zwei Punkten: Dem hohen Niveau der Elektronik- und Software-Elemente, die alle aus der eigenen Entwicklung und Produktion stammen, und der aufwendigen Designsprache. Die Räder fallen durchaus auf und können auch gefallen. Ihr Design hat dem Unternehmen unter anderem zwei Red Dot-Awards eingebracht.
Über den Nährwert eines für den deutschen Markt so wenig einprägsamen Markenamen wie BESV lässt sich sicherlich streiten. Emotional ansprechendere Namen für die einzelnen Modelle wie Jaguar und Panther wurden in Hinblick auf Namensrechte kurzfristig zurückgezogen.

Das City-Rad PS1 kann optisch durchaus überzeugen. Das Rad im Faltradlook mit Carbonrahmen, dicken Zwanzigzöllern, technisch einfach gehaltener Federgabel und Luftfederelement im Heck erinnert etwas an das Gocycle. Besonders schön designt ist die Integration des Akku-Dreiecks in den Rahmen. Sein Energiegehalt: 237 Wh. Auch die Akku- und Motorsteuerung stammt von Darfon. Stolz ist man besonders auf den Smart-Modus – hier werden die Daten aus dem Kraftsensor im Tretlager interpretiert und so der Energiezufluss verringert, wenn er nicht gebraucht wird. Diese zusätzliche intelligente Steuerung soll Energie einsparen. Mit etwa 45 bis 60 Kilometer Reichweite kann man auf dem PS1 rechnen. Mit unter 17 Kilogramm Gewicht ist das Rad auch relativ problemlos ohne Unterstützung fahrbar. Erhältlich wird das PS1 für etwa 3.000 Euro und in den drei Rahmenfarben weiß, gelb und rot sein.

Das frontgefederte LX1 mit weich geschwungenen Y-Rahmen ist vor allem ein Image-Produkt– eine Art Café Racer unter den Bikes: „Das Rad soll zeigen, was vom Design her heute möglich ist, es ist kein Rad für den Pendleralltag“, meint Adrian Lipovaca. Der ehemalige Storck-Mitarbeiter wird in Deutschland Vertrieb und Marketing für BESV aufbauen (velobiz.de berichtete).

Custom-Versionen für Handelspartner

Hierzulande soll es auch B to B-Anpassungen geben, wie sie für verschiedene niederländische Unternehmungen schon durchgeführt werden. „Das fängt bei den Farben an, möglich sind aber auch viel weitergehende Veränderungen an der Hard- und Software. Wir haben mit eigener Entwicklung und Produktion einfach den Vorteil der eigenen Herstellung und Inhouse-Testabteilung; die wesentlichen Komponenten werden nicht zugekauft, sondern selbst produziert oder zumindest, wie beim Motor, nach eigenen Grundsätzen verändert.“ Know-how, das man den Modellen zum Beispiel schon an so einfachen Dingen wie der wartungsfreundlichen Kabelverlegung ansehen soll.

„Komponenten“ ist auch ein Stichwort für den deutschen Markt: Die ersten Modelle von BESV sollen bereits in etwa acht Wochen erhältlich sein. Allerdings wird, was die Bestückung angeht, noch nachgebessert, so Lipovaca. „Wir wollen die Modelle noch genauer auf den deutschen Markt anpassen, und dazu gehört auch eine ausgewogene Komponentenspezifikation nach deutschen Vorstellungen.“

Auf dem deutschen Markt ist es schließlich nicht sinnvoll, am 3.000-Euro-E-Bike eine Kettenschaltung aus einer der unteren Shimano-Schubladen zu verbauen.
Zunächst will man sich hier ein Händlernetz knüpfen, „vorerst gehen wir mit diesen Premium-Bikes definitiv nur über die Fachhändler“, so Lipovaca. Danach wird man vielleicht versuchen, im Boots- und Caravan-Sektor Partner zu gewinnen.
Die in den Niederlanden bereits eingeführte Einstiegsmarke von Darfon, Votani – Frontmotor, Preise ab 1.500 Euro – bedient vor allem den klassischen E-Hollandrad-Bereich und wird in Deutschland nicht aktiv vertreten sein.

20. Mai 2015 von Georg Bleicher
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