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Viel Fachwissen und Anregungen wurden auf der VSF-MV vermittelt.
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Workshops bis die Köpfe rauchen:

VSF-Mitglieder holen sich frischen Input für ihr Business

Zwar herrscht auf den Mitgliederversammlungen des VSF traditionell eine lockere und freundschaftliche Atmosphäre. Das darf jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass sich die Mitglieder des Verbunds hinter den Türen der Seminarräume in konzentrierter Arbeitsatmosphäre viele Anregungen und Informationen für das eigene Unternehmen holen. Gegen Ende des Workshop-Programms rauchten jedenfalls so manche Köpfe angesichts der Informationsflut. Wer nach drei Tagen Mitgliederversammlung immer noch Wissendurst hatte, konnte im Anschluss noch einen Blick hinter die Kulissen nahe gelegener Fahrradhersteller werfen. velobiz.de hat bei einigen Vorträgen rein gehört.

Viel Fachwissen und Anregungen wurden auf der VSF-MV vermittelt.Die Hausmesse bot Raum für Gespräche zwischen Herstellern und Händlern abseits von Konditionen und Orderdruck.Severine Lönne und Norman Semmeling von Cycle Union gaben den Besuchern vom VSF eine schwere Nuss zum Knacken.

Über 20 Vorträge und Workshops standen auf dem prall gefüllten Programm der VSF-Mitgliederversammlung, die heuer vom 22. bis 24. November in Papenburg stattfand.Dazu gab es noch die traditionelle VSF-Hausmesse am zweiten Abend und mehrere Plenen, in denen die Belange und Beschlüsse des Vereins verabschiedet wurden. Es ist deshalb inzwischen auch schon eine Tradition im VSF, dass ein normaler Arbeitstag für das Programm der Mitgliederversammlung nicht genügend Stunden enthält, so dass auch noch in den späten Abendstunden Workshops stattfanden.

Gleich zum Auftakt der Versammlung informierte VSF-Berater Andreas Lübeck, wie bereits von velobiz.de berichtet , über den aktuellen Stand der Planungen zur Zertifizierung von Werkstätten.
Aktuelle Zahlen aus der Marktforschung von Yahoo brachte Lars Röttger von bikeshops.de zu seinem Vortrag über Internet-Marketing mit. Eine vor wenigen Wochen veröffentlichte Studie des Online-Portals zeigt, wie wichtig der Webauftritt für den Handel inzwischen ist. Und, wie wichtig der Webauftritt von Händlern auch bei Kaufentscheidungen durch den Verbraucher geworden ist: Rund 83 % der deutschen Internet-Nutzer (was wiederum laut Statistischem Bundesamt knapp 80 % der Bevölkerung sind) suchen vor einer Kaufentscheidung online nach entsprechenden Informationen. Die Information im Handel selbst rangiert mit 43 % immer noch an zweiter Stelle, gefolgt von der Nachfrage bei Freunden und Kollegen. Ziemlich abgeschlagen sei laut Yahoo-Studie die Bedeutung der Printmedien, deren Inhalte nur noch bei 27 % der Kaufentscheidungen zu Rate gezogen werden.

Im Internet wiederum sind Suchmaschinen für 70 % der Verbraucher ein wichtiger Anlaufpunkt bei Kaufentscheidungen, gefolgt von Preisvergleichsseiten mit 54 %. Doch auch die Informationen auf Webseiten von Händlern (45 %) und Herstellern (39 %) spielen für Verbraucher bei Kaufentscheidungen eine wichtige Rolle.

Auch auf die Frage, wozu Suchmaschinen bei der Kaufanbahnung genutzt werden, wusste Röttger bzw. die von ihm zitierte Yahoo-Studie eine Antwort: 72 % der Internet-Nutzer suchen bei Google, Yahoo & Co. einen Online-Händler für ein bestimmtes Produkt; rund 57 % gaben aber auch an, über Suchmaschinen einen stationären Händler finden zu wollen. Eine Aufschlüsselung der Suchbegriffe bei kaufinteressierten Verbrauchern untermauert diese Zahl: Am häufigsten wird nach bestimmten Artikeln (67 %) gesucht, gefolgt von der Suche nach bestimmten Händlern (37 %). Die Suche nach einer bestimmten Marke ist hingegen mit rund 10 % Anteil eher die Ausnahme. (Die vollständige Studie wird übrigens von Yahoo auch zum Download angeboten: http://de.media.yahoo.com/insights/yahoo-studien.html )

Lars Röttger, der mit seinem Unternehmen die Webauftritte von mehreren hundert Händlern erstellt hat, konnte die Ergebnisse der Yahoo-Studie übrigens auch aus eigener Erfahrung bestätigen. Demnach werden Produkt-Informationen auf den bei ihm beheimateten Seiten im Monat rund eine Million Mal aufgerufen, Seiten mit Informationen über Marken hingegen nur rund 30.000 Mal. Noch seltener werden Informationen über die Service-Leistungen oder das Team von Händlern abgerufen, deren Zugriffszahlen bei bikeshops.de jeweils unter 10.000 Seitenaufrufen lägen.

Daraus abgeleitet hat Röttger ein Content-Ranking erstellt, das die Bedeutung der einzelnen Bereiche einer Händler-Webseite bewertet. Am meisten Aufmerksamkeit verdienend sei demnach der Bereich Produkte und Angebote, gefolgt von Kontaktinformationen und Öffnungszeiten, den angebotenen Marken und den Service-Leistungen eines Händlers. Von aufwändigen Online-Tagebüchern (Blogs) oder Video-Rundgängen durch den Laden riet Röttger seinen Zuhörern hingegen ab, da deren Pflege vor allem in der Saison meist aus Zeitmangel vernachlässigt wird.

Eindringlich geraten hat Röttger den Fahrradhändlern hingegen dazu, sich um ein gutes Ranking bei Google und anderen Suchmaschinen zu kümmern. Was sich zunächst nach einer schwierigen Aufgabe anhört, sei in der Praxis gar nicht so schwer zu bewerkstelligen, wie der Internet-Experte erklärte. Das Wichtigste für eine gute Positionierung bei Suchergebnissen seien möglichst viele Backlinks, also Verweisen auf die eigene Webseite. Je höher die verweisende Seite bei Google gewertet wird, desto höher fällt auch die Gewichtung der eigenen Seite aus. Händler sollten deshalb beispielsweise darauf achten, dass ihr Unternehmen auf den Webseiten aller Lieferanten als Bezugsadresse mit Link genannt wird.

Verkehrsplaner will Städte vereinfachen

Der Vortrag von Dr. Jürgen Göttsche hatte zwar weniger unmittelbaren Bezug zum Tagesgeschäft von Fahrradhändlern, war dafür aber nicht minder interessant. Der Verkehrsplaner der Stadt Marl gab Einblicke in aktuelle Modellprojekte zur Verbesserung der Fahrrad-Infrastruktur für Städte und Gemeinden. Zudem stand der Trend zur Deregulierung im Straßenverkehr, etwa durch den Rückbau des Schilderwalds, im Mittelpunkt seines Vortrags. Dass diese Themen gegenwärtig auf der Agenda vieler Gemeinden stehen, hängt auch mit dem demografischen Trend in Deutschland zusammen. Beispiel Marl: Das Ruhrgebietsstädtchen wird in einigen Jahren nur noch 75.000 statt wie heute 90.000 Einwohner haben. Diese Entwicklung und damit auch deutliche Steuerausfälle seien aufgrund zurückgehender Geburtenzahlen unausweichlich, wie Göttsche seinen Zuhörern erklärte. Wenn sich Städte nicht schon jetzt auf diese Zukunft einstellen, würden ihnen später die finanziellen Möglichkeiten fehlen, dies noch nachzuholen. „Wir müssen jetzt die Städte verändern, um später Kosten zu sparen“, so Göttsche.

Prominentestes, aber auch konsequentestes Beispiel für einen deregulierten Stadtverkehr ist gegenwärtig das EU-Projekt „Shared Space“, das in Deutschland in der niedersächsischen Stadt Bohmte umgesetzt wurde. Göttsche stellte neben diesem Modellprojekt auch seine eigene Vision einer „SimplyCity“ vor, ein Konzept, das Mobilität in Städten einfacher und sicherer machen soll, dabei aber auf kostspielige Maßnahmen verzichtet.

Wie geht Premium?

Besonders gut besucht war der gemeinsame Vortrag von Heiko Müller (Riese und Müller) und Uwe Wöll (Wanderer) über „Erfolgsfaktoren für den Verkauf von Premium-Fahrrädern“. Dabei ist, so das Ergebnis des Vortrags, der Begriff Premium nicht leicht zu packen. Was Premium ist und was nicht, kann für verschiedene Menschen ganz unterschiedliche Bedeutungen haben. Interessant war jedoch, welche Faktoren im Handel die Workshop-Teilnehmer für den Erfolg mit Premium-Produkten als maßgeblich erachteten, nämlich an erster Stelle das Personal, gefolgt von der Produktauswahl, der Warenpräsentation, dem Standort, den Finanzen und dem Marketing.

Hersteller-Sorgen am eigenen Leib verspürt

Wer nach drei Tagen Mitgliederversammlung noch Wissensdurst verspürte, konnte entweder einen Blick hinter die Kulissen der berühmten Meyer-Werft in Papenburg werfen oder an Betriebsführungen bei den nahe gelegenen Fahrradherstellern Derby Cycle Werke und Cycle Union teilnehmen.

Der Einladung nach Oldenburg zu Cycle Union, Hersteller der VSF-„Hausmarke“ Fahrradmanufaktur, folgten rund 20 Händler, die nicht nur einen Einblick in die Produktionsabläufe erhielten, sondern auch die täglichen Sorgen eines Fahrradherstellers quasi am eigenen Leib spüren durften: Die Händler wurden mit der Aufgabe konfrontiert, rund 30 Schritte bei der Entwicklung eines neuen Fahrradmodells in die zeitlich richtige Reihenfolge zu bringen. Und da ein Modelljahr in der Realität auch immer viel zu schnell vorbei geht, mussten auch die Besucher vom VSF ihre Aufgabe unter Zeitdruck lösen. Nach rund 15 Minuten Knobelei war klar, dass das Modell der VSF-Händler mit einiger Verspätung in den Handel rollen würde. Die kleine Übung zeichnete jedenfalls ein sehr realistisches Bild von den komplexen Aufgaben, die Fahrradhersteller mit jedem Modelljahr aufs Neue zu lösen haben.

3. Dezember 2008 von Markus Fritsch

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