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Messe - Eurobike-Nachbericht

Mehr als ein Neustart

Diese Premiere der Eurobike am neuen Standort Frankfurt war ein bemerkenswerter Erfolg. Das lässt sich trotz mancher kleineren und größeren Startschwierigkeiten festhalten. Zu tun gibt
es dennoch einiges für nächstes Jahr.

Die 33.780 Fachbesucher mögen etwas weniger sein, als zu Bestzeiten der Eurobike in Friedrichshafen vor Ort waren, aber trotzdem ist diese Zahl ein Beleg dafür, dass die Fachmesse neue Relevanz zurückgewonnen hat. Es waren jedenfalls genug Menschen vor Ort, um die gigantisch großen 140.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche gut besucht wirken zu lassen. Nicht zuletzt die Kooperationen mit ZEG, Bico, VSF und den anderen Verbänden führten dazu, dass für viele inländische Fahrradhändler und andere Player im Fahrradmarkt an der Eurobike kein Weg vorbei führte. Die Corona-Krise scheint damit für die Eurobike zunächst einmal ausgestanden. Wenn dann noch die letzten internationalen Reisebeschränkungen fallen und sich die allgemeine Zurückhaltung beim Reisen normalisiert, werden die Besucherzahlen wohl noch weiter anwachsen. Doch die nackten Zahlen sind nicht alles, was für die Messe optimistisch stimmt. Die maßgebliche Relevanz kommt vom konkreten Nutzen, die Verbände und Hersteller und natürlich vor allem die Besucher der Eurobike zusprechen. Bereits die vergleichsweise schwach besuchte Veranstaltung im vergangenen Jahr unter Corona-Spielregeln hat allen Marktteilnehmern vor Augen geführt, dass man auf die vielen Gespräche und wohl auch auf den Glam-Faktor einer prickelnden Leitmesse nicht verzichten kann. Kein anderes Ereignis führt zudem so zielsicher positiv besetzte Fahrradthemen in alle Medien von Tagesschau bis Bild-Zeitung (auch wenn Letztere sich große Mühe gab, die Messe schlechtzureden).

Viel Potenzial, das noch freigelegt werden kann

So löblich vieles war, gibt es auch eine lange Liste an Verbesserungsvorschlägen. Kritisiert wurde von verschiedensten Seiten, dass viele Messestände eher uninspiriert aussähen. Mal geschah das nüchtern, mal polemisch, und oft genug dürfte dieses Urteil so pauschal ausgedrückt schlicht falsch sein. Schlussendlich liegt es auch nicht in der Verantwortung des Messeveranstalters, ob die Aussteller einen eher funktionellen nüchternen Messebau betreiben oder ein großes visuelles Feuerwerk abfeuern. In jedem Fall kann man sich trotzdem darüber Gedanken machen, wie der Übergang zwischen Fachbesucher- und Publikumstagen besser gestaltet werden kann. Im Moment sind die meisten Messestände erkennbar primär auf die Fachbesucher und -besucherinnen ausgerichtet. Das ist natürlich sinnvoll. Ohne diese B2B-Zielgruppe kann es eine Weltleitmesse des Fahrrads nicht geben, aber es sollte noch mehr möglich sein. Wenn die Eurobike künftig auch als Publikumsmesse einen Neustart darstellen soll, müssen noch einige Stellhebel vom Messeveranstalter, aber auch von den Ausstellern nachjustiert werden.

Die großzügig dimensionierte Teststrecke wurde sowohl vom Fachpublikum als auch von den Endverbrauchern intensiv genutzt.

Damit ist man bei der einzigen wirklich negativen Überraschung auf dieser Frankfurter Premiere: die eher verhaltene Besucherzahl an den Publikums­tagen. Das hat aber sicher nicht nur mit dem Gebotenen zu tun. Die gezählten 27.300 »Fahrradfans« liegen angesichts des enormen Einzugsgebiets deutlich unter dem, was man erwarten und erhoffen konnte.
Manche Frankfurter Locals stellten dazu fest, dass die Eurobike im Vorfeld innerhalb der Stadt keine große Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte. Im Unterschied zu lange vergangenen Tagen der IAA (was ein fragwürdiger Vergleich ist, aber trotzdem), als Schulklassen sich im Unterricht auf den Messebesuch vorbereitet haben, hat die Fahrradwelt es nicht geschafft, sich als besonderes Gesprächsthema nach vorne zu
schieben. Auch das ist eine Aufgabe für die nächsten Jahre.
Zu den positiven Überraschungen gehört, dass sich auf der Eurobike inzwischen die recht neue Gruppe der Infrastruktur- und Verkehrsexperten und -expertinnen eingegliedert hat. Aus dieser Richtung stammen auch Veranstaltungen wie die Mobility Network Night, die herausstachen aus der Vielfalt der Events. Man muss nicht selbst Fahrräder bauen, um trotzdem essenziell für das Fortkommen der Branche zu sein. Es ist positiv zu sehen, dass auf der Eurobike auch dieser Teil der Fahrradwelt heute eine angemessene Darstellung erfährt.
Der starke Auftakt in Frankfurt lässt also auf weitere erfolgreiche Aufschläge und Impulse in Frankfurt
hoffen. Insbesondere wenn man berücksichtigt, dass noch einige Stellschrauben bewegt werden können, um die Eurobike noch prominenter in die öffentliche Aufmerksamkeit zu stellen. Man darf gespannt sein, wie sich die Einstellung und Situation der Branche bis nächstes Jahr entwickeln wird. Stand heute lautet die frohe Kunde für die Messemacher, dass die wenigen Big Player, die dieses Jahr gefehlt haben, lautstark darüber nachdenken, ebenfalls wieder auf die Eurobike zurückzukehren. Am 21. bis 25. Juni 2023 findet dann die 31. Ausgabe der Messe statt. Bis dahin wird sich vieles getan haben. //

19. August 2022 von Daniel Hrkac

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