
Kolumne - Carsten Bischoff
Vororder 2.0
... an den Mann oder die Frau gebracht werden. Und weil es ums Überleben geht, helfen auch keine kreativen Ideen mehr, sondern es geht nur noch über den Preis.
Wenn irgendwann die Schlacht geschlagen ist, gibt es nur Verlierer, die die Scherben zusammenfegen und ihre Wunden lecken. Krisenzeiten müssen nicht unbedingt nur schlecht sein, wenn man daraus lernt und dann etwas Neues schaffen kann. Da wir alle Kaufleute und keine Politiker sind, sollte uns das auch gelingen.
So gilt es herauszufinden, welches die hartnäckigsten Sargnägel sind. Ganz oben auf meiner Liste steht das Thema Vororder. Hier bedarf es für alle Beteiligten neuer Ideen. Die meisten Marktteilnehmer sind gerupfte Hühner und gerade die Händlerschaft wird es künftig tunlichst vermeiden, bei der Vororder »all in« zu gehen. Das Risikobewusstsein ist hoch und so picken wir uns die Rosinen aus den vielfältigen Portfolios und verzichten gegebenenfalls auch auf die nächste Rabattstufe. Mit den Abschriften auf alte Ware sind die vermeintlich dicken Prozente nämlich ganz schnell wieder heiße Luft.
Wie also könnte ein Plan für die Zukunft aussehen?
Hersteller wie Händler brauchen eine gewisse Planungssicherheit und hier bedarf es eines grundlegend neuen Systems. Das saisonale Erneuern kompletter Modellpaletten muss einer längeren Laufzeit sowie einer geringeren Sortimentstiefe weichen. Kernmodelle dürfen so lange laufen, bis bei den Komponentenherstellern die Karten neu gemischt werden oder das Produkt an sich vom Markt abgewählt wird. Zusätzliche Farben können im jährlichen Rhythmus gern ergänzt werden.
Wenn man es dann noch schafft, aus sechs bis acht Modellen eine Good-better-best-Struktur zu schaffen, wäre allen geholfen. Mehr Klarheit, mehr Übersicht und weniger Kaugummi in der Auswahl.
Gleichzeitig empfehle ich, das Neuheitenfeuerwerk rund um die Eurobike besser über das Jahr zu verteilen. Ganz wichtig dabei: Wenn die Produkte vorgestellt werden, müssen sie in den Shops stehen. Wenn wir die Neuheiten sechs Monate nach Vorstellung erst bei uns haben, ist der erste Schwung schon raus. Da dürfen die Europäer gern von den Amerikanern lernen.
Aus der Vororder wird dann ein Rahmenvertrag über Mengen und Werte, die in einem Zeitraum X abgenommen werden. Wer die geplanten Mengen schafft, bekommt einen lohnenswerten, an die jeweilige Menge gekoppelten Bonus. Die Basismarge ist dann entsprechend niedriger. Das schafft eine gewisse Preisstabilität unter dem Jahr und verhilft in der Saison den Herstellern zu höheren Einnahmen. Eine Vororder für Liefersicherheit ist natürlich möglich.
Ich bin gespannt auf die Ideen der Hersteller und Importeure.
Carsten Bischoff ist Fahrradhändler in Dresden.
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