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Nachgehakt - Die Meldung hinter der Meldung

Ein Konzept mit Fragen

Es war eine Überraschung und wurde zunächst skeptisch, zurückhaltend bis rundheraus ablehnend wahrgenommen: Die Vorstellung des neuen Messeformats Mobifuture zu Beginn der Eurobike hat viele auf dem falschen Fuß erwischt velobiz.de berichtete . Wir hakten nach, welche Ziele die Messe-Macher mit dem Format verfolgen und was es damit auf sich hat.

Im ersten Moment hat sich vielen der Sinn des neuen Messekonzepts Mobifuture offenbar nicht erschlossen. Eine zweite Messe, die von der Eurobike ablenkt? Was bringt das? Doch die Idee dahinter ist eigentlich verständlich und auch nicht so kompliziert: Die Fahrrad- und Mobilitätswelt ist inzwischen sehr vielfältig. Mit dem Umzug nach Frankfurt hat die Messe neue Mobilitätsthemen ein Stück weit in den Vordergrund gestellt. Inzwischen war es in der Selbstwahrnehmung an der Zeit, hier eine klarere Struktur zu schaffen. Für Fairnamic-Geschäftsführer Stefan Reisinger gab es akuten Handlungsbedarf, auch im eigenen Interesse: »Wir haben gemerkt, dass wir uns zunehmend schwertun, die sportlichen Marken noch anzusprechen.« Diese hätten immer öfter gefremdelt. Statt über Sport und Passion wurde ihnen zu viel über Mobilität gesprochen.

Umgekehrt wollte man den neuen Marktteilnehmern zu einem fokussierteren Auftritt verhelfen. Das ist also der Ausgangspunkt für zwei Messen, die aber im Kern doch eng zusammengehören: »Beides findet gleichzeitig, mit demselben Ticket und zum gleichen Zeitpunkt statt«, macht Reisinger klar. Es gibt also keine echte Trennung der Formate, auch räumlich nicht.
Die Mobifuture soll nach aktuellem Stand in Halle 6 stattfinden. Damit bewegt sich die Messe in Richtung Osten. Dort finden E-Scooter und Microcars ihre neue Heimat. Diese Halle grenzt an Halle 8, die auch inhaltlich einen Übergang zu den Themen der Mobifuture schlägt. Dort sollen nach Vorstellung von Fairnamic die Antriebs-, Motoren- und Sensoren-Hersteller sowie deren nationale und internationale Zulieferer ihre Messeheimat finden.

Die dann lifestyliger und automatisch wieder sportlicher ausgerichtete Eurobike findet dann in den Hallen 11 und 12 statt. Die Halle 9 entfällt. Beide Veranstaltungen werden jeweils auf sie
zugeschnittene, eigene Teststrecken bekommen.

Eine leise Kritik lautete, dass diese Entscheidung ein Alleingang von Fairnamic gewesen sei. Der Austausch mit der Branche habe gefehlt. »Als Veranstalter tragen wir das wirtschaftliche Risiko. Deswegen müssen wir uns selbst sicher sein, welche Schritte wir gehen«, erklärt Reisinger. Entsprechend könne man nicht alles breit mit der Branche diskutieren. Der Fairnamic-Geschäftsführer lässt aber wissen, dass man durchaus mit dem einen oder anderen Branchenteilnehmer gesprochen habe.

Trotzdem ist es mutig von den Messemachern, diese, wenn auch eher weiche, Trennlinie zwischen den Segmenten zu ziehen. Angesichts aktueller Regulierungsfragen bezieht die Messe eine Position, zu der sich die Fahrrad- und Mobilitätswirtschaft selbst noch gar nicht durchgerungen hat.

Nur noch vier Tage Messe

Beim Feilen am Konzept hat Veranstalter Fairnamic insbesondere die Kosten in den Blick genommen: Nächstes Jahr findet die Eurobike, und damit auch die Mobifuture, nur an vier Tagen statt. Der Publikumssonntag entfällt, aktuell auch, weil nächstes Jahr wieder am Messesonntag der Ironman-Triathlon stattfinden wird. »Der Samstag ist gut eingeführt beim Frankfurter Publikum und hat gut funktioniert«, beobachtet Reisinger. Auf diesen wolle man sich nun konzentrieren und ist damit wieder beim Modus, wie er einst in Friedrichshafen praktiziert wurde.

Retail First ist zurück

Kosten spart auch der Handel. Die Devise »Retail First« wird reaktiviert. Das war bereits 2019 ein erfolgreiches Konzept, dessen wesentliches Element war, dass Händler keinen Eintritt bezahlen müssen. Dies wird auch 2026 wieder der Fall sein. Hersteller können ihre Händler nun kostenfrei zum Frankfurter Messegelände einladen. Damit sollte doch mancher zusätzliche Branchenteilnehmer, den die zuletzt durchaus beträchtlichen Preise abgeschreckt haben, zu einem Messebesuch zu bewegen sein. Wenn absehbar wird, dass die Händler wieder kommen, sollte das auch für potenzielle Aussteller attraktiv sein.

Reisinger weist darauf hin, dass sie auf die Partizipation der Marken angewiesen sind. »Es geht nicht darum, dass sich die großen Marken mit 500 Quadratmetern präsentieren, sondern sie in einer angemessenen Form vertreten sind. Die Branche muss verstehen, dass es diese Plattform in dieser Form nur geben wird, wenn sich alle ein Stück weit committen.« Es gehe nicht darum, dass man Millionenbeträge ausgibt und es dürfe auch kein Wettrüsten geben. Ob Meeting-Facilities, Marketing-Auftritt, ein Meet-&-Greet-Bereich oder ein paar Highlights und Innovationen, jede Form von Teilnahme sei erwünscht. »Das Ziel muss sein, dass wir wieder kompletter werden, was die Branche angeht.«

Ob das realistisch ist, sei dahingestellt: Aber das Konzept dürfte klar genug sein, damit jeder potenzielle Aussteller weiß, auf welchen Teil der Veranstaltung er gehört. //

18. August 2025 von Daniel Hrkac

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