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Eilmeldung:

ZIV und Zukunft Fahrrad beenden Zusammenarbeit mit der Eurobike

(Update 4) Das ist ein Paukenschlag und lässt noch viele Fragen offen: Soeben hat der Zweirad-Industrie-Verband und Zukunft Fahrrad mitgeteilt, dass die Gespräche mit der Eurobike gescheitert sind und beide Verbände die Kooperation beenden werden. Welche Begründung angeführt wird und welche Rolle ein 10-Punkte-Plan dabei gespielt hat.

Es ist ein deutliches Statement, das die beiden Branchenverbänden in ihrer gemeinsamen Pressemitteilung abgeben. Die Kooperation mit der Eurobike wird beendet und damit einer Teilnahme an der nächstjährigen Branchenveranstaltung in Frankfurt am Main eine Absage erteilt.

Zu den Gründen sagt Bernhard Lange, ZIV – Die Fahrradindustrie-Präsidiumsmitglied und geschäftsführender Gesellschafter der Paul Lange GmbH & Co. KG: „Nach intensiven Gesprächen mit den Gesellschaftern der Eurobike haben wir uns entschieden, die Zusammenarbeit zu beenden. Wir konnten nicht erkennen, dass beide Gesellschafter mit derselben Konsequenz Maßnahmen unterstützen, die nötig wären, um die Messe zukunftsfähig für die Fahrradbranche aufzustellen“.

Für Zukunft Fahrrad spricht Ulrich Prediger, Zukunft Fahrrad-Vorstandsvorsitzender und Gründer von JobRad: „Die Mitglieder von Zukunft Fahrrad und ZIV – Die Fahrradindustrie haben klare Vorstellungen zu notwendigen strukturellen und inhaltlichen Anpassungen formuliert. Leider sehen wir keine realistische Chance, diese zu erreichen“.

Der Entscheidung vorangegangen war laut Mitteilung der Verbände ein intensiver gemeinsamer Feedbackprozess der Verbände mit ihren Mitgliedern im direkten Nachgang der diesjährigen Messe. Das Ergebnis war ein „10-Punkte-Plan Eurobike 2026“, der als Basis für die Gespräche mit den Messegesellschaften diente. „Wir haben uns diese gemeinsame Entscheidung nicht leicht gemacht und wir bedauern sehr, dass sie notwendig ist. Es ist wichtig, dass wir jetzt Klarheit für alle Seiten schaffen“, sagt Dirk Zedler, Zukunft Fahrrad-Vorstandsmitglied und Gründer und Geschäftsführer der Zedler-Gruppe.

Der ZIV – Die Fahrradindustrie und seine Tochtergesellschaft ZR Zweirad-Gesellschaft mbH haben ihre Kooperationsvereinbarungen mit der fairnamic GmbH gestern gekündigt. Zukunft Fahrrad hat zeitgleich um Aufhebung des Vertrags gebeten.

10-Punkte-Plan

Der 10-Punkte-Plan, der velobiz.de vorliegt und in den Stellungnahmen genannt wird, entstand im Nachgang der jüngsten Eurobike in Kooperation von ZIV, Zukunft Fahrrad und dem Vorstand des VSF.

Dort wurden schon am 15. Juli 2025 die zentralen Forderungen der Branche an die Messe formuliert. Es heißt in dem Papier: „Die Fahrradwirtschaft ist bereit, die Eurobike weiterhin zu unterstützen – “, bindet das aber an Bedingungen: „vorausgesetzt, die richtigen notwendigen strukturellen und inhaltlichen Anpassungen werden zeitnah verabredet, verlässlich umgesetzt und institutionell begleitet.“

In dem Papier wurden, wenigstens für die beteiligten Unternehmen, zentrale Punkte herausgearbeitet, die man sich für die Zukunft wünschte. Vor allem ging es um konzeptionelle Fragen. Es finden sich Punkte wie der Wunsch „Alltagsmobilität, Freizeit und Sport gleichwertig inszenieren“ und damit die „Vielfalt des Ecosystem Fahrrad abbilden“. Das EPAC25 und klassische Fahrräder wünschte man sich als gleichwertigen Kern der Eurobike.

Auch auf Zielgruppen und den Wandel im Kundenverhalten wird im Papier eingegangen. Mehr Beteiligungsoptionen für Ausstellende und auch eine Messe, die nicht auf Flächenmaximierung setzt und stattdessen die „A-Marken“ anspricht, stand auf der Wunschliste.

Insbesondere tat man sich schwer damit, das Mobifuture-Konzept als nützlich für die Branche zu erkennen. „Dem Fahrrad verwandte Fahrzeuge wie EPAC45 oder schwere E-Cargobikes sollen weiterhin ebenfalls auf der Eurobike präsentiert werden können. Das Vorhaben einer Ausgliederung u.a. dieses Fahrzeugsegments in eine Parallel-Messe (unter eigener Marke) wird eindeutig abgelehnt“, heißt es in dem Papier.

Konsequenzen der Entscheidung

Doch was gab nun den Ausschlag, die Kooperation mit der Messe tatsächlich zu beenden? Kern sind offenkundig die konzeptionellen Fragen gewesen, in denen man sich nicht einigen konnte und insbesondere die Mobifuture-Pläne der Messe. Hier tat man sich besonders schwer, obwohl die Eurobike-Macher schon kurz nach der Bekanntmachung der Pläne klargestellt hatten, wie die Parallelveranstaltung zur Eurobike konzipiert war. Doch das hat offenbar nicht genügt. Insbesondere besteht wohl die Sorge, dass dort Fahrzeuge vorgestellt werden könnten, die nicht hiesiger Regulatorik entsprechen, die Branche am Ende ins Halblegale abdriften könnte.

Vielsagend ist die Aussage von Bernhard Lange, der in seinem Zitat darauf hinweist, dass sich einer der beiden Messe-Gesellschafter (Eurobike-Macher Fairnamic ist ein Joint Venture der Messen Friedrichshafen und Frankfurt) nicht auf diesen Plan einlassen wollte. Noch muss man rätseln, wer aus welchen Gründen sich verweigerte.

Im 10-Punkte-Plan wird übrigens mit keinem Wort die Preisgestaltung der Eurobike erwähnt. Trotzdem ist klar, dass auch dieses Thema im Hintergrund eine bedeutende Rolle gespielt haben dürfte.

In Summe ist das ein harter Schlag für die Eurobike. Dass die wesentlichen Verbände der Branche nun ihre Zusammenarbeit beenden, dürfte durchschlagende Wirkung haben.

Ausstellerstruktur

Wie wird die heutige Erklärung der beiden Verbände auf die Eurobike-Pläne der angeschlossenen Mitglieder haben? velobiz.de hat bei Bernhard Lange in Bezug auf die Paul Lange GmbH & Co. KG nachgefragt. Bernhard Lange erklärt: „Die heutige Pressemitteilung wurde von ZIV und ZF herausgegeben und betraf zunächst ausschließlich die Kooperationsverträge dieser Verbände mit der Eurobike Bei Paul Lange & Co. sind wir – auch im Gespräch mit den von uns vertretenen Marken – noch im Prozess der Auswertung der heutigen Pressemitteilung und der entsprechenden Planung für 2026. Selbstverständlich fließen die Entscheidung von ZIV und ZF sowie die vorausgegangenen Gespräche mit den Messeveranstaltern in diesen Entscheidungsprozess über unsere Teilnahme an der Eurobike 2026 bzw. deren Umfang und Form ein.“

Eine klare Entscheidung hinsichtlich eines Eurobike-Auftrittes im nächsten Jahr hat man offenbar bei Bosch eBike Systems bereits gefällt. Auf Anfrage von velobiz.de heißt es: "Als Mitglied des ZIV unterstützt Bosch eBike Systems die Entscheidung der beiden Wirtschaftsverbände, ZIV und Zukunft Fahrrad, die nach intensivem Austausch mit den Gesellschaftern der Eurobike getroffen wurde. Aus den in der Pressemitteilung des ZIV dargelegten Gründen werden wir daher von einer Teilnahme an der Eurobike 2026 absehen."

Dienstradanbieter JobRad hält sich eine Beteiligung an der nächstjährigen Eurobike offen. Auf Anfrage von velobiz.de heißt es aus Freiburg: "Die Fahrradbranche braucht zukunftsgerichtete, moderne Messen, die sich konstant weiterentwickeln. JobRad prüft und bewertet die weiteren Entwicklungen rund um die Eurobike. Auf dieser Basis entscheiden wir, ob und wie wir auf der Eurobike 2026 präsent sein werden."

Reaktion der Eurobike

Die Eurobike-Macher habe ihrerseits auf die Verbandsentscheidung reagiert. Mehr dazu lesen Sie hier auf velobiz.de .

Gestern um 14:37 von Jürgen Wetzstein

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